Ukraine-Übersicht Selenskyj: Ukrainische Gegenangriffe laufen +++ Trudeau zu Überraschungsbesuch in Kiew

Agenturen/Red.

10.6.2023

Trudeau zu Besuch in Kiew – Geste der kanadischen Unterstützung

Trudeau zu Besuch in Kiew – Geste der kanadischen Unterstützung

STORY: Hohe politische Visite am Samstag in Kiew: Der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau hat die ukrainische Hauptstadt besucht, um seine Unterstützung für die Ukraine zu demonstrieren. An einer Gedenkstätte im Zentrum Kiews ehrte er die ukrainischen Soldaten, die seit 2014 im Kampf gegen pro-russische Separatisten und die russischen Streitkräfte getötet wurden. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Berichte über eine bereits gestartete Gegenoffensive im Kampf gegen die russische Besatzung bisher nicht bestätigt. Die Auswirkungen des Krieges waren in der Nacht zu Samstag unter anderem aber in Odessa, der Hafenstadt am Schwarzen Meer im Süden der Ukraine, zu sehen. Dort waren in den frühen Morgenstunden mehrere Zivilisten ums Leben gekommen, nachdem Trümmerteile einer Drohne auf einen Wohnblock gefallen waren und einen Brand ausgelöst hatten, so das ukrainische Militär. Leonid Bartkov, Ukrainisches Rotes Kreuz: «Ich war nicht im Inneren des Gebäudes. Aber ich sehe von aussen, dass eine ganze Seite des Wohnblocks beschädigt wurde. Aber darum geht es nicht. Denn das Schrecklichste ist, dass hier Menschen gestorben sind.» Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms geht auch dort der Kampf ums Überleben für Mensch und Tier weiter. Allerdings wurde am Samstag gemeldet, dass in den überfluteten Gebieten unterhalb des zerstörten Staudamms der Wasserstand wieder sinken würde. Mehr als 30 Siedlungen auf der ukrainisch kontrollierten Seite des Dnipro seien jedoch weiter überflutet, erklärte der Chef der ukrainischen Militärverwaltung von Cherson. Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, die Katastrophe ausgelöst zu haben.

10.06.2023

Inmitten der Spekulationen um eine ukrainische Gegenoffensive bestätigt Präsident Selenskyj, dass Gegenangriffe stattfinden. Seine Generäle seien positiv gestimmt. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/Red.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ukrainische Gegenangriffe entlang der Front bestätigt. Im Rahmen der Verteidigung liefen solche Angriffe, sagte er am Samstag bei einer Medienkonferenz in Kiew. «In welchem Stadium sie sind, werde ich im Detail nicht sagen.» Er liess damit offen, ob es sich um den Beginn der seit Monaten erwarteten ukrainischen Gegenoffensive handelt.

Zugleich widersprach Selenskyj Russlands Präsident Wladimir Putin, der am Freitag erklärt hatte, die ukrainische Gegenoffensive habe begonnen, jedoch ihre Ziele nicht erreicht. Er würde weder Telegram-Kanälen noch Putin glauben, die das Scheitern der Offensive erklärten, sagte Selenskyj. Er sei täglich im Gespräch mit seinen Generälen und die seien «in guter Stimmung». «Das können Sie Putin so mitteilen.»

Der ukrainische Generalstab hat bislang öffentlich noch nichts zum Beginn der Gegenoffensive mitgeteilt. Die Offensive wird seit März erwartet. Für ihre Durchführung hat Kiew von westlichen Verbündeten zahlreiche Waffensysteme bekommen, unter anderem deutsche Panzer vom Typ Leopard. Mit der Grossoffensive will die ukrainische Führung von Russland besetzte Territorien des eigenen Landes zurückerobern. Zuletzt gab es Berichte über schwere Gefechte im Süden der Ukraine. Russland hat das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen und hält derzeit rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt.

ISW: Ukrainische Angriffe an mindestens vier Frontabschnitten

Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) hat die Ukraine in den vergangenen Tagen an mindestens vier Frontabschnitten Gegenangriffe durchgeführt. Demnach haben Gefechte in der Nähe der Stadt Bachmut, bei der Stadt Kreminna, im Südwesten der Region Donezk sowie im Westen der Region Saporischschja stattgefunden, hiess es in dem jüngsten Lagebericht vom Freitag (Ortszeit) unter Berufung auf Angaben aus Kiew, Moskau und von russischen Militärbloggern.

Zum Verlauf der Gefechte gab es widersprüchliche Angaben. Grossbritannien geht in einigen Abschnitten von militärischen Fortschritten der Ukraine aus. Während in einigen Gegenden bei Einsätzen in den vergangenen 48 Stunden im Osten und Süden gute Fortschritte erzielt und die erste russische Verteidigungslinie durchbrochen worden sei, gehe es für die Ukrainer anderswo langsamer voran. Genauere Angaben wurden nicht gemacht. Die russische Luftwaffe sei über der Südukraine zudem ungewöhnlich aktiv gewesen, hiess es weiter. Selenskyj hatte in seiner abendlichen Videoansprache am Freitag von «besonders schwierigen Schlachten» gesprochen.

