Rissige Haut, brüchige NägelWie Ihre Hände gut durch die Corona-Krise kommen
Von Runa Reinecke
31.3.2020
Das ständige Händewaschen und Desinfizieren macht Haut und Nägeln zu schaffen. Wir haben eine Dermatologin gefragt, wie unsere Hände die Coronavirus-Krise gepflegt und unverletzt überdauern können.
Das Händewaschen mit Wasser und Seife war noch nie so wichtig, denn auf Gegenständen können Viren des neuartigen Coronavirus lauern. Besteht unterwegs, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit oder beim Einkaufen, keine Möglichkeit, sich die Hände zu waschen, hilft Desinfektionsmittel, den Viren den Garaus zu machen.
Leider schadet das nicht nur den Viren, sondern auch der Haut unserer Hände und den Fingernägeln. Wie man trockener, geschädigter Haut und brüchigen Nägeln vorbeugen kann, hat «Bluewin» im Gespräch mit der Zürcher Dermatologin Dr. med. Liv. Kraemer erfahren.
Frau Kraemer, das viele gründliche Händewaschen ... – und wenn wir einkaufen gehen, greifen wir zum Desinfektionsmittel. Was macht das mit unseren Händen?
Waschen wir die Hände ständig, und das müssen wir während der Coronavirus-Pandemie natürlich besonders oft, oder desinfizieren wir sie, wird das zu einer Belastungsprobe für unsere Hautbarriere: Die äussere Hautschicht muss man sich vorstellen wie eine Backsteinmauer, deren Zwischenräume mit Mörtel gefüllt ist und permanent beansprucht wird. Dadurch wird sie immer trockener, poröser und angreifbarerer gegenüber Umwelteinflüssen – also auch gegenüber Viren oder Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen. Damit es nicht so weit kommt und die Hautbarriere intakt bleibt, braucht die Haut intensive Pflege.
Desinfektionsmittel kann man sich auch selbst zusammenmischen. Sollte man dabei auch auf hautpflegende Zutaten achten?
Von Eigenrezepturen würde ich grundsätzlich abraten, denn eine Desinfektionslösung muss mindestens 62 Prozent Alkohol enthalten, damit sie das neuartige Coronavirus unschädlich machen kann. Apotheken stellen Desinfektionsmittel selbst her. Ich rate dazu, dort ein Fläschchen zu kaufen, dieses aber nur unterwegs zu benutzen, denn zu Hause reicht es völlig aus, sich gründlich mit Wasser und Seife die Hände zu waschen. Das ist ohnehin viel schonender für die Haut als Alkohol. Doch ganz abgesehen davon – mit der Handhygiene klappt es nicht bei jedem optimal.
Inwiefern?
Das fängt schon damit an, dass man beim Händewaschen und Desinfizieren die Armbanduhr und die Ringe nicht abnimmt und bestimmte Bereiche dadurch nicht oder nicht ausreichend gereinigt werden. Die Falten der Handinnenflächen dürfen genauso wenig vergessen werden wie die Fingerzwischenräume, die Fingerspitzen und die Nägel. Und weil wir gerade bei den Fingernägeln sind: Sie sollten möglichst kurz geschnitten sein, denn darunter können sich auch Keime tummeln. Wer nicht auf lange Nägel verzichten möchte, sollte auch deren Innenseite beim Händewaschen gründlich mit einem Nagelbürstchen reinigen.
Bevor wir zur Pflege nach dem Händewaschen kommen, lässt sich das Händewaschen selbst hautfreundlicher gestalten, ohne dass dabei die Hygiene vernachlässigt wird?
Um die Hautbarriere zu schonen, sollte das Wasser beim Händewaschen lauwarm und nicht zu warm sein. Sonst werden der Haut mehr Lipide (Fette) entzogen als nötig. Gut geeignet ist eine milde Flüssigseife ohne Duftstoffe, denn diese zugesetzten Aromen können Allergien auslösen. Ganz wichtig ist, sich danach gründlich die Hände abzutrocknen und dabei die Räume zwischen den Fingern nicht zu vergessen. Bleibt die Haut danach feucht, trocknet sie später umso mehr aus.
