Ständige SelbstzweifelHochstapler-Syndrom – wenn man dem eigenen Erfolg nicht traut
Dorothée Barth, dpa/tafi
5.12.2020
Hochstapler sind die besten, tollsten, begabtesten Menschen. Sagen sie selber. Andere Menschen behaupten genau das Gegenteil von sich und trauen ihren eigenen Erfolge nicht: Wer am Hochstapler-Syndrom leidet, wird oft von massiven Selbstzweifeln geplagt.
Verena ist 27 und ist in ihren verschiedenen Jobs weit gekommen. Sie ist eine gefragte und preisgekrönte Fotografin, kann auf eine erfolgreiche Ausbildung, ein sehr gutes Abitur und eine Karriere als Leistungssportlerin zurückblicken. Trotzdem hat Verena ein Problem. Hört man ihr zu, könnte man denken, dass sie eine Hochstaplerin und Betrügerin ist. Sie sagt: «Ich kann eigentlich gar nicht so viel, wie ich vorgebe.»
Dabei ist das Gegenteil der Fall – denn die junge Frau leidet am Impostor- oder Hochstapler-Phänomen. «Das sind Personen, die nachweislich erfolgreich sind, das aber nicht verinnerlichen können», erklärt die Wissenschaftlerin Mirjam Zanchetta. Sie erforscht die Einflüsse des Impostor-Phänomens. Menschen, die darunter leiden, glauben nicht an die eigenen Erfolge, sondern daran, dass sie durch externe Faktoren, durch Glück oder Zufall so viel erreicht haben.
Ähnlich sei es auch bei ihr, sagt Verena. «Das ist das Paradoxe daran, dass ich ja niemanden anlüge und nicht irgendwas behaupte, was ich könnte. Und trotzdem habe ich Angst, dass irgendjemand mal sagt: Was tust du hier?»
Ein inneres Geheimnis
Verena heisst eigentlich anders. Sie möchte unerkannt bleiben. «Ich habe kein Problem damit, über mein Empfinden und meine Gedanken offen zu sprechen», erklärt sie. «Mir ist es sogar wichtig, anderen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Aber ich finde das Thema Selbstzweifel so persönlich, dass ich gerne den direkten Austausch dazu habe.»
Nach aussen trägt Verena ihre Ängste nur bedingt: «An sich wahre ich natürlich den Schein, dass ich super souverän bin», sagt sie. So gehe es den meisten, die ähnliche Gefühle haben, erklärt die Wissenschaftlerin Zanchetta. «Es ist ein inneres Geheimnis.»
Wie viele Menschen wirklich unter dem Phänomen leiden, könne dadurch schwer ermittelt werden. Denn auch in Studien gäben Betroffene diese Unsicherheiten nur ungern zu. Dadurch gebe es wenig Evaluiertes und viel Theoretisches.
Bis zu 70 Prozent der Menschen geben an, dass sie das Gefühl kennen, sagt der Autor und Psychologe Leon Windscheid. Richtig zuordnen könnten es viele jedoch nicht. «Das sind einfach verdammt viele. Was vielleicht auch der Punkt ist, weshalb wir nicht von einer Krankheit sprechen, sondern eher von einem Normalzustand.» Auslöser könne zum Beispiel hoher Leistungsdruck in der Kindheit sein.
Eigene Erfolge zählen nicht
Wer am Hochstapler-Phänomen leide, habe etwa Probleme damit, sich selbst positives Feedback zu geben. «Du bist mit deinen eigenen Erfolgen nie so wirklich zufrieden. Es muss immer weitergehen wie in einem Hamsterrad», so Windscheid. Wichtige Indizien für das Impostor-Phänomen seien auch Selbstzweifel: «Bin ich gut genug für das, was ich hier mache?»
