Kolumne Räuchern geht Ihnen auf den Geist? Soll es auch

Von Michelle de Oliveira

14.3.2021

Räuchern mit weissem Salbei soll negative Energien beseitigen. (Symbolbild)
Räuchern mit weissem Salbei soll negative Energien beseitigen. (Symbolbild)
Bild: Getty Images/Tetra images RF

Manche lieben ihn, andere können ihn nicht ausstehen: den Duft von Räucherstäbchen. Für die Kolumnistin gehört Räucherwerk zum Alltag: Um Käse-Geruch loszuwerden, ihr Energiefeld zu reinigen oder auch mal, um unerwünschte Geister zu vertreiben.

Von Michelle de Oliveira

14.3.2021

Eine Vorliebe für Räucherstäbchen hatte ich schon immer. Als Teenie – in meiner Hippie-Phase – setzte ich mich auf mein Batiktuch und räucherte, was das Zeug hielt. Und trieb damit meine Familie, die dem intensiven Geruch wenig abgewinnen konnte, in den Wahnsinn.

Dass dem Räuchern traditionell eine wichtige Rolle zugesprochen wurde, wusste ich damals nicht. Doch bereits im alten Ägypten wurde geräuchert, um Dämonen fernzuhalten und die Götter zu ehren. In Indien haben Räucherwaren eine lange Geschichte und sind bis heute ein nicht wegzudenkender Bestandteil religiöser Zeremonien.

Zur Autorin: Michelle de Oliveira
Bild: zVg

Michelle de Oliveira ist Journalistin, Yogalehrerin und Mutter und immer auf der Suche nach Balance – nicht nur auf der Yogamatte. Ausserdem hat sie ein Faible für alles Spirituelle und Esoterische. In ihrer Kolumne berichtet sie über ihre Erfahrungen mit dem Unfassbaren. Sie lebt mit ihrer Familie in Zürich.

Auch in China, Japan und Südamerika gehört das Räuchern zur Tradition. Und bei uns: In der christlichen Liturgie wird Weihrauch verbrannt und symbolisiert Reinigung und Verehrung.

Für mich hat das Räuchern keinen religiösen Hintergrund. Aber es gibt mehrere Gründe, warum ich es regelmässig tue.

Etwa aus ganz praktischen: Ich zünde ein Räucherstäbchen an, wenn wir Fondue oder Raclette gegessen haben. Lieber Patschuli in der Luft als abgestandener Käse-Geruch. Ich lege gern eine entspannende Mischung auf mein Räucher-Stövchen, bevor ich meditiere. Und im Sommer hält ein Räucherstäbchen auf dem Balkon unerwünschte Insekten fern.

«Damit ich gut schlafe, weisch, Mama»

Ich räuchere auch aus energetischen Gründen. Viele Jahre nach meiner Hippie-Phase weiss ich heute um dessen Qualitäten und bin fest davon überzeugt, dass diese Art der Reinigung für mich einen Unterschied macht.

Etwa wenn unsere Putzhilfe da war und die Wohnung glänzt, fühlt sie sich für mich erst richtig sauber an, nachdem ich sie mit Palo Santo geräuchert habe. Palo Santo ist ein Holz, das in Südamerika und Mexiko wächst. Man zündet das Holz an und lässt es glühen. Dabei verbreitet sich der nach Holz und Kokos riechende Rauch.

Mit Palo Santo räuchere ich nicht nur die Wohnung aus, sondern fuchtele damit auch kräftig um mich herum. Es soll negative Schwingungen, die sich in meinem Energiefeld angesammelt haben, auflösen. Jemand hat mir einmal gesagt, dass wir unseren Körper täglich waschen, unser Energiefeld aber völlig vernachlässigen. Für mich ergibt das Sinn.

Auch meine Kinder mögen das Ritual des Räucherns. Mein Sohn hält mit spitzen Fingern das Räucherstäbchen und geht damit von Raum zu Raum. Um sein Bett herum wedelt er immer ganz besonders fest, «damit ich gut schlafe, weisch, Mama.»

Als er knapp zwei Jahre alt war, wachte er Nacht für Nacht weinend auf und zeigte verängstigt in die immer selbe Ecke. Also räucherte ich sein Zimmer mit weissem Salbei aus (in seiner Abwesenheit, da der Rauch doch ziemlich intensiv riecht) und lüftete danach ausgiebig. Bereits in dieser Nacht ist er nicht mehr aufgewacht und hat seither keine Angst mehr vor der Ecke.

Weisser Salbei ist ein Klassiker

Das Gleiche war im Wohnzimmer passiert: Unsere Kinder wie auch Babys, die zu Besuch bei uns waren, zeigten immer zum selben Bücherregal und rissen ihre Äuglein weit auf oder weinten sogar. Seit ich regelmässig mit weissem Salbei räuchere, ist das nicht mehr passiert.

Weisser Salbei ist ein Klassiker unter den Räucherwaren. Ich benutze es neben der Geistervertreibung auch nach einem heftigen Streit oder wenn die ganze Familie Magendarm-Grippe hatte. Auch wenn viele Leute in der Wohnung waren und ich danach einfach nicht zur Ruhe komme, schafft das Räuchern mit Salbei wieder eine friedliche Atmosphäre.

Und ganz wichtig: Bevor ich in eine neue Wohnung ziehe, räuchere ich ausgiebig für einen gelungenen Neustart. Am 1. April ist übrigens offizieller Zügeltag. Wer also in ein neues Zuhause zieht, soll sich doch schon mal ein Bündel weissen Salbeis besorgen.

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In der Rubrik «Die Kolumne» schreiben Redaktorinnen und Redaktoren von «blue News» regelmässig über Themen, die sie bewegen. Leserinnen und Leser, die Inputs haben oder Themenvorschläge einreichen möchten, schreiben bitte eine E-Mail an: redaktion.news@blue.ch.

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