Beobachter gehen davon aus, dass die ersten Angriffe einer Gegenoffensive Schwachstellen in der russischen Verteidigung aufspüren und Moskaus mögliche Verteidigungstaktik offenlegen sollen, bevor von Kiew grössere Teile seiner im Westen ausgebildeten Soldaten und vom Westen erhaltene Waffen in den Kampf geschickt werden.

Trudeau zu Überraschungsbesuch in Kiew

Kanadas Premierminister Justin Trudeau traf am Samstag zu einem unangekündigten Besuch in Kiew ein. Medienangaben zufolge begann die Visite mit einer Kranzniederlegung für die ukrainischen Gefallenen nahe dem St. Michaelskloster im Zentrum der Hauptstadt. Später traf er auch Präsident Selenskyj. Ottawa gilt als wichtiger Unterstützer Kiews und hat der Ukraine auch Panzer vom Typ Leopard übergeben.

Der ukrainische Präsident begrüsst Kanadas Premierminister Justin Trudeau in Kiew.
Der ukrainische Präsident begrüsst Kanadas Premierminister Justin Trudeau in Kiew.
EPA/PRESIDENTIAL PRESS SERVICE HANDOUT/KEYSTONE

Behörden: Pegelstand im Stausee sinkt weiter schnell ab

Der Stausee des Dnipro im Süden der Ukraine hat nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Nacht zum Dienstag laut Behördenangaben inzwischen mehr als ein Drittel des im Frühjahr angesammelten Wassers verloren. «Stand 12.00 Uhr am 10. Juni ist das Niveau des Kachowka-Stausees im Raum Nikopol auf 10,2 Meter gesunken», teilte Wasserkraftversorger Ukrhidroenerho über Telegram mit. Man staue nun am Oberlauf des Dnipro stärker Wasser an, um im Sommer Strom generieren zu können. Der Dnipro ist als drittgrösster Fluss Europas in der Ukraine an sechs Stellen für die Stromproduktion aufgestaut.

Das britische Aussenministerium kündigte unter anderem mit Blick auf die Zerstörung des Staudamms an, weitere 16 Millionen Pfund an humanitärer Hilfe für den wachsenden Bedarf der Ukraine zur Verfügung zu stellen.


Die Ereignisse des Tages im Überblick:

Das Wichtigste in Kürze

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Beginn von ukrainischen Gegenangriffen entlang der Front bestätigt.
  • Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) hat die Ukraine an mindestens vier Frontabschnitten Gegenangriffe durchgeführt.
  • Der kanadische Premierminister Justin Trudeau ist zu einem unangekündigten Besuch in Kiew eingetroffen.
  • Unter dem Eindruck von Berichten über die möglicherweise gestartete ukrainische Gegenoffensive hat Präsident Wolodymyr Selenskyj von «besonders schwierigen Schlachten» gesprochen.
  • Das AKW Saporischschja erhält laut Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach der Flutkatastrophe weiterhin Wasser für seine Kühlung.
  • Im Gebiet Cherson laufen angesichts des Hochwassers die Rettungs- und Hilfsaktionen weiter.
  • Mit Spannung wird ausserdem auf mögliche weitere Informationen über die ukrainische Gegenoffensive geblickt.
  • Die Entwicklungen von Freitag findest du hier.
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    Wir beenden den Live-Ticker am Samstag

  • 21.21 Uhr

    Aktivist*innen demonstrieren in Berliner See

    Über 100 Menschen haben im Berliner Schlachtensee demonstriert. Sie wollen auf die Lage in den ukrainischen Überschwemmungsgebieten aufmerksam machen.

    Ukraine-Aktivisten demonstrieren in Berliner See

    Ukraine-Aktivisten demonstrieren in Berliner See

    Über 100 Menschen haben am Samstag im Berliner Schlachtensee demonstriert. Sie wollen auf die Lage in den ukrainischen Überschwemmungsgebieten aufmerksam machen.

    10.06.2023

  • 20.09 Uhr

    Selenskyj bedankt sich für Waffenhilfe aus Kanada

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nach dem Besuch von Kanadas Premierminister Justin Trudeau für neue Militärhilfe aus Ottawa bedankt. Wichtig sei vor allem die Lieferung von Artilleriemunition vom Kaliber 155, sagte er in seiner täglichen Videoansprache. Er lobte zudem Kanadas Einsatz für eine internationale Koalition, die der Ukraine bei der Beschaffung westlicher Kampfjets helfen soll. Trudeau hatte zuvor bei seinem Besuch etwa die Fortsetzung eines Ausbildungsprogramms für ukrainische Piloten verkündet. Insgesamt beläuft sich das neue Rüstungspaket Kanadas auf umgerechnet rund 350 Millionen Euro.

