Kolumne Der Mond beeinflusst den Ozean – logisch, hat er auch uns im Griff

Von Michelle de Oliveira

7.6.2021

Der Mond bewirkt mit seiner Anziehungskraft Ebbe und Flut, versetzt also sämtliche Weltmeere in Bewegung. Viele Menschen trauen ihm deshalb auch einen spürbaren Einfluss auf Körper und Geist zu.
Der Mond bewirkt mit seiner Anziehungskraft Ebbe und Flut, versetzt also sämtliche Weltmeere in Bewegung. Viele Menschen trauen ihm deshalb auch einen spürbaren Einfluss auf Körper und Geist zu.
Bild: Keystone

Ob der Mond unser Befinden verändert, darüber herrscht Uneinigkeit. Die Kolumnistin zählt sich zum Team «mondsüchtig» und gestaltet ihre Tage mit Blick auf den Mondkalender.

Von Michelle de Oliveira

7.6.2021

Am kommenden Donnerstag ist Neumond. Das ist kein neuer Planet am Himmel, sondern einfach das Gegenteil seines viel bekannteren Kollegen, dem Vollmond.

Dem wird ja so einiges nachgesagt: Viele Menschen klagen über schlechten Schlaf, wenn er voll am Himmel leuchtet. Polizisten erzählen, dass sich Unfälle und kuriose Vorkommnisse an Vollmondtagen häuften, und Hebammen berichten, bei Vollmond würden mehr Kinder geboren.

Manche Menschen vereinbaren gar ihre Coiffeur- oder Arzt-Termine nach dem Mondkalender. Angeblich sollen Wunden bei abnehmendem Mond besser heilen und Haare, bei zunehmendem Mond geschnitten, besonders kräftig wachsen.

Zur Autorin: Michelle de Oliveira
Bild: zVg

Michelle de Oliveira ist Journalistin, Yogalehrerin und Mutter und immer auf der Suche nach Balance – nicht nur auf der Yogamatte. Ausserdem hat sie ein Faible für alles Spirituelle und Esoterische. In ihrer Kolumne berichtet sie über ihre Erfahrungen mit dem Unfassbaren. Sie lebt mit ihrer Familie in Zürich.

Ganz einig, welchen Einfluss die Mondphasen auf uns Menschen tatsächlich haben, ist sich die Wissenschaft nicht. Eine Studie hat das Schlafverhalten bei Vollmond untersucht und Hinweise darauf geliefert, dass der Mensch in diesen Nächten tendenziell weniger schläft. Eine andere Studie kam zum Schluss, dass die Mondphasen den weiblichen Zyklus beeinflussen würden, allerdings nur von Frauen unter 35.

Mehr Gelassenheit und Nachsicht

Andere Auswertungen besagen hingegen, dass die Wirkung des Mondes nichts als Aberglaube sei.

Aber das glaube ich nicht. Für mich ist es kaum vorstellbar, dass der Mond keinen Einfluss auf uns Menschen haben soll. Immerhin ist es seine Kraft, die dafür sorgt, dass Ebbe und Flut existieren. Der Mond schafft es also, unglaubliche Wassermassen zu bewegen.

Da wird er doch auch uns Menschleins im Griff haben – zumal wir aus bis zu 75 Prozent Wasser bestehen. Dieser Schluss sei zu einfach, sagen die Mondeinfluss-Bestreiter: Es seien riesige Wassermassen nötig, um die Anziehungskraft des Mondes spürbar zu machen. Das bisschen Flüssigkeit im Menschen reicht also nicht aus. Das wiederum leuchtet mir ein.

Dennoch glaube ich an die Kraft des Mondes. Zu oft habe ich beobachtet, dass Vollmondtage turbulente Tage sind. Machen die Kinder ungewöhnlich viel Radau oder bin ich launisch, fahrig, habe ein Chaos im Kopf (und in der Wohnung!) und Menschen blaffen mich grundlos an, hat der Blick auf den Mondkalender schon oft Klarheit verschafft:

Jä so, es ist Vollmond!

Diese Tatsache hilft mir, in diesen Momenten gelassener und nachsichtiger zu bleiben, mit mir und mit meinen Mitmenschen.

Wenn möglich und vor allem, wenn ich vorab dran denke, plane ich darum Vollmondtage ruhig. Das hilft mir, diese geballte Energie, die mit dem Vollmond auftaucht, besser abzufedern.

Der Neumond ist sanfter

Aber eben, am kommenden Donnerstag ist Neumond und nicht Vollmond. Und der ist nicht weniger spannend. Ich nehme ihn sogar stärker wahr als den Vollmond, obwohl seine Energie sanfter ist und zur Einkehr einlädt.

Die Mondphasen sind vergleichbar mit anderen Zyklen, die in der Natur vorkommen, etwa mit den Jahreszeiten: Im Frühling wächst und spriesst es, (zunehmender Mond) im Sommer steht alles in voller Blüte (Vollmond), im Herbst zieht sich die Natur langsam zurück (abnehmender Mond) und im Winter herrscht Stille (Neumond).

Und in dieser Stille, also in den Tagen rund um den Neumond, verspüre ich das Bedürfnis nach Ruhe und nehme ich mir mehr Zeit für die Meditation. Für die Innenschau, eine Art Inventar des Befindens. Ich beobachte, was mich umtreibt, was mich glücklich macht, was weniger gut läuft.

Manchmal entsteht daraus eine Intention, ein Wunsch für die kommende Mondphase, zumal der Neumond symbolisch für einen Neubeginn steht. In der Ruhe des Neumondes kann ich mich wieder neu ausrichten und die Wünsche oder Intentionen sind mir ein Wegweiser, wie ich mein Leben leben will. Bis mir beim nächsten Vollmond wieder ganz sturm im Kopf wird.

Und alles wieder von vorn beginnt.


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In der Rubrik «Die Kolumne» schreiben Redaktorinnen und Redaktoren von «blue News» regelmässig über Themen, die sie bewegen. Leserinnen und Leser, die Inputs haben oder Themenvorschläge einreichen möchten, schreiben bitte eine E-Mail an: redaktion.news@blue.ch.

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