Swisscom Nachhaltigkeitsblog Schweiz hinkt beim Solarstrom hinterher – das soll sich ändern

Von Pascal Salina

6.8.2020

Die Schweiz liegt in der Produktion von Solarstrom weit hinter ihren europäischen Nachbarn. Neue politische Rahmenbedingungen sollen den Ausbau ankurbeln.
Die Schweiz liegt in der Produktion von Solarstrom weit hinter ihren europäischen Nachbarn. Neue politische Rahmenbedingungen sollen den Ausbau ankurbeln.
Bild: Keystone

Deutschland produziert mehr als doppelt so viel Solarstrom pro Kopf wie die Schweiz. Jetzt will der Bundesrat Hürden abbauen und Solarstrom stärker fördern. Swisscom engagiert sich mit ihrer grössten Fotovoltaikanlage in Worblaufen.

Im Ranking um die Produktion nachhaltiger Energie liegt die Schweiz im gesamteuropäischen Vergleich auf Platz 24 von 29. Die Produktion nimmt zwar stetig zu, allerdings nur sehr zögerlich.

Das liegt keineswegs daran, dass hierzulande die Sonne zu selten scheint oder wir zu wenig Platz hätten – im Gegenteil. Laut dem Bundesamt für Energie könnte die Schweiz 40-mal mehr Solarstrom produzieren, als sie dies heute tut.

Dabei ist Sonnenenergie in der Schweiz beliebt. Das bestätigt zuletzt eine Studie der Universität St. Gallen, laut der 57 Prozent der Schweizer Hausbesitzerinnen und -besitzer gerne eine Fotovoltaikanlage (FV-Anlage) hätten.

Solarstrom nur für den Eigenverbrauch rentabel

Was hält die Schweiz also zurück? Tatsächlich sind es die politischen Rahmenbedingungen. Mit der heutigen Gesetzgebung lohnt sich die Produktion von Solarstrom nur für den Eigenverbrauch.

Eine generelle Hürde bei der Produktion von Wind- oder Sonnenenergie ist der Ausgleich zwischen Produktion und Verbrauch. Anders als bei einem Wasserkraftwerk kann der Mensch dabei nicht genau steuern, wann wie viel Energie generiert wird. Solarstrom gibt es dann, wenn die Sonne scheint.

In Ländern mit grossen Wüsten gibt es riesige Fotovoltaik-Projekte, die das öffentliche Stromnetz mit Solarenergie versorgen. Hier zum Beispiel in Marokko.
In Ländern mit grossen Wüsten gibt es riesige Fotovoltaik-Projekte, die das öffentliche Stromnetz mit Solarenergie versorgen. Hier zum Beispiel in Marokko.
Bild: Keystone

Produziert eine FV-Anlage gerade mehr Strom, als im Eigenverbrauch genutzt werden kann, fliesst der Rest in einen Speicher oder ins öffentliche Netz. Dabei fallen aber Netzgebühren an und die Vergütung ist vergleichsweise klein. Deshalb erzeugen viele Haushalte und Unternehmen nur gerade so viel Energie, wie sie selbst verbrauchen.

Was darüber hinaus geht, ist heute wirtschaftlich noch nicht attraktiv genug. Dabei sind es genau die gross angelegten FV-Anlagen, die einen wirklichen Schritt in Richtung Energiewende bedeuten.

Grösste FV-Anlage von Swisscom in Worblaufen

An ihrem Hauptsitz in Worblaufen hat Swisscom 2019 ihre bisher grösste FV-Anlage realisiert. Das Projekt umfasst über 2'400 Fotovoltaikmodule auf einer Fläche von 4'000 Quadratmetern. Damit produziert sie pro Jahr ungefähr so viel Strom, wie 200 Haushalte benötigen.

Die gesamte Dachfläche des Swisscom-Sitzes in Worblaufen umfasst rund 5'000 Quadratmeter. 4'000 davon sind nun mit FV-Modulen bestückt.
Die gesamte Dachfläche des Swisscom-Sitzes in Worblaufen umfasst rund 5'000 Quadratmeter. 4'000 davon sind nun mit FV-Modulen bestückt.
Bild: Swisscom

Auch hier gilt das Prinzip, dass sich Solarstrom vor allem für den Eigenverbrauch lohnt. In Worblaufen stehen hauptsächlich Verwaltungsgebäude mit einem verhältnismässig kleinen Bedarf.

An sonnigen Tagen erzeugt die Anlage deshalb mehr Strom als nötig. Um diese Schwankung auszugleichen, lädt Swisscom mit dem überschüssigen Strom ihre Elektrofahrzeuge.

Stromfluss regulieren und gleichzeitig Elektroautos laden

Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie stellt Swisscom die Fahrzeugflotte bis 2030 komplett auf Elektrofahrzeuge um. Dafür wurde am Standort Worblaufen eine Ladestation eingerichtet, die mit Strom aus besagter FV-Anlage gespeist wird. So betreibt Swisscom ihre E-Flotte grösstenteils mit selbst produziertem Solarstrom.

Swisscom will den CO2-Fussabdruck, verursacht durch Mobilität, bis 2025 halbieren. Bis 2030 wird die ganze Fahrzeugflotte elektrisiert sein.
Swisscom will den CO2-Fussabdruck, verursacht durch Mobilität, bis 2025 halbieren. Bis 2030 wird die ganze Fahrzeugflotte elektrisiert sein.
Bild: Swisscom

Diese Kombination hat noch einen anderen Vorteil: Die Ladung der Fahrzeuge ist gezielt steuerbar.

So gleicht die Ladestation Schwankungen in der Stromerzeugung durch die FV-Anlage aus. Produziert die FV-Anlage mehr Strom als das Verwaltungsgebäude gerade verbraucht, fliesst Strom in die Ladestation der Elektroautos. Swisscom nutzt so einen Grossteil des Solarstroms für den Eigenverbrauch.

Bundesrat will Solarstrom künftig mehr fördern

Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist ein wichtiger Bestandteil der Energiestrategie 2050 des Bundes. Nun hat der Bundesrat im April eine Änderung des Stromversorgungsgesetzes per 2021 verfügt, um die Rahmenbedingungen zu begünstigen.

Von einer Strommarktöffnung erhofft er sich eine Stärkung der dezentralen Stromproduktion sowie eine bessere Integration der erneuerbaren Energien in den Strommarkt. Die Vorlage ist politisch aber umstritten.

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Pascal Salina ist zuständig für Umweltmanagement Swisscom, Energieeffizienz, Ökostrom, CO2-Themen, Reporting & Ratings.
Pascal Salina ist zuständig für Umweltmanagement Swisscom, Energieeffizienz, Ökostrom, CO2-Themen, Reporting & Ratings.
Bild: Swisscom
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