Gesund oder nicht?Die Lebensmittel-Ampel soll für Aufklärung sorgen
Mara Ittig
22.10.2018
Wie gesund sind die Produkte im Supermarkt-Regal tatsächlich? Viele Konsumenten sind überfordert oder mögen nicht stundenlang Kleingedrucktes auf Etiketten lesen. Ein Ampelsystem soll Abhilfe schaffen.
Grün heisst: Das Lebensmittel ist gesund, hier kann man ungestraft zugreifen. Rot bedeutet: Lieber zurückhaltend konsumieren. Wie einfach wäre es, wenn die Lebensmittel hierzulande auf so simple Art und Weise klassifiziert würden.
Der Lebensmittelmulti Danone beschert der Schweiz diesbezüglich zumindest einen Anfang: Wie in Frankreich und Grossbritannien längst üblich und verbreitet, führt der französische Konzern ein sogenanntes Ampelsystem ein. Karim Chouch, der Schweiz-Chef von Danone, kündigt den sogenannten Nutri-Score für sämtliche Milchprodukte für den hiesigen Markt auf Anfang 2019 an.
Das setzt andere Hersteller und in der Folge den Detailhandel – allen voran Migros und Coop – unter Druck. Sie alle dürften befürchten, dass Rot gekennzeichnete Produkte künftig zu Ladenhütern werden. Dabei ist den meisten von uns bewusst, dass man Schoggi und Chips nicht en masse in sich hineinschlingen sollte – auch ohne jene Ampel. Man kauft diese Produkte in den allermeisten Fällen nun einmal als: Genussmittel.
Unternehmen müssen Tacheles reden
Doch was ist mit den vermeintlich so gesunden Fruchtjoghurts oder Frühstücks-Cerealien, bei denen schon die Namensgebung suggeriert, dass man seiner Gesundheit damit etwas Gutes tue? Hier wird die Orientierung für Kunden mit der Einführung eines Ampelsystems auf jeden Fall verbessert, weil sich die Unternehmen künftig nicht mehr hinter kryptischen Marketing-Schaumschlägereien verstecken können: Tacheles ist angesagt!
Konsumentenschützer fordern schon seit längerem eine eindeutige und einheitliche Kennzeichnung von Lebensmitteln. Josianne Walpen, Leiterin Ernährung bei der Stiftung Konsumentenschutz, sagte der Sonntags Zeitung: «Wir begrüssen die Einführung des Nutri-Score von Danone. Es ist eine hilfreiche Kennzeichnung.»
Das System wurde von unabhängigen Wissenschaftler entwickelt und bemisst den Anteil gewisser Nähr- und Inhaltsstoffe auf 100 Gramm. Zucker oder gesättigte Fettsäuen beeinflussen die Gesamtbilanz negativ, Nährstoffe wie Proteine oder Ballaststoffe hingegen positiv. Daraus ergibt sich eine Gesamtbewertung des jeweiligen Lebensmittels, vom grünen A bis hin zum roten E.
Widerstand der Hersteller
Hersteller wie Nestlé, CocaCola oder Unilever wollen hingegen nicht mitziehen. Sie halten an ihrem eigenen System fest. Dabei werden die Nährwertangaben auf eine sogenannte «Portionengrösse» berechnet. Das Problem: Das Unternehmen legt die Grösse der Portionen fest. Wenn also vom zuckerhaltigen Müesli nur 30 Gramm gegessen werden, fällt der konsumierte Zuckeranteil entsprechend moderat aus. Dass nur ein Bruchteil aller Menschen tatsächlich lediglich 30 Gramm als Portion zu sich nehmen, relativiert die Ergebnisse allerdings.
Barbara Pfenniger von der Westschweizer Konsumentenorganisation FRC setzt ebenfalls auf ein einheitliches und komsumentenfreundliches System: «Nestlé, Migros, Coop und die anderen grossen Hersteller sollen den Nutri-Score ebenfalls einführen, wenn ihnen eine aussagekräftige Kennzeichnung der Lebensmittel wichtig ist. »
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