«Australien hat geöffnet» Trotz Flammeninferno werben Kylie und Koalas um Touristen

Caroline Bock und Christoph Zeiher, dpa

15.1.2020

Strandbesucherinnen und -besucher liegen am Bondi Beach in Sydney und geniessen das sonnige Wetter. 
Strandbesucherinnen und -besucher liegen am Bondi Beach in Sydney und geniessen das sonnige Wetter. 
Foto: Getty Images

Buschbrände ausser Kontrolle, Kylie Minogue trällert mit Koalas im Baum: Die Realität und die Werbung der australischen Tourismusbranche passen nicht recht zusammen. Kommen die Touristen dennoch?

Das ging schief: Ausgerechnet mit Koalas sitzt Kylie Minogue in einem Video auf einem Baum und singt. Vor allem britische Touristen wollte sie mit dem «Matesong» in ihre australische Heimat locken. Doch dann kamen die Buschbrände – und mit ihnen der beissende Spott.

«Die letzten fünf Koalas, die das Feuer überlebten: In diesem Video zu sehen», kommentierte ein Nutzer das Video auf Youtube. Die australischen Tourismuswerber müssen nun umdenken.

Auf dem Kontinent ist gerade Sommer. Für die wichtige Tourismusbranche bedeutet das: Hochsaison in den Ferienzielen. Doch in diesem Jahr müssen Feriengäste mancherorts vor den Flammen fliehen.

Selbst im RTL-Dschungelcamp ein Thema

Die Bilder der Feuer sind apokalyptisch. Die Oper in Sydney hängt im Rauch und das Netz ist voll von Fotos verkohlter Kängurus. Selbst im RTL-Dschungelcamp sind die weit entfernten Brände Thema.

Zumindest Reiseveranstalter im deutschsprachigen Raum verzeichnen derzeit aber keine Auswirkungen auf ihre Geschäfte. «Die meisten unserer Kunden, die Australien gebucht haben, halten an ihren Reiseplänen fest», erklärt Christopher Steiger, Sprecher von DER Touristik.

Nur von vereinzelten Stornierungsanfragen im vergangenen Monat berichtet auch der Veranstalter FTI Touristik. Für die bei Touristen beliebte Känguru-Insel gebe es zwar «vermehrt Rückfragen aufgrund der aktuellen Lage, aber in einem sehr überschaubaren Ausmass», sagt FTI Managing Director Ralph Schiller. Die Insel hat es besonders erwischt.

«Die meisten Reiseziele sind sicher»

«Die Brände verursachen lokal zum Teil starke Luftverschmutzungen», schreibt das Auswärtige Amt in seinen Reisehinweisen zu Australien. Anja Braun, Sprecherin der Tui Group, sagt: «Wir stehen in ständigem Kontakt mit unseren Mitarbeitern vor Ort und den Behörden und beobachten die Situation genau. Zudem informieren wir unsere Gäste über Änderungen der aktuellen Lage.»

Das Sydney Opera House und die Harbour Bridge sind durch den Dunst von Buschfeuern in New South Wales zu sehen.
Das Sydney Opera House und die Harbour Bridge sind durch den Dunst von Buschfeuern in New South Wales zu sehen.
Foto: Bianca De Marchi/AAP/dpa

Australiens Tourismuswerbung beteuert derweil: «Die meisten Reiseziele in Australien sind sicher und heissen Besucher weiterhin willkommen.» Alle internationalen Flughäfen seien wie gewohnt geöffnet.

Es sei wichtiger denn je, die australische Tourismusindustrie zu unterstützen, sei es in nicht betroffenen Regionen oder künftig in solchen, die sich dann von den Buschbränden erholen müssen. «Die beste Möglichkeit, Australien und den Tourismussektor zu unterstützen, besteht darin, das Land weiterhin zu besuchen.»

Kommen die Besucher wieder?

Der Wirtschaftswissenschaftler Terry Rawnsley aus Melbourne erwartet, dass die Leute eher nicht gleich wieder in die von den Bränden betroffenen Gebiete reisen werden. Der echte Test kommt für ihn aber erst nächstes Jahr: Kommen dann die Besucher wieder? «Es sind Touristengegenden, die gebrannt haben», betont er. Die Gemeinden sind demnach auf die Besucher angewiesen, die dort im jetzigen australischen Sommer Geld ausgeben.



«Wir gehen nicht davon aus, dass diese Nachfrage für Australien zurückgeht, sondern erwarten auch für 2020 stabile Buchungszahlen», berichtet Steiger von DER Touristik. «Wir gehen nicht davon aus, dass die Feuer langfristige Auswirkungen haben», sagt auch die Tui-Sprecherin. 

Australiens Tourismusminister Simon Birmingham sagte dem Radiosender ABC, der Schaden für die Branche vor Ort sei «ohne Zweifel beachtlich, aber landesweit unterschiedlich».

Der australische Premierminister Scott Morrison war früher selbst Chef der Tourismuswerbung. Jetzt sagt er: Bitte kommt! Das Land sei immer noch ein wunderbarer Ort, um mit der Familie Ferien zu machen. «Australien hat geöffnet.»

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