Kinder in der Schweiz nutzen Smartphones und Tablets zwar rege, aber viel lieber spielen sie draussen, machen Sport oder treffen Freunde. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie.
Trotz Digitalisierung waren Spielen und Sport auch 2017 "die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen" der Primarschülerinnen und Primarschüler in der Schweiz. Das schreibt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in der MIKE-Studie (Medien, Interaktion, Kinder, Eltern), die am Donnerstag präsentiert wurde.
So spielten rund 90 Prozent der Kinder in ihrer Freizeit immer noch mindestens einmal pro Woche draussen oder drinnen, 84 Prozent trieben Sport, 80 Prozent trafen Freunde mindestens im Wochenrhythmus und rund drei Viertel unternahmen regelmässig etwas mit ihrer Familie.
Digital und klassisch unterwegs
Für die MIKE-Studie untersuchte die ZHAW das Mediennutzungsverhalten der Primarschülerinnen und -schüler im letzten Jahr: 1128 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren und über 600 Elternteile in den drei grossen Sprachregionen wurden dafür befragt.
Demnach ist die Generation der Sechs- bis 13-Jährigen sowohl in den digitalen wie auch in den klassischen Medien unterwegs. Letztere werden auch im digitalen Zeitalter weiterhin am häufigsten genutzt: Mehr als drei Viertel der Kinder sieht mindestens einmal pro Woche fern, hört Musik oder liest Bücher.
Zwei Drittel mit Handy
Doch mittlerweile besitzt fast jedes zweite Primarschulkind (48 Prozent) ein eigenes Handy, bei den zehn- bis elfjährigen Schülern sind es zwei Drittel und bei den zwölf- bis 13-jährigen Kindern bereits vier Fünftel.
Bei Einzelkindern und Kindern mit Migrationshintergrund sei der Anteil noch höher, heisst es weiter. Mit ihren Handys spielen die Kinder vor allem Games, schauen Online-Videos, hören Musik und tauschen Nachrichten aus. YouTube ist ihre Lieblingsapp, vor Whatsapp, Instagram und Snapchat, wie es weiter heisst.
Vor allem Whatsapp werde seit der letzten MIKE-Studie deutlich häufiger genutzt: 55 Prozent der Mittelstufenkinder kommunizierten mindestens einmal pro Woche über die Mitteilungs-App. Daneben gamen zwei Drittel aller Kinder mindestens einmal pro Woche, 34 Prozent fast täglich.
Mit Risiken verbunden
Gemäss der Studie birgt dieses Verhalten gewisse Risiken. Denn jedes dritte Kind nutze das Handy auch mindestens einmal pro Woche, wenn es eigentlich schlafen sollte. Eine weitere beunruhigende Feststellung sei, dass jedes zehnte Mittelstufenkind schon mindestens einmal online belästigt worden sei.
Daneben hat eines von 20 Kindern ein TV-Gerät im Zimmer - bei ausländischen Kindern sogar jedes fünfte. Um negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Kinder zu verhindern, brauche es deshalb Regeln. Die Plattform Jugend und Medien des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV), welche die Studie mitfinanzierte, empfiehlt sogar, im Kinderzimmer komplett auf Bildschirme zu verzichten.
Vorbildrolle der Eltern
Grundsätzlich sei die Rolle der Eltern entscheidend. Gemäss der Studie stehen diese den digitalen Medien gleichzeitig kritisch als auch optimistisch gegenüber: So sähen sie Medien zwar als einfach zugängliche und wichtige Informationsquelle an, die die Bildung ihrer Kinder fördern könne.
Gleichzeitig sei ihnen aber bewusst, dass die Nutzung gewisse Risiken beinhalte, insbesondere die Games und die sozialen Netzwerke. So legten viele Eltern Regeln zur Nutzungsdauer fest und kennten die Altersempfehlungen für Filme. Die Studie empfiehlt den Eltern, den Inhalten noch mehr Beachtung zu schenken. Denn ihr "Medienverhalten beeinflusst die Mediennutzung der Kinder".
Die Studie wurde von der Fachgruppe Medienpsychologie der ZHAW durchgeführt und vom BSV und der Jacobs Foundation finanziell unterstützt. Nach 2015 war es erst zum zweiten Mal, dass eine solche Studie angefertigt wurde.
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