Carlo Janka weiss seit letztem Herbst, dass er in Wengen den Rücktritt geben wird. Nur am Lauberhorn kann er noch mit der Spitze mithalten, das will der Bündner am Freitag und Samstag nochmals zeigen.
Carlo Janka, Ihr Entschluss zum Rücktritt steht fest. Weshalb gerade jetzt?
«Es war kein plötzlicher Entscheid, sondern dieser hat sich immer mehr abgezeichnet. Seit meinem Kreuzbandriss (im Herbst 2017 – Red.) wurde es für mich Jahr für Jahr schwieriger. Die Störfaktoren nahmen zu. Ich musste deshalb immer wie mehr Disziplinen weglassen. Am Ende blieb mir nur noch eine, die Abfahrt.»
Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?
«Nicht sehr. Zumindest bis jetzt nicht, denn für mich stimmt es so zu hundert Prozent. Gewisse Parameter haben sich zuletzt nicht in die erhoffte Richtung entwickelt. Der Glaube, mich verbessern zu können, ging letzten Sommer etwas verloren. Deshalb war der Rücktritt der logische Schritt.»
Sie starten noch zweimal in Wengen.
«Mein Gefühl sagt mir, dass ich, ausser wohl eben hier in Wengen, nicht mehr konkurrenzfähig bin. Am Lauberhorn kann es am ehesten noch klappen. Ich hoffe, zum Abschluss noch zwei schöne Rennen fahren zu können. Die Piste und das Wetter – auch dank dem Hoch Carlos – sind perfekt.»
Und falls Sie sich plötzlich doch noch für die Olympischen Spiele qualifizieren würden?
«Selbst wenn ich hier die nächsten drei Rennen, nehmen wir doch den Slalom gleich auch noch dazu, gewinnen sollte, ändert das für mich nichts mehr. Nur hier in Wengen kann ich sportlich noch mithalten. Zudem: Der Unterschied, was der Kopf möchte und was der Körper noch leisten kann, ist einfach zu gross.»
Auf was sind Sie in Ihrer Karriere besonders stolz?
«Ich mit im Grossen und Ganzen sehr zufrieden. Besonders glücklich bin ich natürlich darüber, dass ich zu Beginn meiner Karriere drei, vier super Saisons hatte. Danach gab es ein gewisses Auf und Ab, was aber zu einer Karriere dazugehört. Ich habe immer alles probiert und gegeben, deshalb stimmt es so für mich.»
Was folgt – ausser, dass Sie bald zum zweiten Mal Vater werden – für Sie nach dem Rücktritt?
«Die Familienplanung ist so ausgelegt, dass es mir nicht langweilig wird (lacht). Aber ernsthaft: Wohin mein Weg mich führen wird, weiss ich noch nicht. Es ist nicht einfach, etwas zu finden, das einem dermassen Spass macht wie das Skifahren.»
Aber ein paar Gedanken werden Sie sich durchaus gemacht haben, oder nicht?
«Es gibt tatsächlich interessante Ansätze. Ich habe in all den Jahren viele Erfahrungen gemacht, was den Körper anbelangt. Da gibt es durchaus Dinge, die mich interessieren. Coaching ist sicher ein Thema, also Menschen zu helfen und weiter zu bringen. Wie und in welcher Form, das wird die Zukunft zeigen.»