Und vielleicht öfters als sonst das Handtuch wechseln und eventuell ein weisses Handtuch benutzen. Warum ein weisses Handtuch? Zum einen sieht man sofort, wenn man sich nicht gründlich genug die Hände gewaschen hat, weil Schmutz auf einem weissen Tuch Spuren hinterlässt. Zum anderen kann man es bei 60 Grad waschen, und dabei werden alle Erreger abgetötet. Der Hygiene zuliebe sollte man das Handtuch, mit dem man sich die Hände abtrocknet, nicht auch noch für das Gesicht oder den Körper benutzen. So verhindert man, dass sich zu viele Keime auf dem Tuch ansammeln. Diese geraten beim Abtrocknen ins Gesicht und können dort das Entstehen von Pickeln und anderen Hautunreinheiten begünstigen.
Sie erwähnten die trockene Haut der Hände. Dort entstehen unter Umständen schmerzhafte Risse …
Das ist wirklich ein Problem, denn solche Risse können sich durch ständige Beanspruchung noch vergrössern, und werden dann möglicherweise zu einer Eingangspforte für verschiedenste Erreger. Damit diese Rhagaden, wie man sie in der Dermatologie nennt, abheilen können, muss man die betroffene Stelle mit einem Pflaster versorgen und den verletzten Finger – so gut es eben geht – ruhigstellen.
Soweit kommen muss es aber nicht …
Genau, dem lässt sich mit Cremes und Salben, die man regelmässig aufträgt, entgegensteuern. Im Vergleich zu Lotionen, die viel Feuchtigkeit spenden, muss eine Handpflege sehr reichhaltig und rückfettend sein. Das heisst, der Anteil an Öl sollte im Produkt deutlich grösser sein als der Feuchtigkeitsanteil. Auf der Haut entsteht beim Eincremen ein Fettfilm – und der sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit in der Haut nicht mehr entweichen kann.
Welche Inhaltsstoffe sind ausserdem sinnvoll?
An erster Stelle steht das Öl. Das kann zum Beispiel Nachtkerzen- oder Jojobaöl sein. Vaseline verhindert, dass Feuchtigkeit aus der Haut entweichen kann. Glycerin unterstützt die Haut dabei, Feuchtigkeit zu speichern – genau wie Urea. Urea ist aber nur bei intakter Haut zu empfehlen: Dabei handelt es sich um Harnstoff, und der kann beim Kontakt mit kleinen Hautrissen zu einem leichten Brennen führen. Ceramide kommen auch in der Hornschicht unserer Haut vor und unterstützen die Funktion der Hautbarriere. Milchsäure hilft der oberen Hautschicht dabei, trockene, abgestorbene Hautschüppchen loszuwerden. Dadurch nimmt die Haut pflegende Bestandteile besser auf.
Könnte man auch mit einem Peeling nachhelfen, damit die oberen Hautschüppchen abgetragen werden und die Haut der Hände geschmeidiger wird?
Das kommt ganz auf die Eigenschaften des Produktes an. Von abrasiven Peelings würde ich die Finger lassen: Sie enthalten kleine Partikel, die die Haut mechanisch abreiben, und das kann die Haut reizen. Gegen einen sanften Peelingeffekt durch ein Produkt, das Milchsäure enthält, ist aber nichts einzuwenden.
Um nochmals auf Cremes und Salben zurückzukommen – im Alltag sind fettige Finger eher störend …
Das stimmt, ein Ölfilm auf der Tastatur oder auf der Fernbedienung, das will niemand. Alternativ dazu kann man sich abends ein Ölbad aus der Apotheke gönnen, zum Beispiel während des Fernsehens: Dazu einen Schuss des Ölbads in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser geben und die Hände etwa zehn Minuten darin baden.
Durch die Wärme und die Feuchtigkeit zieht das Fett der feinen Öltröpfchen im Wasser gut in die Haut ein. Solange die Haut noch feucht ist, die Hände mit einer fettigen Creme oder Salbe eincremen und dann Baumwollhandschuhe oder Baumwollsocken an- beziehungsweise überziehen. Mit hundertprozentiger Baumwolle ist man auf der sicheren Seite, denn Schafwolle kann bei manchen Allergikern Hautreaktionen auslösen.
Was empfehlen Sie, damit die Fingernägel trotz der Hygienemassnahmen schön bleiben?
Damit die Keratinplättchen der Nägel und die Nagelhaut nicht austrocknen, massiert man in die Fingerspitzen und in das Nagelbett ein paar Tröpfchen Öl ein. Das kann zum Beispiel Traubenkern- oder Nachtkerzenöl sein. Um allergischen Reaktionen vorzubeugen, sollte man dabei auf ätherische Öle verzichten. Ätherische Öle werden häufig als Konservierungsstoffe in Naturkosmetika eingesetzt, es lohnt sich also, die Liste mit den Inhaltsstoffen genau unter die Lupe zu nehmen.
