Elternzeit Ein Klick, mehrere Babysitter: Mütter machen die Suche zum Kinderspiel 

Von Sulamith Ehrensperger

2.10.2019

Viele Familien in der Schweiz nehmen die Unterstützung eines Babysitters in Anspruch. Darunter sind auch immer mehr Eltern, die auf flexible Betreuungszeiten angewiesen sind. 
Viele Familien in der Schweiz nehmen die Unterstützung eines Babysitters in Anspruch. Darunter sind auch immer mehr Eltern, die auf flexible Betreuungszeiten angewiesen sind. 
Bild: iStock

Der Babysitter kann nicht. In der Kita ist das Kind unglücklich. Doch die Arbeit ruft. Aus der eigenen Notsituation haben zwei Mütter kurzerhand eine App lanciert, die auf einen Klick hin gleich mehrere Babysitter bietet.

Den passenden Babysitter fürs eigene Kind zu finden, das ist kein Kinderspiel – welche Eltern wüssten das nicht. Häufig unter Zeitdruck telefonieren sie eine Liste von möglichen Babysittern ab. Und auch jene Eltern, die an sich mit viel Organisationstalent gesegnet sind, lassen dabei mitunter viel Nerven.

Das musste etwa auch Nadine Moser Balas erfahren, als sie damals in der Marketingabteilung einer Privatbank arbeitete: «Ich hatte meine Tochter in der Krippe, meinen jüngeren Sohn dann auch. Er war aber kein Krippenkind, ass nicht, schlief nicht, sondern wartete an der Türe auf mich. Als meine Tochter in den Kindergarten kam, ging es nicht mehr.» Ihren Job musste sie schliesslich kündigen.

Doch in der Folge machte die zweifache Mutter aus ihrer Not eine Erfolgsgeschichte. Sie entwickelte zusammen mit ihrer Nachbarin eine App, um die Kinderbetreuung zu vereinfachen.



Heute verzeichnet die «Kidsitt»-App täglich Neuzugänger. Wer sich anmeldet, kann mit einem Klick mehrere «Kidsitter» im Umkreis gleichzeitig anfragen. «Kidsitt zeigt dann eine Aufgabenliste mit den Dingen, die der Babysitter erledigen soll, beispielsweise die Kinder zu Bett bringen, Hausaufgaben machen, Abendessen kochen und Weiteres», erklärt Moser Balas.


Per Knopfdruck zum Babysitter: 
Per Knopfdruck zum Babysitter: 
Bild: Ehrensperger

Die App zeigt ebenfalls an, welche Sprachen die Betreuungsperson spricht, welche Erfahrungen und Ausbildungen sie hat und welchen Stundenlohn sie nimmt, diesen bestimmen sie selbst.

Die «Kidsitter» sind zwischen 14 und 65 Jahre alt. Darunter sind auch Jungs, die beispielsweise Erfahrungen als Pfadileiter haben: «Meine Kinder schätzen es, wenn sie mit dem Kidsitter mal Fussball spielen können statt immer zu Basteln», erzählt Geschäftspartnerin Birte Büchsenstein, ihre  Kinder sind sechs und acht Jahre alt.

Dass es schwierig sein kann, den passenden Babysitter für das eigene Kind zu finden, wissen Nadine Moser Balas (links) und Birte Büchsenstein (rechts) aus eigener Erfahrung.
Dass es schwierig sein kann, den passenden Babysitter für das eigene Kind zu finden, wissen Nadine Moser Balas (links) und Birte Büchsenstein (rechts) aus eigener Erfahrung.
Bild: Jan Büchsenstein

In der «Kidsitt»-Familie finden sich auch Nannys und Krippenangestellte, die nach Feierabend oder an Wochenenden noch Hüten mögen wie auch Mütter, deren Kinder schon aus dem Babysitteralter sind. «Wir bieten auch Ersatzgrosis», erzählt Moser Balas, deren Kinder heute vier und sieben Jahre alt sind. «Wir nennen sie übrigens Kidsitter wegen meiner Tochter. Sagte ich, dass ein Babysitter kommt, meinte sie: Mami, ich bin doch kein Baby mehr.»

Eltern können den «Kidsitter» nach dem jeweiligen Termin bewerten. Registriert sind mittlerweile über 1'200 Eltern und 700 Babysitter. Und täglich werden es ein paar mehr. Die persönliche Art der Unternehmerinnen kommt an. Rund um die Uhr sind die beiden über Neuanmeldungen und Buchungen im Bild. Und sie helfen aus, wenn es brennt.



Beispielsweise wenn keiner der «Kidsitter» auf eine Anfrage zusagt. «Kürzlich hatten wir eine Mutter, die für eine ungewöhnliche Uhrzeit eine Betreuung suchte. Durch unsere persönlichen Kontakte zu den Kidsittern, konnten wir schliesslich jemanden vermitteln», erläutert Büchsenstein.

Alle «Kidsitter» interviewen die beiden persönlich. Ab und zu lehnen sie laut Moser Balas auch Kandidaten ab. «Als Mutter frage ich mich immer: Würde ich die Person gern bei mir zu Hause haben und meinen Kindern zumuten?» Mittlerweile merke sie schon in den ersten Minuten, ob ein «Kidsitter» passt oder nicht.

Endlich mal wieder ausfliegen – schliesslich brauchen auch Eltern mal eine Auszeit. 
Endlich mal wieder ausfliegen – schliesslich brauchen auch Eltern mal eine Auszeit. 
Grafik: Foundry

Diesen Winter wollen die beiden Unternehmerinnen auch in den Skigebieten durchstarten. «Wer nicht in einem kinderfreundlichen Hotel logiert, hat kaum eine Chance, einen Babysitter zu finden. Deshalb wollen wir so etwas anbieten», sagt Moser Balas.

So können die Eltern auch mal zusammen auf die Piste gehen oder abends aus. «Schliesslich ist es nicht verwerflich, wenn Eltern mal Zeit für sich nehmen», meint Büchsenstein. Mit dem passenden «Kidsitter» haben auch die Kinder ihren Spass.

«Kidsitt» ist in der Region Zürich und im Ausbau auch in Basel, Luzern und Zug vertreten. Neu auch in den Skigebieten Engadin, Davos, Klosters, Arosa und Lenzerheide. Drei Abovarianten sind möglich: Drei Monate für 40 Franken, sechs Monate für 75 Franken oder zwölf Monate für 130 Franken. 



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