TV-Kritik «Wer schläft, verliert»: Folter total (gääähn!)

Von Gion Mathias Cavelty

15.3.2020

«Das war keine Live-Show, das war eine Dead-Show», urteilt TV-Experte Gion Mathias Cavelty über «Wer schläft, verliert».

Schlafentzug – die reinste Folter. Zumindest für mich. Die letzten paar Nächte habe ich miserabel geschlafen und bin zusammengezählt vielleicht auf sieben Stunden Schlaf gekommen. Ich merke, wie ich Mühe habe, anständige Sätze zu formulieren und in den Computer zu hacken. Dabei habe ich es noch relativ gut im Vergleich zu den acht Promis, die sich am Donnerstagmorgen um 8.15 Uhr freiwillig in ein Big-Brother-ähnliches Gebäude begeben haben, um vor laufender Kamera 60 Stunden lang nicht zu schlafen.

Was macht das mit einem – 60 Stunden ohne Schlaf? Immer mal wieder habe ich in den Live-Stream von Pro Sieben reingeschaut, der die acht Promis beim Nichtschlafen zeigte (darunter etwa die Schauspieler Wayne Carpendale und Cheyenne Ochsenknecht, Komiker Simon Gosejohann oder Drag Queen Candy Crash). Von Mal zu Mal sahen sie schrecklicher aus. Sie vertrieben sich die Zeit mit Darts-Spielen oder am Tschütterlikasten. Wenn einer aufs WC ging, musste er alle 30 Sekunden elektronisch bestätigen, dass er nicht heimlich schläft.



Nach 50 Stunden ohne Schlaf laberte Wayne Carpendale davon, dass er sich fühle, wie wenn er «mit vollem Tempo gegen eine Wand geknallt» wäre; er «echt fertig» sei, «wie in Watte gepackt»; dabei aber «gar nicht mal so müde, sondern völlig fertig, wie in Trance im eigenen Körper».

Nach 52 Stunden und 30 Minuten wurde den Kandidaten alle koffeinhaltigen Getränke weggenommen. Das wäre für mich der Moment gewesen, an dem ich endgültig kollabiert wäre.

Dann, um 20.15 Uhr am Samstagabend, ging die eigentliche Show auf Pro Sieben los. Die Frage lautete: Welcher der acht Promis würde bei diesem «Schlaflos-Experiment» am längsten wach bleiben? Im Studio vor (Coronaviruskrise-bedingt nichtvorhandenem) Live-Publikum mussten sie sich in diversen Spielchen beweisen, ohne einzupennen. Der Preis für den Sieger: ein goldenes Kopfkissen.

Erstes Spiel: zuerst je eine grosse Sanduhr mit Sand füllen, danach mit Bierdeckeln Häuschen bauen (ja, genau: mit Bierdeckeln Häuschen bauen. Es dürfte tatsächlich noch nie etwas Deprimierenderes im TV zu sehen gegeben haben).

Candy Crash schaffte 21 Häuschen und gewann.

Die Zuschauer jubelten nicht, denn es gab ja keine. Es war gespenstisch. Vor allem, wie Moderator Thore Schölermann gute Laune zu verbreiten versuchte («Vor dem Fernseher sind ja schon viele Leute eingeschlafen – aber dass jemand IM Fernsehen einschläft, das hatten wir noch nicht»).

Drei Stunden und fünfzehn Minuten (!) hatte man das Gefühl, man wohne einem Zombie-Zehnkampf im Totenreich bei.

Die Spielchen, die durchexerziert werden mussten, wurden lächerlicher und lächerlicher: halbgefrorenes Trinkeis durch ein Röhrchen saugen; in zwei Minuten möglichst wenig blinzeln; einer langweiligen Gutenachtgeschichte zuhören; mit Kinderbauklötzchen etwas Simples nachbauen; et cetera. Dazu gab's diverse technische Probleme und unkoordiniertes Herumgebrabbel und -genöle seitens der Kandidaten.



Ein Schlafmediziner namens Prof. Dr. Ingo Fietze sonderte dazu seine ultrabanalen Einschätzungen ab («Wenn man müde wird, fallen die Augen zu») – das Ganze segelte irgendwie ja auch unter dem Banner der «Wissenschaft». Ein Witz. Mit der ganzen Versuchsanlage hätte man in der Tat etwas Intelligentes auf die Beine stellen können. Aber nein. Der exakte Erkenntnisgewinn: 0,00000.

«Ganz schlecht ist Monotonie», lautete der treffendste Satz des Professors. Ja, das hätte man besser tatsächlich nicht sagen können. Denn monoton war's. Grotesk monoton. Bizarr monoton. Verboten monoton. Es war keine Live-Show, es war eine Dead-Show. Das Finale: unsäglich. Alle warteten darauf, dass die verbliebenen Kandidaten endlich einschlafen (sie waren mittlerweile in Betten gelegt worden). Doch einige wollten und wollten nicht wegdösen. Um 23.30 Uhr musste zum «unglaublichen Notfallplan» (Moderator Schölermann) gegriffen werden, der nichts anderes als ein billiger Trick war (es musste auf einen Buzzer gedrückt werden; Ex-Model Natascha Ochsenknecht tat dies als Erste und gewann somit das goldene Kopfkissen).

Aber ganz ehrlich: Ich bin zu müde, um mich wirklich über die Sendung aufregen zu können. Auch irgendwelche Pointen wollen mir partout nicht einfallen. Mein Kopf sinkt auf die Tastatur meines Computers unds fööIch binafkjljkjaböne a bj a$bpa j349' ahj9j359 hjhhhdfghjmk,l.-covfefe

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