5 Millionen Euro BeutePolizei verhaftet Bande, die 50 Bancomaten gesprengt hat
DPA, smi
2.2.2023 - 15:47
In der Schweiz fahnden Ermittlungskräfte bislang erfolglos nach Bancomat-Sprengern. In Süddeutschland ist der Polizei eine Bande ins Netz gegangen.
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02.02.2023, 15:47
02.02.2023, 16:01
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Sie kommen meist in der Nacht, schlagen blitzschnell zu und verschwinden Minuten später mit fetter Beute: Banden, die Geldautomaten sprengen. Zurück bleiben verwüstete Gebäude und oft traumatisierte Anwohner. Süddeutschen Ermittlern ist nun ein Schlag gegen eine niederländische Bande gelungen, die in Deutschland mehr als 50 Automaten gesprengt und dabei 5,2 Millionen Euro erbeutet haben soll.
Die seit November 2021 aktiven Täter haben sich nach aktuellen Erkenntnissen stets Geldautomaten in den beiden süddeutschen Bundesländern ausgesucht, mit Ausnahme einer Attacke in Thüringen. Das teilten die Landeskriminalämter Bayern und Baden-Württemberg sowie die Staatsanwaltschaft Bamberg am Donnerstag in München mit.
Drei Tage zuvor hatten die Beamten bei einer Razzia in den niederländischen Provinzen Utrecht und Limburg sowie in Belgien in Zusammenarbeit mit der dortigen Polizei 16 Gebäude durchsucht. Dabei wurden neun per Haftbefehl gesuchte Männer im Alter von 25 bis 41 Jahren festgenommen, die nun nach Deutschland ausgeliefert werden sollen.
Nach drei weiteren wird noch gefahndet. «Es handelt sich hierbei um eine der grössten Aktionen gegen Geldautomaten-Sprenger in den Niederlanden», teilten die deutschen Ermittler mit.
Der Banküberfall der Moderne – besonders in der Schweiz
In der Schweiz sind allein 2022 mindestens 50 Bancomaten gesprengt worden. Die Polizei vermutet, dass unter anderen verstärkte Sicherheitsmassnahmen in anderen europäischen Ländern, Kriminelle in die Schweiz treiben, die sich auf dieses Delikt spezialisiert haben.
«Die Geldautomatensprengung gilt als Banküberfall der Moderne», bilanziert Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU). Für die Täter sei die Methode wegen der hohen Beutesummen attraktiv, obwohl darauf bis zu 15 Jahre Haft stünden. Der bayrische Innenminister Joachim Herrmann berichtet, bundesweit habe es im Vorjahr 493 solcher Taten gegeben – ein Rekord.
Das BKA hatte zuvor auf Anfrage erläutert: «Teilweise haben sich bis zu fünf Sprengungen in einer Nacht im gesamten Bundesgebiet ereignet.» Dabei verwendeten die Täter zuletzt oft feste Explosivstoffe, wodurch die Explosionen ein deutlich höheres Gefahrenpotenzial bekommen als bei der zuvor üblichen Methode der Sprengung durch eingeleitetes Gas.
Anschliessend rasen sie meist mit hochmotorisierten Autos davon. Im Fall der nun aufgeflogenen Bande hatte der mit gestohlenen Kennzeichen versehene und mit Reservekanistern beladene Fluchtwagen 600 PS.
Mehrere Todesopfer unter den Tätern
Durch die Sprengung selbst ist in Deutschland noch kein Todesopfer zu beklagen gewesen. Allerdings kam es laut BKA danach bereits mehrfach zu tödlichen Verkehrsunfällen. «Die Todesopfer waren bislang ausschliesslich Täter.» Manche ihrer Kompagnons erlitten zudem schwerste Verletzungen. Unbeteiligte Dritte mussten den Angaben zufolge wegen Rauchvergiftungen, Schockzuständen oder Knalltraumata behandelt werden.
«Die Täterinnen und Täter sprengen sich völlig rücksichtslos den Weg zum Geld frei, riskieren das Leben unbeteiligter Menschen und zerstören Gebäude», betonte deshalb auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) per Mitteilung. Der Sachschaden sei dabei regelmässig höher als die Beute. Bei der aktuellen Serie beläuft er sich den Angaben zufolge auf 6,5 Millionen Euro.
Aufgrund «der Skrupellosigkeit und ausserordentlichen Gefährlichkeit bei der Ausführung» ermittelt die Staatsanwaltschaft deshalb nun nicht nur wegen schweren Bandendiebstahls, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und Zerstörung von Bauwerken, sondern in elf Fällen auch wegen versuchter Tötungsdelikte. Oft genug lagen über den Automaten Wohnungen, einmal musste ein Altenheim evakuiert werden.
Täter sind Banken und Ermittlern voraus
Um den Tätern das Handwerk zu legen, setzen Polizei und Politik auch auf die Banken und Automatenhersteller. In gemeinsamen Gesprächen wurde Ende vergangenen Jahres festgelegt, dass nicht nur an Automaten in besonders gefährdeter Lage Massnahmen ergriffen werden sollen. Dazu können eine nächtliche Sperrung der Selbstbedienungs-Foyers, eine Reduktion der Geldbestände, Vernebelung oder Verfärbe- und Verklebungsmechanismen gehören, die das Geld bei einer Attacke unbrauchbar machen.
Der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider beklagte jedoch just am Donnerstag, dass die Banken den Tätern oft «hinterherinvestierten». So mehrten sich im Südwesten die Attacken, bei denen die Täter mechanisches Spreizwerkzeug benutzten, das sonst die Feuerwehr bei Verkehrsunfällen im Einsatz hat.
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