Auch Verena fällt es schwer, eigene Erfolge zu benennen. Erst nach mehreren Nachfragen zählt sie ein paar mögliche auf: ein Einserschnitt im Abitur parallel zum Leistungssport zum Beispiel. «Ist das ein Erfolg? Weiss ich nicht», sagt sie. Nach längerem Überlegen erzählt die 27-Jährige, dass ihre journalistische Ausbildung ein Erfolg für sie gewesen sei. «Da weiss ich mittlerweile, was ich kann und was vielleicht nicht so gut.» Trotzdem denke sie sich bei Lob: «Leute, das bin doch nur ich!»
Erfolge sollten normalerweise das Selbstbewusstsein stärken. Mit dem Impostor-Phänomen sei das jedoch anders, sagt Windscheid. Damit untergrüben die Menschen schon von Anfang an die Chance, dass sie sich am Ende sagen können, eine Sache gut gemacht zu haben – etwa weil sie sich einfach gut auf eine Aufgabe vorbereitet haben.
«Kämpfe niemals gegen deine eigenen Gefühle»
Das zeigt sich auch bei Verena. Trotz der offensichtlich erreichten Ziele plagen sie negative Gefühle: «Ich habe immer diese latente Angst, Mist verzapft zu haben» – wirklich Fehler gemacht habe sie allerdings noch nie. Dennoch befürchte sie ständig, dass sie «Scheisse gebaut» habe und es aktuell einfach niemand merke. «Aber irgendwer muss sich doch irgendwie mal denken: Alter, die kann man hier nicht arbeiten lassen», sagt sie.
Mittlerweile hat die 27-Jährige diese Ängste nach eigenen Angaben besser im Griff. Vor allem Gespräche mit Freunden helfen ihr, damit umzugehen, sagt sie. Auch Psychologe Windscheid rät dazu, mit anderen Menschen über das Hochstapler-Gefühl zu sprechen. Das helfe einem selbst, aber auch anderen Betroffenen.
Ganz wichtig aber sei: «Kämpfe niemals gegen deine eigenen Gefühle», ergänzt der Psychologe. Wenn man Ängste und negative Emotionen zulässt, könnte man viel besser mit ihnen umgehen. Denn schliesslich basiere «das Imposter-Phänomen darauf, dass man selbst denkt, Hochstapler zu sein – obwohl das eigentlich nicht der Fall ist.»
Panikattacke - Harmlos und beängstigend zugleich
Eine Panikattacke kann völlig unerwartet – quasi aus dem Nichts – und ohne erklärbaren Grund auftreten.
Bild: iStock
Innerhalb weniger Minuten erlebt der Betroffene ein intensives Gefühl von Angst bis hin zur Todesangst.
Bild: iStock
Treten darüber hinaus mindestens vier der folgenden Symptome auf, spricht vieles dafür, dass es sich beim erlebten Phänomen um eine Panikattacke handelt. Dazu gehören …
Bild: iStock
… ein stark wahrnehmbarer Herzschlag, Herzrasen, Atemnot, Gefühlsstörungen, Zittern, Schwindel, Kältegefühl, Hitzewallungen, starkes Schwitzen, ein einengendes, beklemmendes Gefühl im Brustraum sowie diffuse Wahrnehmungsstörungen wie Entfremdung (die ganze Situation erscheint unwirklich).
Bild: iStock
Oft wissen die Betroffenen nicht, wie ihnen geschieht: Sie vermuten hinter den als lebensbedrohlich wahrgenommenen Anzeichen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Bild: iStock
In der Regel besteht kein Grund zur Sorge, dennoch sollte man sich beim Arzt durchchecken lassen, um eine organische Ursache auszuschliessen. Auch bestimmte Medikamente können Panikattacken begünstigen.
Bild: iStock
Versuchen Sie ruhig zu bleiben. Eine Panikattacke verschwindet meist so schnell wieder, wie sie gekommen ist: Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorüber. In seltenen Fällen können die Symptome über mehrere Stunden anhalten.
Bild: iStock
Jeder Fünfte wird mindestens einmal im Leben von einem der gefürchteten, anfallartig auftretenden Angstmomente heimgesucht. Dabei wird ein Schutzmechanismus ausgelöst, der auf dem evolutionären Prinzip «Kampf oder Flucht» («fight or flight») beruht.
