Totgesagter Wagner-Boss Vier Punkte, die im Fall Prigoschin zum Himmel stinken

Von Philipp Dahm

24.8.2023

Das abstürzende Flugzeug, in dem Wagner-Chef Prigoschin gesessen haben soll

Das abstürzende Flugzeug, in dem Wagner-Chef Prigoschin gesessen haben soll

Im Video ist zu sehen, wie ein Flugzeug fast senkrecht in Richtung Boden rast. Angeblich handelt es sich um Jewgeni Prigoschins Privat-Jet, in dem sich dieser und weitere Wagner-Kader befunden haben sollen.

24.08.2023

Der Absturz eines Business-Jets und angebliche Tod von Wagner-Boss Jewgeni Prighoschin werfen viele Fragen auf. Es wird spekuliert, sein Flugzeug sei abgeschossen oder von einer Bombe zerfetzt worden.

Von Philipp Dahm

24.8.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Absturz eines Flugzeugs in Russland, das Jewgeni Prigoschin und Vertraute transportiert haben soll, wirft Fragen auf.
  • Ob Prigoschin wirklich tot ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
  • Von zehn Opfern sind bisher nur acht gefunden worden.
  • Die Identifikation ist wohl nur via DNA-Analyse möglich.
  • Es fällt auf, dass russische Medien sehr schnell und unisono Prigoschins Tod vermeldet haben.
  • Das Video eines Augenzeugen impliziert, dass es eine Explosion oder einen Raketentreffer gab.
  • Russische Kanäle berichten ebenfalls von Bomben- oder Raketen-Indizien. Auch über eine Inszenierung wird spekuliert. 

Am 23. August ist eine Embraer Legacy 600, die auf dem Weg von St. Petersburg nach Moskau war, über dem Dorf Kuschenkino im Oblast Twer abgestürzt. Alle Passagiere sollen ums Leben gekommen sein. An Bord soll sich Jewgeni Prigoschin befunden haben, doch dazu gibt es einige Punkte, die aufhorchen lassen.

Ist Jewgeni Prigoschin wirklich tot?

Das kann derzeit niemand mit Sicherheit sagen. Nur weil sein Name auf einer Passagierliste steht, heisst das nicht, dass der 62-Jährige das Flugzeug auch bestiegen hat. Die Behörden im Oblast Twer haben beim Dorf Kuschenkino bisher angeblich acht Leichen aus der abgestürzten Embrear geborgen.

An Bord waren laut Passagierliste sieben Menschen. Hinzu kommen drei Personen vom fliegenden Personal. Unter den Opfern ist angeblich auch Dmitri Utkin, der Gründer der Gruppe Wagner. Die Leichen sollen stark verbrannt sein: Eine finale Bestimmung der Identitäten ist offenbar nur via DNA-Analyse möglich. 

Der Kopf einer der Leichen war angeblich abgetrennt. Eine andere soll auffällig schwere Gesichtsverletzungen haben. Weil sowohl Prigoschin als auch Utkin Doppelgänger haben, würde nur eine DNA-Analyse Klarheit schaffen. Der Boss der Gruppe Wagner ist übrigens im Dezember 2018 schon einmal totgesagt worden, als eine AN-26 im Kongo abgestürzt ist.

Warum wurde Prigoschins Tod so schnell vermeldet?

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass hat bereits um 20.17 Uhr MESZ in ihrer englischsprachigen Ausgabe vom Tod Jewgeni Prigoschins vermeldet. Die Mainstream-Medien folgten auf dem Fusse. Dass das so schnell ging und unisono berichtet worden ist, macht ebenso stutzig wie die Tatsache, dass die Passagierliste so früh zur Verfügung stand.

Die Medien sprechen dabei durchgehend von einem «Absturz»: Die Behörden würden nun untersuchen, ob Sicherheitsvorkehrungen und Transportvorschriften verletzt worden seien. Die Blackbox der Embrear ist bisher offenbar noch nicht gefunden worden. Regen erschwere die Bergungsarbeiten, so das russische TV. Sicher sei nur, dass alle Insassen tot seien, betont ein Reporter am Unglücksort.

Explosion oder Raketentreffer sind möglich

Sean Bell, ein früherer Royal-Air-Force-Pilot und Sicherheitsberater, sagt bei «Sky News», die Bedingungen für einen Flug seien gut gewesen. Das Wetter sei stabil gewesen, es gab keinen Nebel oder andere natürliche Gefährdungen. «Gleich am Anfang», analysiert er ein Video vom Absturz, «scheint es einige weisse Verwehungen im Himmel nahe dem Punkt zu geben, von dem das Flugzeug herunterfällt.»

Wenn ein Flugzeug in jener Art vom Himmel trudle, müsse es «entweder eine Explosion gegeben haben, die das hintere Ende abgerissen hat, oder das Flugzeug wurde von einer Boden-Luft-Rakete anvisiert». Die weissen Verwehungen seien normalerweise ein Zeichen für einen Raketenabschuss.

Öffentlich zugängliche Flugdaten würden zeigen, dass bis kurz vor dem Absturz alles okay gewesen ist. Um 16.19 Uhr MESZ sei die Embraer plötzlich vertikal zu Boden gegangen, erklärt Ian Petchenik von Flightradar24. Sie habe innert 30 Sekunden 2400 Meter verloren. «Was auch immer passiert ist, ist schnell passiert», so Petchenik.

Warum das Flugzeug abgestürzt ist

Zu diesem Punkt gibt es gleich mehrere Thesen: Der mit Wagner assoziierte Telegram-Kanal Grey Zone schreibt, Einwohner hätten vor dem Absturz Schüsse gehört, die demnach von einer Luftabwehr stammen. Sie hätten auch Leuchtspurmunition gesehen, was ein entsprechendes Bild belegen soll. «Verräter in Russland» sollen schuld an seinem Tod sein.

Screenshot: Telegram/Grey Zone

Der pro-russische Telegram-Kanal Rybar spekuliert, es sei versehentlich eine Flugabwehrrakete gezündet worden. Tsargrad TV hält dagegen, es könnte eine Explosion an Bord gegeben haben. Kurz vor dem Abflug sei noch ein Paket an Bord genommen worden, in dem sich ein Geschenk befunden haben soll, das womöglich keines war.

Die kremltreue Journalistin Margarita Simonjan spekuliert dagegen auf Telegram, Prigoschin habe seinen Tod vorgetäuscht.

Prigoschin nach Flugzeugabsturz in Russland mutmasslich tot

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Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, ist nach Behördenangaben bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen. Auch mehrere russische Nachrichtenagenturen meldeten, dass Prigoschin auf der Passagierliste der

24.08.2023