Toyota Corolla Vom Hinterwäldler-Auto zur Design-Ikone

dpa/bb

24.3.2019

Die 12. Generation ist da: Toyota Corolla.
Die 12. Generation ist da: Toyota Corolla.
Bild: Toyota

Was für VW der Golf und für Ford der Focus, das ist für Toyota der Corolla: In elf Generationen mehr als 45 Millionen mal verkauft, ist er das Rückgrat des japanischen Autobauers.

In der Schweiz führt unter den Kompakten am Golf kein Weg vorbei. Doch global betrachtet, sieht die Sache anders aus. Dort gibt unter anderem der Toyota Corolla den Ton an.

Er hat es mit über 45 Millionen Exemplaren zu einem der meistverkauften Autos der Welt gebracht – selbst wenn er in Europa zuletzt gar nicht zu haben war.

Jetzt geht er in die 12. Generation und kommt dabei auch wieder zu uns zurück: Ab Mitte März ersetzt er für 25'900 Franken aufwärts den Auris, der trotz seines goldenen Namens nie so recht zum Glanzstück werden konnte.

Ende der Einfalt

Als Toyota den Corolla 2006 aus Europa abgezogen hat, war das ein Eingeständnis der Einfalt: Weil der Weltmeister rund um den Globus gefallen wollte, war er zum gesichtslosen Langweiler geworden. Er hatte in Europa nicht mehr so recht eine Chance und musste deshalb dem Auris weichen.

Unter der Haube gibt weiterhin Hybrid-Technik den Ton an. Aber es gibt zwei Teilzeitstromer zur Auswahl.
Unter der Haube gibt weiterhin Hybrid-Technik den Ton an. Aber es gibt zwei Teilzeitstromer zur Auswahl.
Bild: Toyota

Aber damit ist es jetzt in jeder Hinsicht vorbei. Erstens, weil sich Toyota endlich auch in der Kompaktklasse mal ein leidenschaftliches Design leistet. Der Corolla hat nämlich einen scharfen Blick und eine kesse Kehrseite. Und zweitens, weil er endlich mal so etwas wie Fahrfreude bieten will.

Ging es den Japanern bislang vor allem um Qualität, Haltbarkeit, Praktikabilität und einen guten Preis, haben die Entwickler dieses Mal neben der Vernunft auch das Vergnügen entdeckt: Die Sitzposition ist engagierter, das Fahrwerk bestimmter und die Lenkung nicht mehr so gleichgültig, wie man sie bislang kannte.

Und es ist natürlich auch kein Nachteil, dass die neue Plattform, die der Corolla mit dem Prius teilt, steifer ist und sich das ganze Auto deshalb solider anfühlt. So wird tatsächlich auch mal der Weg zum Ziel.

Einer für die Vernunft, einer fürs Vergnügen

Am deutlichsten wird der neue Anspruch beim Blick unter die Motorhaube. Dort gibt zwar auch weiterhin die Hybrid-Technik den Ton an – soviel ist Toyota sich und seinem Ruf schuldig. Doch diesmal bieten die Japaner gleich zwei Teilzeitstromer an.

Für die Vernunft gibt es das 90 kW/122 PS starke Tandem aus dem Prius und für das Vergnügen ist ein zweites Doppel verfügbar, das mit einem 2,0 statt 1,8 Liter grossen Benziner und einem stärkeren E-Motor auf 132 kW/180 PS kommt. Einen Diesel gibt es dafür gar nicht mehr und der reine Verbrenner, ein 1,2-Liter mit 85 kW/114 PS, dient eigentlich nur dem niedrigen Grundpreis.

In 7,9 Sekunden ist man mit dem stärkeren Corolla bei 100 km/h. Maximal sind 180 km/h drin.
In 7,9 Sekunden ist man mit dem stärkeren Corolla bei 100 km/h. Maximal sind 180 km/h drin.
Bild: Toyota

Von 0 auf 100 km/h in 7,9 statt 10,9 Sekunden und beim Überholen flott bei der Sache: So fährt der stärkere Hybrid tatsächlich etwas engagierter und die stufenlose Automatik sägt nicht ganz so sehr an den Nerven. Die 0,4 Liter mehr bei einem Normverbrauch von 3,7 Litern (CO2-Ausstoss 85 g/km) nimmt man dann genauso gerne in Kauf wie die über 2000 Franken Aufpreis.

Doch zwei Haken bleiben: Weil am Ende eben doch die Vernunft siegt, bietet der Corolla im Gegensatz zu einem Plug-In-Hybriden das Vergnügen des rein elektrischen Fahrens nur für ein, maximal zwei Kilometer. Und für so viel Leistung ist der Corolla mit 180 km/h zu langsam und muss jeden besseren Diesel ziehen lassen.

Drei Varianten zur Wahl

Toyota hat beim neuen Corolla nicht nur bei der Materialauswahl mehr Sorgfalt walten lassen. Auch die Liste der Assistenz- und Sicherheitssysteme wurde erweitert, und beim Infotainment wurde nachgebessert, selbst wenn es zum Beispiel noch kein Apple CarPlay gibt.

Und die Japaner haben mehr Platz geschaffen: Weil der Radstand um vier Zentimeter wächst, sitzt man jetzt schon im Fünftürer deutlich besser als bisher. Und wem das Steilheck für Kind und Kegel nicht genügt, für den gibt es für einen Aufpreis auch eine Limousine mit etwas mehr Status und für noch etwas mehr Geld einen Kombi mit deutlich mehr Stauraum.

Denn wo der Hatchback nur 361 bis 1024 Liter Kofferraum bietet, von denen beim starken Hybriden wegen der grösseren Batterie noch einmal 48 Liter wegfallen, sind es beim Touring Sports dann im besten Fall schon 598 bis 1606 Liter.

Mehr Charakter in der Kompaktklasse

Das Design endlich ausdrucksstark statt angepasst, die Abstimmung ambitioniert und der Antrieb mit dem zweiten Hybridmotor nicht mehr allein der Vernunft verpflichtet – so beweist Toyota mit dem neuen Corolla wieder mehr Charakter in der Kompaktklasse und rückt dem Golf ein Stückchen näher auf die Pelle. Und weil er gleich in drei Karosserievarianten kommt, ist sicher für jeden was dabei.

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