    Die Ukraine sehe den Sinn internationaler Beziehungen im Geben und Nehmen, sagte Selenskyj. Daher sei Kiew auch bereit, Kanada bei der Bekämpfung der Waldbrände zu helfen, falls eine solche Unterstützung nötig sei. Zugleich rief Selenskyj internationale Hilfsorganisationen erneut dazu auf, sich nach der Flutwelle in der Südukraine infolge der Staudamm-Zerstörung auf dem von Russland besetzten Gebiet zu engagieren. Am rechten, von Kiew kontrollierten Dnipro-Ufer, seien inzwischen 3000 Menschen vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht worden. Im russisch kontrollierten Gebiet erhielten die Menschen aber von Moskau keine wirkliche Hilfe, sagte Selenskyj.

    Auf die Lage an der Front ging er vor dem Hintergrund schwerer Kämpfe im Süden des Landes nur am Rande ein. «Ich danke allen, die ihre Positionen halten und die nach vorn stossen», sagte Selenskyj.

    Medien hatten zuletzt über den Beginn der erwarteten ukrainischen Gegenoffensive im Süden des Landes berichtet. Während das russische Militär behauptet, die Angriffe abgewehrt zu haben, gibt es von ukrainischer Seite keine Angaben zum Verlauf der Kämpfe.

  • 19.16 Uhr

    Macron macht Druck auf Iran wegen Drohnenlieferungen an Russland

    Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat Teheran in einem Telefonat mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi aufgefordert, die militärische Unterstützung für Russland zu beenden. Macron habe vor den schwerwiegenden sicherheitspolitischen und humanitären Folgen der iranischen Drohnenlieferungen an Russland gewarnt, teilte der Élyséepalast in Paris mit. Er habe die Führung in Teheran aufgefordert, ihre Unterstützung für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sofort einzustellen.

    Ausserdem habe Macron seine Besorgnis über den aktuellen Kurs des iranischen Atomprogramms zum Ausdruck gebracht. Wichtig sei, dass Teheran konkrete und überprüfbare Deeskalationsmassnahmen ergreife und seinen internationalen Verpflichtungen nachkomme und die im März gegenüber der Internationalen Atomenergiebehörde eingegangenen Verpflichtungen vollständig und unverzüglich umsetze, hiess es.

  • 18.51 Uhr

    Kanada kündigt neue millionenschwere Militärhilfen für Kiew an

    Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat der Ukraine bei einem unangekündigten Besuch in Kiew weitere Militärhilfen im Umfang von etwa 500 Millionen kanadischen Dollar (rund 336 Millionen Franken) zugesagt. Das sagte Trudeau bei einer gemeinsamen Medienkonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Ausserdem werde sich Kanada dem multinationalen Ausbildungsprogramm ukrainischer Kampfpiloten und der Wartung von Kampfpanzern des Typs Leopard anschliessen.

    Mit Blick auf die Zerstörung des Kachowka-Staudamms stelle Kanada ausserdem weitere zehn Millionen kanadische Dollar (knapp sieben Millionen Franken) für humanitäre Hilfe bereit. Trudeau bekräftigte die fortlaufende Unterstützung für das von Russland angegriffene Land. «Kanada steht an der Seite der Ukraine mit allem, was nötig ist und solange es nötig ist», sagte er. «Das ist ein folgenreicher Moment für die Ukraine, aber auch ein folgenreicher Moment für die Welt.»

    Kanada hat Kiew nach eigenen Angaben seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bislang bereits Militärhilfen im Umfang von mehr als einer Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt.

  • 17.20 Uhr

    Russisches Militär will vier weitere Leopard-Panzer zerstört haben

    Das russische Militär hat nach eigenen Angaben weitere Vorstösse der Ukrainer im Gebiet Saporischschja und im südlichen Donezk abgewehrt und den Angreifern dabei hohe Verluste zugefügt. «Die Gesamtverluste der ukrainischen Streitkräfte in den genannten Gebieten innerhalb eines Tages beliefen sich auf bis zu 300 Soldaten, 9 Panzer, darunter 4 Leoparden, und 11 Schützenpanzer, darunter 5 amerikanische Bradley...», sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Auch eine französische Haubitze vom Typ Cesar sei zerstört worden. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

    Angriffe habe es nahe der Stadt Orichiw und an der Grenze zwischen den Gebieten Saporischschja und Donezk südlich der Ortschaft Welyka Nowosilka gegeben, hiess es weiter. «Alle Attacken des Gegners wurden zurückgeschlagen», zudem seien zwei ukrainische Marschkolonnen von der russischen Artillerie getroffen worden. Die Behörde präsentierte anschliessend Bilder zerstörter Panzer. Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zu Verlusten der ukrainischen Seite haben sich in der Vergangenheit oft als übertrieben herausgestellt.

