Ernährung Vollfett oder fettarm – welche Milch macht's?

dpa/jka

20.1.2021 - 18:00

Milch liefert dem Körper Proteine, Vitamine und Mineralstoffe.
Milch liefert dem Körper Proteine, Vitamine und Mineralstoffe.
Bild: dpa

Kaffee nur mit Vollmilch, sagen die einen. Immer nur fettarm, halten die anderen dagegen. An der Wahl der Milch können sich lange Debatten entfachen. Wer hat am Ende recht? Der Versuch einer Antwort.

Die Frage nach der besten Milch ist für viele Menschen eine Prozentfrage – 3,5 oder 1,5? Manche behaupten, Vollmilch schmecke besser und sei gesünder. Andere reklamieren das für die fettarme Variante – wobei die wohl eher den gesundheitlichen als den geschmacklichen Aspekt betonen dürften.

Die Frage, welche der Milchvarianten die bessere ist, wird nicht nur an den Küchentischen diskutiert – sie beschäftigt sogar die Wissenschaft.

Bei einer Untersuchung von Kindern zwischen ein und sechs Jahren kamen kanadische Forscher vor etwa vier Jahren beispielsweise zum recht überraschenden Ergebnis, dass der Konsum fettarmer Milch bei Kindern womöglich das Risiko für Übergewicht erhöht und sie folglich eher Vollmilch trinken sollten.

Allerdings schränkten die Autoren die Aussagekraft ihrer Studie selbst massiv ein, vor allem mit Blick auf den Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen dem Fettgehalt der Milch und dem Body-Mass-Index der Kleinen.

Bei den Vitaminen ist Vollmilch im Vorteil

Die Datenlage ist insgesamt dünn. 2014 bewertete das deutsche Max-Rubner-Institut Milch und daraus hergestellte Produkte wie Käse oder Joghurt – und beschäftigte sich dabei auch mit der Frage, ob Vollmilch oder fettarme Milch aus gesundheitlicher Sicht besser ist. Die Antwort fiel ernüchternd aus: Keine differenzierte Bewertung möglich, weil die Anzahl an entsprechenden Studien zu mager ist.

Bleibt ein Blick auf die nackten Zahlen. Vollmilch hat mehr als doppelt so viel Fett wie fettarme Milch, das verraten schon die Prozentangaben auf der Verpackung. Entsprechend liefert Vollmilch mehr Kalorien. Beim Protein-, Laktose- und Kalziumgehalt nehmen sich beide nichts.



Interessant ist der Blick auf die Vitamine. Hier bringt der höhere Fettgehalt der Vollmilch Vorteile, weil die Vitamine A, D, E und K fettlöslich sind – und ihr Gehalt in Vollmilch deshalb wesentlich höher ist als in fettarmer Milch.

«Das ist eigentlich auch der einzige wesentliche Unterschied zwischen den beiden Milcharten», sagt der Ernährungswissenschaftlicher und Buchautor Malte Rubach.

Eine Frage des Geschmacks

Swiss Milk fällt trotzdem ein klares Urteil: Es sei nicht von Nutzen, «auf fettreduzierte Produkte auszuweichen». Fett sei ausserdem ein wichtiger Geschmacksträger. Soll wohl heissen: Vollmilch schmeckt auch besser.

Aus Nachhaltigkeitsgründen könnte man darüber hinaus noch fragen, was mit dem Fett passiert, dass der fettarmen Milch entzogen wird? Würde es entsorgt werden, spräche das wohl für Vollmilch. Doch Malte Rubach kann Entwarnung geben: «Das Fett, das nicht gebraucht wird, wird in der Regel zur Herstellung von Butter genutzt.» Von der Substanz gehe da nichts verloren.

Hält man Mass, spielt der Fettgehalt keine Rolle

Er nennt zudem einen guten Grund dafür, im Supermarktregal lieber fettarme Milch in den Einkaufswagen zu packen. «Natürlich kann man auch so argumentieren, dass einige Kalorien aus der Vollmilch bei Menschen mit Gewichts- und Blutfett-Problemen unnötig sind.»

Grundsätzlich bevorzugen jene Menschen, die insgesamt bewusster und gesünder leben, eher fettarme Milch, schreibt das Max-Rubner-Institut in seiner Analyse noch. Auch das erschwert übrigens den objektiven Vergleich der gesundheitlichen Wirkung der beiden Milcharten.

Also, was nun – 1,5 oder 3,5 Prozent? Für Ernährungswissenschaftler Rubach ist das keine Frage, die sich wirklich stellt, sofern man sich ausgewogen ernährt: «Man sollte eh nicht jeden Tag einen Liter Milch trinken, sondern ein kleines Glas. Da ist man weder bei fettarmer noch vollfetter Milch gefährdet, zu wenig Vitamine oder zu viel Kalorien aufzunehmen.»


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