Beatrice Egli «Für mich war es ein tieferer Eingriff, das kann kein Messer und keine Spritze»

Von Carlotta Henggeler und Christian Thumshirn

1.6.2022

Beatrice Egli: «Wenn du zu dir stehst, kann dich niemand mehr verletzen»

Beatrice Egli: «Wenn du zu dir stehst, kann dich niemand mehr verletzen»

Beatrice Egli ist in einer neuen TV-Doku zu sehen. blue News erzählt sie von ihrem Tiefpunkt im Leben, warum sie sich als Bodyshaming-Botschafterin sieht – und was sie von Schönheitsoperationen hält.

30.05.2022

Beatrice Egli ist in einer neuen TV-Doku zu sehen. blue News erzählt sie von ihrem Tiefpunkt im Leben, warum sie sich als Bodyshaming-Botschafterin sieht – und was sie von Schönheitsoperationen hält.

Von Carlotta Henggeler und Christian Thumshirn

1.6.2022

In der zweiteiligen Doku «Beatrice Egli Unlimited» geht es um deine Karriere. Wo stehst du heute?

Sicher auf einer weiteren Spitze. Als ich die Doku gesehen habe, musste ich selbst brieggen, weil ich gemerkt habe, was ich alles schon erreicht habe. Es hat gutgetan, das zu reflektieren. Als ich den Teil mit meiner Matterhorn-Besteigung gesehen habe, dachte ich: Wow, das bin ja ich! Mir fällt es manchmal schwer, im Moment zu sein und wahrzunehmen, was jetzt gerade alles passiert.

Ein Weg mit Hochs und Tiefs. Welcher war dein magischer Moment?

Den habe ich immer wieder auf der Bühne. Wenn du merkst, das Publikum singt mit, es sind Tausende Menschen da und sie sind alle glücklich. Das sind die schönsten Momente – und das toppt auch nichts.

Deinen Tiefpunkt hattest du 2018. Du hast offen über deine Erschöpfung gesprochen. Was hat dir da wieder herausgeholfen?

Die Zeit zu haben, alles zu reflektieren und zu hinterfragen. Der beste Tipp ist, die Situation anzunehmen und sich nicht dagegen zu wehren.

Als Künstlerin hat man keinen Nine-to-five-Job. Was unternimmst du, damit du nicht wieder viel zu viel arbeitest?

Das bleibt ein ständiger Prozess. Jeder kennt das, man ist sehr schnell im Hamsterrad drin. Da unterscheide ich mich nicht von anderen Leuten, die zum Beispiel in einem Büro arbeiten. Da bin ich schon froh, musste ich das körperlich extrem merken. Das habe ich abgespeichert, damit ich nicht wieder an diesen Punkt komme. Ich habe mir auch ein Umfeld geschaffen, das mich darauf aufmerksam macht, wenn ich wieder mal monatelang ohne Pause durcharbeite. Ich bin sehr dankbar, habe ich solche Menschen um mich herum, die mich nicht nur als Sängerin oder Moderatorin kennen, sondern als Mensch und mich schon lange begleiten. Keiner will mich mehr in dem Zustand von 2018 sehen.

Es gab auch schon negative Schlagzeilen über dich. Wie gehst du heute damit um, liest du die einfach nicht mehr?

Doch, ich bekomme die Berichte auch aus meinem Umfeld mit. Mir werden Interviews auch zugeschickt oder ich werde darauf angesprochen. Inzwischen nehme ich das Ganze auch humorvoller und leichter als noch vor ein paar Jahren.

Hat das auch damit zu tun, dass du routinierter und älter geworden bist, du dich eher getraust, auch mal Stopp oder Nein zu sagen?

Ja, das musste ich lernen, das fällt mir schwer. Ich bin eine sehr offene Person, die überall das Gute sieht. Dass es mein Gegenüber nicht immer gut meint, das musste ich – zum Teil auch auf schmerzhafte Art – lernen.

Apropos Schlagzeilen. Da gab es den von einem Fan, der glaubte, eine Hochzeit mit dir gekauft zu haben. Was sagst du dazu?

Ich habe mich mal dazu geäussert. Leider ist das nicht der einzige Fall. Ich habe nichts damit zu tun. Mein Appell: Bitte fallt nicht auf solche Dinge herein. Wer noch nie mit mir persönlich gesprochen hat, der kann nicht davon ausgehen, dass er mich kennt. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Es könnte ja vielleicht auch eine Masche sein, um mich kennenzulernen?