    Bereits Anfang der Woche hatte Verteidigungsminister Sergej Schoigu die Zerstörung von acht Kampfpanzern des Typs Leopard berichtet. Seine Behörde hatte dann als «Beweisvideo» Aufnahmen ins Netz gestellt, die selbst von prorussischen Militärbloggern als offensichtlich falsch kritisiert wurden. So sei auf den Bildern, die das Ministerium als Zerstörung eines Leoparden präsentierte, der versehentliche Beschuss eines Traktoren zu sehen.

  • 15.57 Uhr

    Selenskyj: Ukrainische Gegenangriffe laufen

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Beginn von ukrainischen Gegenangriffen entlang der Front bestätigt. Im Rahmen der Verteidigung liefen Gegenangriffe in der Ukraine, sagte er bei einer Medienkonferenz in Kiew. «In welchem Stadium sie sind, werde ich detailliert nicht sagen.» Er liess damit offen, ob es sich um den Beginn der seit Monaten erwarteten ukrainischen Gegenoffensive handelt.

    Zugleich widersprach Selenskyj Russlands Präsident Wladimir Putin, der am Vortag erklärt hatte, die ukrainische Gegenoffensive habe begonnen, jedoch habe Kiew seine selbst gestellten Ziele dabei nicht erreicht. Er würde weder Telegram-Kanälen noch Putin glauben, die das Scheitern der Offensive erklärten, sagte Selenskyj. Er sei täglich im Gespräch mit seinen Generälen und die seien «in guter Stimmung». «Das können Sie Putin so mitteilen.» Vertrauen könne man nur dem ukrainischen Militär.

    Seit Monaten wird über den Beginn der Offensive spekuliert. Selenskyj bestätigt zumindest Gegenangriffe entlang der Front.
    Seit Monaten wird über den Beginn der Offensive spekuliert. Selenskyj bestätigt zumindest Gegenangriffe entlang der Front.
    Vadim Ghirda/AP

    Der ukrainische Generalstab hat bislang öffentlich noch nichts zum Beginn der Gegenoffensive mitgeteilt. Die Offensive wird seit März erwartet. Für ihre Durchführung hat Kiew von westlichen Verbündeten zahlreiche Waffensysteme bekommen, unter anderem Kampfpanzer vom Typ Leopard. Mit der Grossoffensive will die ukrainische Führung von Russland besetzte Territorien des eigenen Landes zurückerobern. Zuletzt gab es Berichte über schwere Gefechte im Süden der Ukraine.

    Russland hatte die Ukraine im Februar 2022 überfallen und Tod und Zerstörung über das Land gebracht.

  • 15.42 Uhr

    Ukrainischer Botschafter in Berlin rechnet nach Staudamm-Zerstörung mit Milliardenschäden

    Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine befürchtet der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, Schäden für Menschen, Umwelt und Landwirtschaft in Milliardenhöhe. «Städte, Infrastruktur, ganze Industrien müssen wieder aufgebaut werden», sagte der Diplomat den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben). «Die Gesamtschäden werden erst sichtbar, wenn das Wasser abgelaufen ist.»

    Nach der Explosion an dem ukrainischen Staudamm hatte die ukrainische Regierung laut Funke einen Antrag auf Soforthilfe beim deutschen Aussenministerium gestellt und unter anderem um Tanklaster für die Trinkwasserversorgung, Feuerwehrschläuche, Rettungsbojen, Motorpumpen für Schmutzwasser und Schwimmwesten gebeten.

    Die Wiederaufbaukosten für die Ukraine allein in diesem Jahr betragen nach Angaben Makeievs 14,1 Milliarden Dollar (rund 12,8 Milliarden Franken). «Davon wurden 3,3 Milliarden Dollar bereits im Haushalt der Ukraine bereitgestellt. Gebraucht wird alles, von Trinkwasser-Filtern bis hin zu Schlauchbooten», sagte der Botschafter.

    Makeiev sorgt sich auch um die Fischerei und Landwirtschaft in der überschwemmten Region. «Die Verluste für die Fischerei durch den Verlust aller biologischen Ressourcen werden gravierend sein. In der Region Cherson wurde bereits ein Fischsterben registriert», bedauerte er.

    Vor allem die Getreideindustrie habe nun zu kämpfen. «Mehr als 20'000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, auf der sich der ukrainische Gemüseanbau konzentrierte, wurden für viele Jahre ausser Betrieb genommen», sagte Makeiev. «Die Getreidelager stehen unter Wasser. Nur wenige Schiffe in den Schwarzmeer-Häfen, die die ganze Welt mit Getreide beliefern, können beladen werden.»

    Durch die Überflutung seien Transportwege blockiert, die Schliessung der Häfen im Schwarzen und Asowschen Meer «schädigt viele kleine und mittlere Unternehmen massiv».

    Ausser den wirtschaftlichen Sorgen nennt der ukrainische Botschafter auch eine potenzielle Gefahr für Menschen durch Minen. «Russland hat am Ufer des Dnipro viele der international geächteten Anti-Personen-Minen verlegt. Durch die Überflutung wurden auch diese Minen erfasst, die jederzeit explodieren können», sagte Makeiev.

