Fliegende Blutsauger Entzündeter Mückenstich – alles andere als harmlos

Von Runa Reinecke

9.7.2020

Auch kleine Stiche können manchmal eine grosse Wirkung haben. 
Auch kleine Stiche können manchmal eine grosse Wirkung haben. 
Bild: Getty Images

Nicht immer bleiben die juckenden Quaddeln unscheinbar: Mückenstiche können sich zu grossflächigen Hautentzündungen entwickeln, die ärztlicher Behandlung bedürfen. Ein Experte sagt, wie es dazu kommen kann.

Sie sind klein, ihr Stechwerkzeug ist mit blossem Auge kaum zu erkennen, doch ihr Stich kann fatale Folgen haben. In tropischen und subtropischen Gefilden übertragen Moskitos Erreger, die zu schweren Erkrankungen führen. Auch in der Schweiz kam es schon vereinzelt zu Malaria-Fällen, wie das BAG bestätigt: 1997 und 1999 infizierten sich je eine Person aus der Region Zürich. Beide hatten zuvor kein Endemiegebiet besucht.

Angesteckt wurden sie vermutlich durch Mücken, die mit dem Flugzeug eingeschleppt wurden. Zwar werden potenzielle Vektoren für Krankheitserreger, wie die Asiatische Tigermücke oder die Asiatische Buschmücke, vermehrt auch in unseren Breiten gesichtet.

Bislang ist dem Bundesamt für Gesundheit noch kein Fall bekannt, wonach eine zugewanderte oder heimische Stechmücke hierzulande exotische Viruserkrankungen wie Dengue, Zika, das West-Nil- oder das Chikungunya-Fieber von Mensch zu Mensch übertragen hat. Dass dies in Zukunft geschieht, können Experte nicht ausschliessen.

Juckende Quaddel als Andenken

Normalerweise hinterlassen die Andockstellen der winzigen Plagegeister kaum mehr als eine kleine, unangenehme Erhebung auf der Haut. Für das Jucken verantwortlich ist die körpereigene Reaktion auf Stoffe, die von der Mücke während des Stechvorgangs in die Wunde abgegeben werden.

«Sie wirken betäubend, hemmen die Blutgerinnung und sorgen dafür, dass sich die Blutgefässe erweitern», sagt Dr. med. univ. Jan Eggen, Facharzt für Dermatologie von der Central Swiss Derma im St. Anna in Meggen. Darauf reagiert der Körper, indem er den Botenstoff Histamin ausschüttet, und es bildet sich eine juckende Quaddel.

Mücken können Parasiten, aber auch Viren und Bakterien übertragen. 
Mücken können Parasiten, aber auch Viren und Bakterien übertragen. 
Bild: Getty Images

Nicht jeder reagiert gleich auf einen Mückenstich. In Mitteleuropa häufen sich Berichte, wonach Betroffene nach dem Kontakt mit einem Blutsauger starke lokale Entzündungsreaktionen beklagen. «Theoretisch kann der Körper auf alle Stoffe, die körperfremd sind, eine Allergie ausbilden», meint Eggen auf Anfrage von «Bluewin».

Allergische Reaktionen auf Mückenstiche seien aber eher unwahrscheinlich. Andererseits würden vermehrt Mückenarten aus anderen Ländern bei uns heimisch. «Sie sondern beim Stechen Proteine ab, die unser Immunsystem noch nicht kennt. Denkbar ist, dass es dadurch zu einer übersteigerten Lokalreaktion auf Insektenstiche kommt.»

Dem Stichopfer verschafft das Kratzen zwar kurzzeitig Linderung, doch gelangen dadurch Bakterien, die unsere Hautoberfläche besiedeln, in die Wunde. Auch die Mücke selbst kann Keime einschleusen. Vor allem in ländlichen Gebieten rühren Hautentzündungen daher, dass die Insekten zuvor mit Gülle und den darin enthaltenen Fäkalbakterien in Kontakt kamen.

Bei Entzündung zum Arzt

Kommt es zu einer Entzündung, sollte man wachsam sein, «insbesondere, wenn sich die Rötung ausbreitet und grösser wird als ein Fünfliber», erklärt Jan Eggen. Bei sehr ausgeprägten Befunden ist theoretisch die Entwicklung einer Wundrose möglich. Dabei breitet sich die Entzündung um den Mückenstich herum flammenzungenartig aus, hier ist eine antibiotische Therapie nötig. Extrem selten mündet sie in eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis).



Sobald sich die Rötung an der Einstichstelle massiv ausbreitet und sich eine starke Schwellung erkennen lässt, rät der Dermatologe, einen Arzt aufzusuchen. Wer darüber hinaus Symptome wie Fieber oder Schwäche in Verbindung mit einer solchen Hautentzündung beobachtet, muss sofort ins Spital.

Wer gar nicht erst gestochen werden will, greift zu einem Antimückenspray. Und wenn es einen doch erwischt, hilft ein Hitzestift, der direkt auf den Stich gedrückt wird, wie Eggen verrät: «Durch Temperaturen um die 50 Grad werden die reizverursachenden Proteine des Mückenspeichels zerstört und die Symptome gelindert.»

Reicht das nicht aus, empfiehlt der Facharzt antiallergische oder entzündungshemmende Cremes mit niedrig dosiertem Hydrocortison oder Fusidinsäure. Und wenn man unterwegs ist, ein Mückenstich stark juckt und keines der genannten Mittel zur Hand ist? «Nicht kratzen!», mahnt Eggen, «lieber mit einem Finger auf die Einstichstelle klopfen.»

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