Von wegen harmlosWas Sie unbedingt über rezeptfreie Schmerzmittel wissen sollten
dpa
26.9.2019
Bei Schmerzen helfen rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke. Doch Vorsicht: Paracetamol, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure können bei längerer Einnahme Schaden anrichten.
Ob bei Kopfweh, Regelbeschwerden oder einem quälenden Ziehen am Zahn: Für Schmerzattacken haben viele ein rezeptfrei erhältliches Mittel aus der Apotheke bei sich zu Hause.
Aber Vorsicht: So ganz ohne Risiken sind die Schmerzmittel, auch Analgetika genannt, nicht. Denn es können unliebsame Nebenwirkungen auftreten. Was sollten Schmerzgeplagte bei der Einnahme beachten? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wie funktionieren Schmerzmittel überhaupt?
«Schmerzmittel lindern oder betäuben die Intensität der Beschwerden», sagt Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft in Berlin. Das ist etwa bei gelegentlichen Hals-, Kopf-, Zahn-, Bauch- oder Gelenkschmerzen der Fall sowie bei Regelbeschwerden oder Schmerzen im Rahmen eines Gichtanfalls. Gleiches gilt bei schmerzhaften Migräneattacken.
«Wie stark die Schmerzen gelindert werden, hängt vom Wirkstoff und von der Dosis ab», erklärt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer in Berlin.
Welcher Wirkstoff ist für welche Beschwerden empfehlenswert?
Es gibt viele verschiedene Arzneistoffe in unterschiedlichen Kombinationen. Bei leichteren Beschwerden helfen sogenannte nicht-opioide Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder niedrig dosiertes Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen. «Je nach Dosis und Packungsgrösse sind verschiedene Medikamente mit diesen Wirkstoffen ohne Rezept in der Apotheke erhältlich», sagt Sellerberg.
Sind Entzündungen oder entzündlich-rheumatische Erkrankungen Auslöser der Schmerzen, dann sind sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika die richtigen Schmerzmittel. Dazu gehört neben Ibuprofen und Diclofenac in höherer Dosierung zum Beispiel Piroxicam. Für diese Medikamente benötigen Patienten ein Rezept.
Bei schweren Schmerzen etwa in Folge von Operationen, Verletzungen oder Krebserkrankungen müssen Betroffene häufig sogenannte opioide Schmerzmittel einnehmen. Dazu gehören beispielsweise Morphin oder Fentanyl. Solche Präparate muss ein Arzt auf einem speziellen Betäubungsmittel-Rezept verschreiben.
Gibt es einen Gewöhnungseffekt?
«Ja, und das ist echt ein Problem», betont Isenberg. Nach seinen Angaben greift fast jeder zweite Erwachsene innerhalb von vier Wochen mindestens einmal zu rezeptfreien Schmerzmitteln. Die Einnahme erfolgt zudem oftmals zu lange. «Bis zu einem Drittel der Nutzer von Schmerzmitteln kennen deren Anwendungsempfehlungen nicht», so Isenberg. Der längere Gebrauch von Schmerzmitteln ohne ärztlichen Rat kann zu einem Gewöhnungseffekt führen – und birgt viele gesundheitliche Risiken.
Warum kann man rezeptfrei erhältliche Schmerzmittel nicht unbegrenzt einnehmen?
«Klar muss sein: Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers», betont Prof. Ulrich R. Fölsch. Der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie in Kiel ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Statt Beschwerden mit Schmerzmitteln dauerhaft zu unterdrücken, ist es besser, ihren Ursachen auf den Grund zu gehen und diese gezielt zu behandeln.
Hinzu kommt: Rezeptfrei erhältliche Schmerzmittel können unerwünschte Nebenwirkungen auf Magen, Leber, Nieren und das Herz-Kreislauf-System haben. «Bei längerer Einnahme erhöhen einige rezeptfreie Schmerzmittel bei vorbelasteten Patienten sogar das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall», warnt Isenberg.
Wie lange sollte man Schmerzmittel am Stück einnehmen?
«Das kommt darauf an», erklärt Fölsch. Es macht einen Unterschied, ob man weiss, woher die Schmerzen kommen – etwa Kopfweh nach einer durchzechten Nacht – oder ob einem die Ursachen für die Schmerzen unklar sind. «Falsch ist es, beispielsweise Bauchschmerzen zu haben, ohne die Ursache zu kennen und dann mehr als eine Schmerztablette ohne ärztlichen Rat zu nehmen», sagt Fölsch. Denn hinter den Bauchschmerzen kann sich etwa eine Blinddarmentzündung verbergen, die dringend behandelt werden muss.
Bei Schmerzen, deren Ursachen klar sind, gilt die Faustregel: Längstens drei Tage hintereinander und höchstens zehn Tage im Monat ohne ärztlichen Rat. Das ist zum Beispiel bei Regelbeschwerden der Fall.
Was gilt bei Kindern?
«Nicht jedes rezeptfrei erhältliche Schmerzmittel eignet sich für jeden», betont Sellerberg. Patienten sollten sich daher in der Apotheke beraten lassen. So raten Apotheker in aller Regel davon ab, Kindern Präparate mit ASS ohne ärztliche Empfehlung zu geben. Der Grund: ASS steht im Verdacht, das sogenannte Reye-Syndrom auszulösen. Dabei nehmen Gehirn und Leber Schaden, die Krankheit kann sogar tödlich verlaufen.
Bei älteren Menschen, die eine Nierenschwäche haben oder bestimmte Blutdrucksenker einnehmen, können Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika die Nieren deutlich schädigen, so Isenberg. Auch bei bereits vorhandenen Magenschleimhautreizungen gilt besondere Vorsicht bei solchen Schmerzmitteln, damit es nicht zu Magengeschwüren oder -blutungen kommt.
Was ist bei der gleichzeitigen Einnahme von Schmerzmitteln mit anderen Medikamenten und Alkohol zu beachten?
Der Medikationsplan muss immer auf dem aktuellen Stand sein. Am besten legen Patienten ihn in der Apotheke vor, wenn sie ein rezeptfrei erhältliches Schmerzmittel kaufen wollen. «So kann der Apotheker mögliche Wechselwirkungen erkennen und beurteilen, welches rezeptfreie Schmerzmittel für den jeweiligen Patienten richtig ist», sagt Sellerberg. Und Schmerzmittel und Alkohol? «Das ist eine gefährliche Kombination, die am besten vermieden werden sollte», so Fölsch.
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
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Bild: Peter Dejong/AP/dpa
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Bild: KEYSTONE
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Bild: Keystone
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
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