    Die Weltbank hatte in einer Ende März veröffentlichten gemeinsamen Schätzung mit EU, UNO und ukrainischer Regierung die Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine und die Erholung der Wirtschaft des Landes auf 411 Milliarden Dollar (gut 360 Milliarden Franken) beziffert - allein durch die Schäden aus dem ersten Kriegsjahr.

    Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro war in der Nacht zum Dienstag zerstört worden, grosse Mengen Wasser traten aus. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Kiew und Moskau werfen einander gegenseitig vor, für den Vorfall verantwortlich zu sein.

  • 14.23 Uhr

    ISW: Ukrainische Angriffe an mindestens vier Frontabschnitten

    Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) hat die Ukraine an mindestens vier Frontabschnitten Gegenangriffe durchgeführt. Gefechte haben demnach in der Nähe der Stadt Bachmut, bei der Stadt Kreminna, im Südwesten der Region Donezk sowie im Westen der Region Saporischschja stattgefunden, hiess es in dem jüngsten Lagebericht unter Berufung auf Angaben aus Kiew, Moskau und von russischen Militärbloggern.

    Eine ukrainische Gegenoffensive zur Befreiung russisch besetzter Gebiete wird seit längerem erwartet. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte am Freitag, diese habe vor einigen Tagen begonnen, doch die Ukraine habe die selbst gesteckten Ziele dabei nicht erreicht. Kiew selbst hält sich bisher dazu bedeckt, hatte allerdings auch immer betont, sich nicht zum Beginn der eigenen Offensive zu äussern.

    Laut ISW-Bericht haben in den vergangenen Tagen russische Militärblogger und Medien «voreilig» behauptet, dass die ukrainische Gegenoffensive gescheitert sei. Nachdem Aufnahmen von der Front in Saporischschja mit vom Westen gelieferten beschädigten oder zerstörten Panzern kursierten, hätten einige prominente russische Ultranationalisten behauptet, dass dies auf ein Scheitern einer gross angelegten Gegenoffensive hindeute. Andere Ultranationalisten wiederum warnten laut ISW, dass die ukrainischen Streitkräfte die Hauptoffensive noch nicht durchgeführt hätten, und wiesen darauf hin, dass die russischen Streitkräfte die zweite Verteidigungslinie verstärkt hätten.

    Zum Verlauf der Gefechte gab es widersprüchliche Angaben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in seiner abendlichen Videoansprache am Freitag von «besonders schwierigen Schlachten» gesprochen.

  • 14.12 Uhr

    Kanadischer Premier Trudeau zu Überraschungsbesuch in Kiew

    Der kanadische Premierminister Justin Trudeau ist zu einem unangekündigten Besuch in Kiew eingetroffen. «Willkommen in der Ukraine», twitterte der ukrainische Vizeaussenminister Andrij Melnyk  ein Foto, das zeigt, wie er Trudeau am Bahnhof in Empfang nimmt. Medienangaben nach hat die Visite mit einer Kranzniederlegung für die ukrainischen Gefallenen nahe dem St. Michaelskloster im Zentrum der Hauptstadt begonnen. Auch ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei vorgesehen, teilte das Büro des kanadischen Premierministers später mit.

    Zusammen mit Trudeau ist auch die kanadische Vize-Regierungschefin Chrystia Freeland nach Kiew gereist. Ottawa gilt als einer der grössten Unterstützer Kiews bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg und hat der Ukraine unter anderem auch Panzer vom Typ Leopard übergeben. Trudeau selbst war bereits im Mai 2022 in der ukrainischen Hauptstadt. Damals besuchte er auch den stark zerstörten Vorort Irpen.

  • 12.54 Uhr

    Ukrainische Behörden: Pegelstand im Stausee sinkt weiter schnell ab

    Der Stausee des Dnipro im Süden der Ukraine hat nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms laut Behördenangaben inzwischen mehr als ein Drittel des im Frühjahr angesammelten Hochwassers verloren. «Stand 12.00 Uhr am 10. Juni ist das Niveau des Kachowka-Stausees im Raum Nikopol auf 10,2 Meter gesunken», teilte der ukrainische Wasserkraftversorger Ukrhidroenerho am Samstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Wasserkraftanlagen arbeiten nach Angaben des Betreibers mit halber Kraft.

    Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms anfangs Woche hat zu schweren Überschwemmungen geführt.
    Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms anfangs Woche hat zu schweren Überschwemmungen geführt.
    Uncredited/Maxar Technologies/AP/dpa

    Zugleich teilte Ukrhidroenergo mit, dass am Oberlauf des Dnipro nun stärker Wasser angestaut werde, um im Sommer Strom generieren zu können. Der Dnipro ist als drittgrösster Fluss Europas in der Ukraine an sechs Stellen für die Stromproduktion aufgestaut.