Bild: iStock
Wissenschaftlich konnte noch nicht abschliessend geklärt werden, warum es zu einer Panikattacke kommt. Neben genetischen Faktoren spielt die Dysbalance von Neurotransmittern eine Rolle. Letztere übertragen Reize zwischen zwei (Nerven-)Zellen.
Bild: iStock
Wer mehrfach beziehungsweise mindestens eine Attacke im Monat erlebt, sollte sich an die Hausärztin, den Hausarzt oder eine psychiatrische beziehungsweise psychologische Fachperson wenden. Eventuell liegt den unangenehmen Anfällen eine Panikstörung zugrunde. Während einer Therapie lernen Betroffene, sich bewusst ihren Ängsten zu stellen.
Bild: iStock
Panikstörungen gehören zu den Angststörungen. Sie sind relativ häufig. Gemäss der Schweizer Behindertenorganisation Pro Infirmis sind etwa 800'000 Menschen in der Schweiz von einer Angststörung betroffen.
Bild: iStock
Panikattacke - Harmlos und beängstigend zugleich
Eine Panikattacke kann völlig unerwartet – quasi aus dem Nichts – und ohne erklärbaren Grund auftreten.
Bild: iStock
Innerhalb weniger Minuten erlebt der Betroffene ein intensives Gefühl von Angst bis hin zur Todesangst.
Bild: iStock
Treten darüber hinaus mindestens vier der folgenden Symptome auf, spricht vieles dafür, dass es sich beim erlebten Phänomen um eine Panikattacke handelt. Dazu gehören …
Bild: iStock
… ein stark wahrnehmbarer Herzschlag, Herzrasen, Atemnot, Gefühlsstörungen, Zittern, Schwindel, Kältegefühl, Hitzewallungen, starkes Schwitzen, ein einengendes, beklemmendes Gefühl im Brustraum sowie diffuse Wahrnehmungsstörungen wie Entfremdung (die ganze Situation erscheint unwirklich).
Bild: iStock
Oft wissen die Betroffenen nicht, wie ihnen geschieht: Sie vermuten hinter den als lebensbedrohlich wahrgenommenen Anzeichen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Bild: iStock
In der Regel besteht kein Grund zur Sorge, dennoch sollte man sich beim Arzt durchchecken lassen, um eine organische Ursache auszuschliessen. Auch bestimmte Medikamente können Panikattacken begünstigen.
Bild: iStock
Versuchen Sie ruhig zu bleiben. Eine Panikattacke verschwindet meist so schnell wieder, wie sie gekommen ist: Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorüber. In seltenen Fällen können die Symptome über mehrere Stunden anhalten.
Bild: iStock
Jeder Fünfte wird mindestens einmal im Leben von einem der gefürchteten, anfallartig auftretenden Angstmomente heimgesucht. Dabei wird ein Schutzmechanismus ausgelöst, der auf dem evolutionären Prinzip «Kampf oder Flucht» («fight or flight») beruht.
Bild: iStock
Wissenschaftlich konnte noch nicht abschliessend geklärt werden, warum es zu einer Panikattacke kommt. Neben genetischen Faktoren spielt die Dysbalance von Neurotransmittern eine Rolle. Letztere übertragen Reize zwischen zwei (Nerven-)Zellen.
Bild: iStock
Wer mehrfach beziehungsweise mindestens eine Attacke im Monat erlebt, sollte sich an die Hausärztin, den Hausarzt oder eine psychiatrische beziehungsweise psychologische Fachperson wenden. Eventuell liegt den unangenehmen Anfällen eine Panikstörung zugrunde. Während einer Therapie lernen Betroffene, sich bewusst ihren Ängsten zu stellen.
Bild: iStock
Panikstörungen gehören zu den Angststörungen. Sie sind relativ häufig. Gemäss der Schweizer Behindertenorganisation Pro Infirmis sind etwa 800'000 Menschen in der Schweiz von einer Angststörung betroffen.