10'000 Krankheitsfälle Grillieren: Bund will Männer zu mehr Hygiene erziehen

sda

4.5.2018

Sicher geniessen: Idealerweise sollten unterschiedliche Küchenutensilien für die Verarbeitung von rohem Hühnerfleisch und anderen Lebensmitteln wie Gemüse oder Früchte verwendet werden.
Sicher geniessen: Idealerweise sollten unterschiedliche Küchenutensilien für die Verarbeitung von rohem Hühnerfleisch und anderen Lebensmitteln wie Gemüse oder Früchte verwendet werden.
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Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen will insbesondere junge Männer mit den vier Grundregeln der Küchenhygiene vertraut machen. Denn sie erkranken am häufigsten an der Durchfallkrankheit Campylobacteriose. Heikel ist vor allem Hühnerfleisch.

Ziel der Informationskampagne ist es, die Anzahl der Fälle von lebensmittelbedingten Erkrankungen, vor allem der Campylobacteriose, dauerhaft zu senken, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) am Freitag bekannt gab.

Mit einfachen Hygienemassnahmen liessen sich Campylobacteriose und andere Lebensmittelinfektionen, aber auch die Übertragung von antibiotikaresistenten Keimen, verhindern.

Die vier Regeln lauten: richtig erhitzen, richtig kühlen, richtig trennen und richtig waschen.

Erfolg bei Lancierung der Kampagne

Die Kampagne «Sicher geniessen» war bereits 2016 mit dem Ziel lanciert worden, die breite Bevölkerung auf die vier Grundregeln in der Küchenhygiene aufmerksam zu machen. Nach dem Start der Kampagne sei die Anzahl Infektionen von Campylobacteriose im Jahr 2017 leicht gesunken. Sie sei aber während der Grillsaison und den Weihnachtsfeiertagen weiterhin hoch geblieben.

Die Zahlen sollen nun nachhaltig sinken. Deswegen wird die Kampagne «Sicher geniessen» weitergeführt. Um die am meisten betroffenen jungen Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren besser zu erreichen, wird die Kampagne vor allem online und über Social-Media-Kanäle geführt.

Im Zentrum steht die neu gestaltete Webseite sichergeniessen.ch. Die Kampagne dauert bis Ende 2019 und kostet je 100'000 Franken pro Jahr. In diesem Betrag sind die Kosten der Massnahmen der Partner nicht enthalten.

Hühnerfleisch auf 70 Grad erhitzen

Oft ist es der Umgang mit Hühnerfleisch, der zu Erkrankungen führt. Hühnerfleisch sollte immer bis zu einer Innentemperatur von mindestens 70 Grad Celsius erhitzt werden, da die Bakterien auch im Innern des Fleisches zu finden sind.

Auch beim Grillieren gelten die  vier Regeln: richtig erhitzen, richtig kühlen, richtig trennen und richtig waschen.
Auch beim Grillieren gelten die  vier Regeln: richtig erhitzen, richtig kühlen, richtig trennen und richtig waschen.
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Das Fleisch sollte erst dann aufgetischt werden, wenn es sich vom Knochen löst und keine glasigen Stellen mehr aufweist. Wer bei grossen Fleischstücken auf Nummer sicher gehen will, sollte laut BLV die Innentemperatur mittels Fleischthermometer überprüfen.

Bakterien können aber auch leicht durch Kreuzkontamination von rohem Hühnerfleisch auf Küchenutensilien, Händen und anderen Lebensmitteln übertragen werden. Rohes Hühnerfleisch sollte deshalb getrennt von genussfertigen Lebensmitteln aufbewahrt und verarbeitet werden.

Idealerweise sollten unterschiedliche Küchenutensilien wie Brett und Messer für die Verarbeitung von rohem Hühnerfleisch und anderen Lebensmitteln wie Gemüse oder Früchte verwendet werden.

Bis zu 10'000 Krankheitsfälle pro Jahr

Jedes Jahr werden bis zu 10'000 Fälle von Erkrankungen gemeldet, die über Lebensmittel übertragen werden. Die Dunkelziffer ist hoch, da nicht jede Erkrankung gemeldet wird.

Die häufigsten Erkrankungen werden durch Campylobacter und Salmonellen verursacht. Alleine Campylobacter verursacht direkte Kosten von 50 Millionen Franken pro Jahr. Indirekte Kosten der Erwerbsausfall sind nicht eingerechnet.

Die Folgen der Erkrankung sind unterschiedlich. Bei Campylobacter beispielsweise treten nach zwei bis fünf Tagen Durchfall teilweise mit Blut oder Schleim, Bauchschmerzen, Unwohlsein, Fieber und zum Teil auch Erbrechen auf: Der Patient erholt sich innerhalb von ein bis zwei Wochen, es sind aber auch Rückfälle möglich.

Selten kommt es zu Komplikationen wie etwa Lähmungserscheinungen. 15 Prozent der Erkrankten müssen stationär im Spital behandelt werden.

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