    In der Nacht zum Dienstag ist der Kachowka-Staudamm zerstört worden. Im südukrainischen Gebiet Cherson stehen grosse Landstriche unter Wasser - sowohl auf der von Kiew kontrollierten rechten Flussseite als auch am russisch besetzten linksseitigen Dnipro-Ufer. Die Ukraine und der Westen werfen Russland die Zerstörung des Damms vor. Moskau bestreitet dies und gibt Kiew die Schuld für die Katastrophe.

  • 11.10 Uhr

    London: Ukraine macht Fortschritte in umkämpften Landesteilen

    Inmitten von Spekulationen über den möglichen Beginn der lang erwarteten ukrainischen Grossoffensive geht Grossbritannien in einigen Gebieten von militärischen Fortschritten der Streitkräfte des angegriffenen Landes aus. In den vergangenen 48 Stunden habe es wichtige ukrainische Militäroperationen im Osten und Süden des Landes gegeben, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstagmorgen mit. Während in einigen Gegenden gute Fortschritte erzielt und die erste russische Verteidigungslinie durchbrochen worden sei, gehe es für die Ukrainer anderswo langsamer voran. Genauere Angaben zu den Gebieten wurden nicht gemacht.

    Ausserdem berichteten die Briten in ihrem täglichen Geheimdienst-Update davon, dass die russische Luftwaffe über der Südukraine ungewöhnlich aktiv gewesen sei. Unklar bleibe jedoch, ob taktische Luftangriffe wirkungsvoll gewesen seien.

    Mehr als 15 Monate nach Beginn des von ihm angeordneten Angriffskriegs hatte der russische Präsident Wladimir Putin am Freitag gesagt, die seit längerem erwartete ukrainische Gegenoffensive habe vor einigen Tagen begonnen. Zuvor hatten bereits einige internationale Medien unter Berufung auf ukrainische Militärvertreter vermutet, dass die Aktion zur Befreiung von Russland besetzter Gebiete seit einigen Tagen laufe.

    Kiew selbst hält sich bedeckt, hatte allerdings auch immer betont, dass es sich nicht zum Beginn der eigenen Offensive äussern werde. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in seiner abendlichen Videoansprache von «besonders schwierigen Schlachten» gesprochen.

  • 9.19 Uhr

    Mehrere Tote und Verletzte bei nächtlichem Drohnenangriff auf Odessa

    In der ukrainischen Hafenstadt Odessa sind durch nächtliche russische Drohnenangriffe mehrere Menschen verletzt und getötet worden. «Infolge eines Luftkampfes sind Trümmer einer Drohne in die Wohnung eines mehrgeschossigen Hauses gestürzt und haben ein Feuer ausgelöst», teilte das Oberkommando der ukrainischen Heeresgruppe Süd am Samstag auf Facebook mit. Durch die Flammen seien drei Zivilisten ums Leben gekommen. 26 weitere Personen wurden demnach verletzt.

    Die ukrainische Luftwaffe teilte später mit, dass Russland 35 Drohnen und acht Raketen auf Ziele in der Ukraine gelenkt habe. 20 Drohnen des iranischen Typs Shahed und zwei ballistische Raketen seien abgeschossen worden. Die russischen Angriffe richteten sich demnach neben Odessa auch gegen Ziele in der Region Poltawa und in Charkiw.

    Russland hat vor mehr als 15 Monaten seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet und beschiesst das Nachbarland seit Monaten regelmässig mit Drohnen und Raketen. Moskau behauptet, damit strategisch wichtige Ziele und Militäreinheiten anzugreifen. Allerdings werden auch immer wieder Zivilisten Opfer dieser Attacken. Zuletzt kamen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew mehrere Menschen bei solchen nächtlichen Angriffen ums Leben.

  • 8.33 Uhr

    AKW Saporischschja: Kühlteich laut IAEA unter Druck

    Der grosse Kühlteich des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja rückt nach der Staudamm-Zerstörung am Dnipro in den Fokus der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Der Druck auf den Deich rund um den Teich steige auf der Innenseite, da an der Aussenseite der Pegel des aufgestauten Flusses stark gefallen sei, meldete die IAEA in Wien. Die Atombehörde - die Beobachter in dem russisch besetzten AKW stationiert hat - beobachte die Lage genau, berichtete IAEA-Chef Rafael Grossi.

    Europas grösstem Kernkraftwerk drohe zwar kurzfristig keine Gefahr, doch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und zunehmende militärische Aktivitäten würden für «erhebliche neue Schwierigkeiten» sorgen, sagte Grossi. Zuvor hatte auch die Umweltorganisation Greenpeace am Freitag vor einem Bruch des Kühlteichs gewarnt.

    Südwestlich vom AKW Saporischschja war am vergangenen Dienstag im Gebiet Cherson der wichtige Kachowka-Staudamm zerstört worden. Die Ukraine wirft den russischen Besatzern vor, ihn gesprengt zu haben. Moskau weist das zurück. Bei der Katastrophe kamen mindestens 13 Menschen ums Leben, die Opferzahlen könnten aber noch weiter steigen.

