Bericht der Uni Lausanne In Schweizer Gefängnissen nehmen sich besonders viele das Leben

razw, sda

6.6.2024 - 09:25

In der Schweiz sitzen im europäischen Vergleich wenig Menschen in einem Gefängnis. Jedoch liegt die Selbstmordrate unter den Häftlingen weit über dem Durchschnitt. Nur in einem europäischen Land ist sie höher. 

Keystone-SDA, razw, sda

Das Gefängnis in Sion im Jahr 2024.
Das Gefängnis in Sion im Jahr 2024.
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  • Ein Bericht der Universität Lausanne, im Auftrag des Europarats, zeigt, dass 2022 in Europa über eine Million Menschen im Gefängnis sassen.
  • In Schweizer Haftanstalten nahmen sich durchschnittlich von 10'000 Insassen 20,2 das Leben – nur Lettland (21,7) hatte in Europa eine höhere Selbstmordrate.
  • 71 Prozent der Insassen in Schweizer Gefängnissen hatten eine ausländische Staatsangehörigkeit. Ebenfalls der zweithöchste Wert in Europa.

Durchschnittlich nahmen sich in Schweizer Haftanstalten im Jahr 2022 von 10'000 Insassen 20,2 das Leben, wie einem am Donnerstag veröffentlichen Bericht des Europarats über die Gefängnisinsassen zu entnehmen war. Europaweit lag dieser Wert bei 5,3. Lediglich Lettland (21,7) hatte eine höhere Selbstmordrate bei Gefängnisinsassen.

Der Bericht, der jährlich von der Universität Lausanne im Auftrag des Europarats erstellt wird, verarbeitet die Daten von Gefängnisinsassen in Europa. Dabei stützt er sich auf Meldungen von Strafvollzugsbehörden aus 45 europäische Staaten. Lediglich die Behörden aus Bosnien-Herzegowina hätten keine Zahlen geliefert.

Ende Januar 2023 sassen laut dem Europarat in Europa 1'036'680 Menschen hinter Gitter. Pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner seien das 124 Personen. In der Türkei war dieser Wert mit 408 am höchsten, gefolgt von Georgien (256) und Aserbaidschan (244). Die Schweiz zählte 73 Insassen pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Relativ hoher Ausländeranteil in der Schweiz

Gut jeder vierte Insasse in Europa hatte eine ausländische Staatsangehörigkeit, wie der Europarat festhielt. Dieser Wert sei je nach Land sehr unterschiedlich. So sei er in mittel- und osteuropäischen Ländern tiefer als im übrigen Europa. Das decke sich mit der natürlichen Bewegung der europäischen Bevölkerung von Mittel-, Südost- und Osteuropa nach West, Süd- und Nordeuropa.

Gemäss der Untersuchung lag dieser Wert in der Schweiz bei 71 Prozent und war somit der zweithöchste von den Ländern mit mehr als 500'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Nur in den Strafvollzuganstalten in Luxemburg (78 Prozent) ist der Anteil der Strafgefangenen ausländischer Nationalität noch höher.