Ja, könnte sein. Wer weiss.

Es war schwierig für mich, dass jemand die Frechheit besitzt, unter meinem Namen solche Geschäfte abzuschliessen. Es tut mir schrecklich leid und ich hoffe, dass dieser Fall nun alle wachgerüttelt hat, damit es ein Ende hat. Es ist skandalös, was mit meinem Namen gemacht wurde.

Wechseln wir das Thema. Du setzt dich öffentlich gegen Bodyshaming ein. Siehst du dich als Botschafterin?

Ja, absolut! Als mir das widerfahren ist, existierte dieser Begriff noch gar nicht. In der Zwischenzeit ist auf diesem Gebiet sehr viel passiert und ich finde das auch wichtig. Dass man sich medial über die Figur äussert, das ist heute nicht mehr denkbar, über diesen Prozess bin ich dankbar. Ich finde es schön zu sehen, wie eine selbstbewusstere Generation heranwächst. Sie wissen, dass genau ihre Individualität sie einzigartig macht.

Da hat sich viel getan.

Ich wünschte mir, das wäre schon früher passiert. Ich war damals 24 Jahre alt, als ich damit konfrontiert wurde, war das schon noch eine andere Zeit. Gleichzeitig muss ich sagen, ich wäre heute nicht die Frau, die ich bin, wenn ich diesen Prozess nicht hätte durchmachen müssen. Ich habe schnell realisiert, ich kann die Welt nicht verändern. Ich kann aber mich selbst verändern, etwas anderes ausstrahlen und zu mir selbst stehen. Wenn du zu deiner Persönlichkeit stehst, kann dich niemand mehr verletzen.

«Es ist skandalös, was mit meinem Namen gemacht wurde»

Hast du jemals an eine Schönheitsoperation gedacht?

Never! Ich finde gut, gibt es das. Schönheitsoperationen sind wertvoll für Menschen, die einen Unfall oder eine Krankheit hatten. Ich verurteile das nicht. Ich freue mich auch für jeden, der sich danach besser und glücklicher fühlt. Für mich war es ein tieferer Eingriff, so tief in dir drin, das kann kein Messer und keine Spritze, das kannst du nur selbst machen. Das Leben ist immer in Veränderung, so auch dein Körper und deine Seele. Das gilt es anzunehmen. Diäten oder Operationen waren nie ein Thema für mich.

Sondern?

Der richtige Schritt für mich war, nach Hamburg an die Schauspielschule zu gehen, an mir und mit mir zu arbeiten, lernen, für mich einzustehen.

Du hast seitdem viel erreicht. Im letzten Jahr ging es hoch hinaus für dich, du warst auf dem Matterhorn.

Ja, ich habe das Projekt Schritt für Schritt angepackt. Wichtig ist dabei, sein eigenes Tempo zu finden. Am Berg war es hektisch, da meinen Rhythmus zu finden, das war eine Challenge und auch eine Erkenntnis fürs Leben. Mit kleinen, aber starken Schritten den Berg zu bewältigen.

Du standest 4'478 Meter über Meer, auf dem Matterhorn. Macht das nicht süchtig?

Ich bin süchtig nach Neuem. Aber ja, es war ein Riesenmoment. Und doch ist es wie oft im Leben ein sehr kurzer Moment. Das Jahr Training vorher, das war viel intensiver. Der emotionalste Moment war jener, wo ich wieder unten angekommen war. Der Abstieg hat es in sich. Ich bin zweimal ausgerutscht, es war brenzlig. Oben am Berg bist du voller Endorphine, brauchst aber noch sehr viel Kraft für den Abstieg, bist ja erst in der Hälfte. Und das hat es in sich. Unten angekommen ist bei mir alles emotional herausgebrochen, das war der heftigste Moment.

Hast du weitere, extreme Projekte in Aussicht?

Nein, ich mache mit der Musik und auf der Bühne weiter. Ich geniesse es gerade, meinen Fokus voll darauf zu setzen. Das habe ich vermisst. Es gibt allerdings Situationen, da frage ich mich: Wie habe ich das geschafft? Dann sage ich mir – hey, du hast das Matterhorn bestiegen. Der Berg hat mir innere Kraft geschenkt. Diese nutze ich nun voll für auf die Bühne.

CH Media_Beatrice Egli_Dokumentation_Trailer

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30.05.2022

«Beatrice Egli Unlimited»: Zweiteilige Doku, Teil 1 ab morgen und Teil 2 ab 8. Juni exklusiv auf Oneplus.