  • 8.31 Uhr

    Weiteres milliardenschweres Militär-Paket der USA für Ukraine

    Die US-Regierung stellt der Ukraine weitere milliardenschwere Militärhilfen zur Abwehr des russischen Angriffskrieges zur Verfügung. Das US-Verteidigungsministerium kündigte in Washington ein neues Paket mit militärischer Ausrüstung im Umfang von 2,1 Milliarden US-Dollar (1,95 Milliarden Euro) an. Darin enthalten ist nach Pentagon-Angaben unter anderem Munition für diverse Waffensysteme, die die USA bereits an die Ukraine geliefert haben.

  • 8.30 Uhr

    Putin: Atomwaffen sollen im Juli in Belarus stationiert werden

    Putin kündigt an, taktische Atomwaffen ab Juli in Belarus stationieren zu wollen. Am 7. und 8. Juli würden die Vorbereitungen in den entsprechenden Anlagen abgeschlossen sein, sagte Putin am Freitag laut staatlicher Nachrichtenagentur Tass nach einem Treffen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Dann werde die Verlegung beginnen. Alles sei im Zeitplan. Damit würde die Verlegung unmittelbar vor dem Nato-Gipfel in Litauen beginnen, einem Nachbarland von Belarus. Der Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius findet am 11. und 12. Juli statt.

    Putin hatte bereits am 25. März angekündigt, russische Nuklearwaffen in die verbündete Ex-Sowjetrepublik Belarus zu verlegen. Er begründete die angekündigte Stationierung der Waffen auch damit, dass die USA seit Jahren Atomwaffen in Europa, darunter in Deutschland, vorhielten. Der Westen hatte die Pläne heftig kritisiert.

  • 8.00 Uhr

    Mindestens 17'000 Personen von Dammbruch betroffen

    Nach der Zerstörung des Kachowka-Damms im Süden der Ukraine bleibt die Lage für Tausende Menschen im überschwemmten Teil des Kriegsgebiets Cherson bedrohlich. Die Vereinten Nationen sprachen am Freitag von mindestens 17’000 Menschen, die vom Dammbruch betroffen sind – es könnten auch bis zu 40’000 sein, hiess es in Genf.

    In dem von der Ukraine kontrollierten Teil des Gebiets Cherson teilte Militärgouverneur Olexander Prokudin mit, 32 Ortschaften und mehr als 3600 Häuser stünden unter Wasser. Mehr als 2000 Menschen und Hunderte Tiere seien in Sicherheit gebracht worden. Prokudin rief die Menschen auf, ihre überschwemmten Häuser zu verlassen. Dem Gouverneur zufolge sank das Hochwasser um 20 Zentimeter im Vergleich zum Vortag. Der Pegel zeigte am Freitag demnach 5,38 Meter an.

    In Russland äusserte sich unterdessen Kremlchef Wladimir Putin zu der mit Spannung erwarteten ukrainischen Gegenoffensive – und sagte, sie sei bereits im Gange.

  • 07.50 Uhr

    UN: Frage nach Kriegsverbrechen verfrüht

    Das UN-Menschenrechtsbüro kann noch nicht beurteilen, ob die Zerstörung des Staudamms ein Kriegsverbrechen ist. «Da die Umstände des Vorfalls nach wie vor unklar sind, ist es verfrüht, die Frage zu prüfen, ob ein Kriegsverbrechen begangen worden sein könnte», sagte Jeremy Laurence in Genf. «Wir bekräftigen unsere Forderung nach einer unabhängigen, unparteiischen, gründlichen und transparenten Untersuchung.» Laut Lawrence sind Anträge, die ukrainischen Gebiete unter russischer Besatzung aufzusuchen, bislang abgelehnt worden.

  • 07.30 Uhr

    Tonaufnahme veröffentlicht

    Die Ukraine beschuldigt russische Truppen, das Wasserkraftwerk vermint und dann in die Luft gesprengt zu haben. Der ukrainische Geheimdienst SBU veröffentlichte am Freitag eine Tonaufnahme eines Gesprächs, in dem ein russischer Soldat die Tat zugeben soll. Zu hören ist ein Mann, der sagt, eine russische Sabotagegruppe sei verantwortlich für den Anschlag. Ob die Aufnahme echt ist, war von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Dagegen behauptet Russland, der Staudamm sei durch ukrainischen Beschuss zerstört worden.