Was raten Sie Menschen, die gerade viel Zeit an der frischen Luft, zum Beispiel beim Spazieren, beim Joggen oder auf der Terrasse verbringen?
Da es im Moment noch nicht so warm draussen ist, sind Handschuhe der perfekte Schutz vor Kälte und Sonne. Ist man ohne Handschuhe draussen, rate ich, die Handrücken mit Sonnencreme (mindestens LSF 30) einzucremen. Diese trägt nicht nur dazu bei, das Hautkrebsrisiko zu senken, sondern verhindert auch, dass sich durch die Sonneneinstrahlung unschöne braune Flecken auf der Haut der Hände bilden.
Auch andere exponierte Bereiche wie das Gesicht, den Hals und die Ohren darf man beim Eincremen nicht vergessen – und das ganz unabhängig davon, ob es bewölkt oder sonnig ist, denn die schädlichen UVA-Strahlen durchdringen selbst die dickste Wolkendecke ... und sogar Fensterscheiben.
Zur Person: Dr. med. Liv Kraemer ist Dermatologin mit eigener Praxis in Zürich. Sie ist auf Social Media, unter anderem auf Instragram und YouTube aktiv.
So lange können Viren auf Oberflächen infektiös sein
Etwa die Hälfte aller Erkältungen werden von Rhinoviren ausgelöst. Eine Untersuchung der University of Virginia (USA) in Hotelzimmern zeigte, dass die Erreger auf unterschiedlichen Gegenständen wie Türklinken, TV-Fernbedienung oder Lichtschalter noch mindestens einen Tag später aktiv, also infektiös waren.
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Laut der britischen Gesundheitsbehörde NHS sind Rhinoviren – abhängig von Faktoren wie Oberflächenstruktur, Luftfeuchtigkeit und Temperatur – sogar bis zu sieben Tage ausserhalb des Körpers ansteckend.
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Eine grössere Ansammlung von Grippeviren des Stamms Influenza-A kann auf einer Banknote bis zu 17 Tage auf ein neues, potenzielles Opfer lauern. Das geht aus einer Untersuchung einer Forschungsgruppe um den Virologen Yves Thomas von der Universitätsklinik Genf hervor. Eine Analyse aus dem «Journal of Infectious Disease» prognostiziert den Erregern auf glatten Kunststoffoberflächen eine «Überlebenszeit» von etwa 48 Stunden.
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Mit einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit legten Forscher der Universität Greifswald und der Ruhr-Universität Bochum nahe, dass das neuartige Coronavirus 2019-nCoV bis zu neun Tage ausserhalb des menschlichen Körpers ansteckend sein kann.
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Herpes-Simplex-Viren sind – unter anderem – für lästige Fieberbläschen an den Lippen verantwortlich. Übertragen werden die Erreger durchs Küssen oder eine Schmierinfektion (zum Beispiel über die Hände). Anstecken kann man sich aber auch durch gemeinsam benutzte Hand- oder Geschirrtücher.
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Forscher des internationalen Textilforschungszentrums Hohenstein im deutschen Bönnigheim fanden heraus, dass Herpes-Simplex-Viren auf einem Stofflappen mitunter 48 Stunden infektiös bleiben. Frühere Untersuchungen zeigten, dass die Erreger bis zu acht Wochen auf harten Oberflächen ausharren und eine Infektion auslösen können. Sogar eine 40-°C-Wäsche sollen sie mühelos überstehen.
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Folgt auf ein unangenehmes Grummeln im Magen starke Übelkeit mit Erbrechen, begleitet von starkem Durchfall, hat man sich unter Umständen eine Norovirus-Infektion eingehandelt.
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Infiziert wird man immer über den Mund, das heisst, die Viren werden via Schmierinfektion oder durch kontaminiertes Wasser oder Speisen übertragen, wie in einer Publikation des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zu lesen ist. Anstecken kann man sich über einen Gegenstand, der mehrere Tage zuvor von einer infizierten Person kontaminiert wurde.
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Auch Rotaviren verursachen schwere Durchfälle und sind besonders für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich. Ähnlich wie die Noroviren gehören sie zu den besonders anpassungsfähigen Erregern: Selbst nach mehreren Wochen in der Umwelt bleiben sie infektiös.
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