Kolumne am Mittag Weiss Multimillionär Bon Jovi wirklich, wie sich Armut anfühlt?

Von Marianne Siegenthaler

25.9.2020

Schauspieler, politischer Aktivist, sozial engagiert, Preisträger und dazu treuer Ehemann und Vater einiger Kinder: Jon Bon Jovi.
Schauspieler, politischer Aktivist, sozial engagiert, Preisträger und dazu treuer Ehemann und Vater einiger Kinder: Jon Bon Jovi.
Bild: Getty Images

Rockstar Jon Bon Jovi gibt sich gerne sozial engagiert, politisch interessiert und natürlich ist für ihn auch der Klimawandel ein Thema. Kann man das ernst nehmen, fragt sich die Kolumnistin.

Ich weiss, er ist Multimillionär, mehrfach als «Sexiest Man» ausgezeichnet, Schauspieler, politischer Aktivist, sozial engagiert, Preisträger und dazu treuer Ehemann und Vater fünf Kinder – und ja, John Francis Bogiovi ist auch Gründer und Sänger von Bon Jovi, einer der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten.

Ich mag ihn trotzdem nicht. Seine Föhnfrisur, seine gebleichten Zähne, vor allem aber seine Musik. Ich finde sie langweilig. Austauschbarer Ami-Pop-Rock.

Ja, ich weiss, für sein soziales Engagement wurde Jon Bon Jovi sogar geehrt. Und er gibt viel Geld dafür aus. Das ist gut.

Aber mir kommt das Ganze ein bisschen gar anbiedernd rüber. «Ich finde, Politiker sollten mal von Sozialhilfe leben müssen, dann wüssten sie wenigstens, wie Armut sich anfühlt», sagt er beispielsweise in einem Interview mit der «Westdeutschen Zeitung»

Da frage ich mich doch: Weiss denn er als Multimillionär, wie sich Armut anfühlt?

Doch kein echtes Interesse?

Auch der Klimawandel ist für Jon Bon Jovi ein Thema. Im Interview mit dem «SonntagsBlick» gibt er sich erschüttert, wenn er sieht, was seine Kinder mal erwartet. Er betont denn auch, dass er die ganzen Emissionen der Flüge und Trucks ausgleicht. Und er ist nicht mit seinem Jet zum Interviewtermin geflogen. Sondern mit dem Linienflieger. Na ja.

Damit man mich richtig versteht: Ich finde es grossartig, dass er viel Geld in verschiedene soziale Projekte steckt. Aber dass er ein echtes Leben, also ein Leben wie du und ich, führt, wie er das vergangene Woche in einem Gespräch mit dem «Spiegel» behauptete, glaube ich einfach nicht.

Und auch seine Begründung finde ich fadenscheinig: In seinen drei Restaurants, wo auch Bedürftige verköstigt werden, steht er in der Küche und wäscht Teller ab. «Das gilt auch sonst, im Alltag. Ich mache noch immer den Abwasch und bringe den Müll raus.» Also mal abgesehen davon, dass in seinen Restaurants ebenso wie zu Hause vermutlich über eine Geschirrspülmaschine steht, scheint mir das Müllraustragen doch etwas gar dürftig, um sich als volksnah zu verkaufen.

Immerhin ist er ganz am Schluss des «Blick»-Interviews ehrlich. Auf die Frage, was er noch erreichen möchte, sagt er: «Ich bin glücklich, wenn ich meine Alben teilen, flexibel Interviews geben und Shows spielen kann, wann ich will. Der Rest ist mir mittlerweile egal.»

Zur Autorin: Marianne Siegenthaler ist freie Journalistin und Buchautorin. Wenn sie grad mal nicht am Schreiben ist, verbringt sie ihre Zeit am liebsten im, am und auf dem Zürichsee.


Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blueNews» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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