    Kachowka-Staudamm: Tonaufnahme soll russische Sabotage beweisen

    Kachowka-Staudamm: Tonaufnahme soll russische Sabotage beweisen

    Kiew, 09.06.23: Nach der Zerstörung des Kachowka-Damms im Kriegsgebiet Cherson im Süden der Ukraine sinkt der Wasserstand im Stausee weiter. Seit der Katastrophe am Dienstag sei der Stand um fast fünf Meter auf 11,7 Meter Stand Freitagmorgen gesunken, teilte der staatliche Wasserkraftwerksbetreiber in Kiew mit. Die Ukraine beschuldigt russische Truppen, das Wasserkraftwerk vermint und dann in die Luft gesprengt zu haben. Der ukrainische Geheimdienst SBU veröffentlichte am Freitag eine Tonaufnahme eines Gesprächs, in dem ein russischer Soldat die Tat zugeben soll. Zu hören ist ein Mann, der sagt, eine russische Sabotagegruppe sei verantwortlich für den Anschlag. Ob die Aufnahme echt ist, war von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Dagegen behauptet Russland, der Staudamm sei durch ukrainischen Beschuss zerstört worden. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen und kurz danach weite Teile des Gebiets Cherson besetzt.

    10.06.2023

  • 7.15 Uhr

    Militäranalyst: Dammbruch ändert Kriegsverlauf kaum

    Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms dürfte nach Einschätzung eines Militäranalysten wenig unmittelbaren Einfluss auf den militärischen Verlauf des Kriegs haben. Der Staudamm liegt am Fluss Dnipro, der in der Region im Süden der Ukraine die Frontlinie im Gebiet Cherson bildet. «Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Ukraine eine Überquerung des Dnipro als gewichtige Offensivachse vorgesehen hatte», sagte Niklas Masuhr, Forscher am Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur. Dies hänge mit den hohen Risiken einer solchen Überquerungsoperation gegen vorbereitete russische Kräfte zusammen. «Im engeren militärischen Sinne ist also nicht offensichtlich, wie der Dammbruch den Krieg kurzfristig in die eine oder andere Richtung schieben könnte.»

  • 7.00 Uhr

    Wasserstand sinkt weiter im Stausee

    Nach der Zerstörung des Damms sinkt der Wasserstand im Stausee weiter. Seit der Katastrophe am Dienstag sei der Stand um fast fünf Meter auf 11,7 Meter Stand Freitagmorgen gefallen, teilte der staatliche Wasserkraftwerksbetreiber Ukrhydroenergo in Kiew am Freitag mit. Das Wasser sinke um etwa einen Meter innerhalb von 24 Stunden. Das Staatsunternehmen wies auch darauf hin, dass die bisher nicht komplett eingestürzte Staumauer weiter berste. Ziel sei es nun, in den oberhalb der Kachowka-Station gelegenen Stauseen das Wasser des Dnipro zu stauen, um Reserven für den Sommer zu haben.

  • 06.30 Uhr

    Russland beschiesst Ukraine mit Drohnen und Raketen

    Bei neuen Angriffen auf die Ukraine hat Russland das Land mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen attackiert. Insgesamt seien 10 von 16 Drohnen und 4 Marschflugkörper abgeschossen worden, teilten die Luftstreitkräfte in Kiew mit. Im ganzen Land hatte es Luftalarm gegeben. Im Raum Schytomyr gab es einen Toten und drei Verletzte nach dem Abschuss einer Rakete, die Trümmer stürzten zu Boden und trafen mehrere Wohnhäuser, teilte die Gebietsverwaltung mit. In der Stadt Uman im zentralukrainischen Gebiet Tscherkassy schlugen laut Behörden zwei Raketen in ein Industrieobjekt und eine Autowaschanlage ein. Acht Menschen seien verletzt worden, zwei von ihnen schwer, hiess es.

    Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen und Tod und Zerstörung über das Land gebracht sowie zahlreiche Gebiete besetzt. Die Ukraine hat eine Grossoffensive mit westlicher Militärhilfe zur Befreiung ihrer Territorien, darunter die 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim, in Aussicht gestellt. Das Kampfgeschehen hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich intensiviert. Auch russische Grenzregionen wie Belgorod, Kursk und Brjansk klagten über vermehrten Beschuss. Offiziell hat Kiew den Beginn der Grossoffensive aber noch nicht bestätigt.

  • 06.05 Uhr

    Putin: Ukrainische Gegenoffensive hat begonnen

    Laut Kremlchef Wladimir Putin ist die lang erwartete ukrainische Gegenoffensive jedoch im Gange. «Wir können mit Sicherheit sagen, dass diese Offensive begonnen hat», sagte Putin am Freitag der Agentur Interfax zufolge vor Journalisten. Zuvor hatten auch schon einige internationale Medien unter Berufung auf ukrainische Militärvertreter vermutet, dass die Aktion zur Befreiung von Russland besetzter Gebiete seit einigen Tagen laufe. Kiew selbst hält sich bedeckt, hatte allerdings auch immer betont, dass es sich nicht zum Beginn der eigenen Offensive äussern werde.

    Putin sagte, es gebe bereits seit fünf Tagen «intensive Kämpfe». Ausserdem behauptete er, die Ukrainer hätten an keinem Frontabschnitt ihre Ziele erreicht. Das liess sich allerdings nicht unabhängig überprüfen. Insbesondere die russische Seite fällt seit Kriegsbeginn immer wieder durch militärische Falschaussagen auf.