Golf-Konflikt Abkommen soll Grenzöffnung zwischen Katar und Saudi-Arabien besiegeln

SDA

5.1.2021 - 04:56

Ein riesiges Bild des Emirs von Kuwait, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, schmückt einen Wolkenkratzer. 
Ein riesiges Bild des Emirs von Kuwait, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, schmückt einen Wolkenkratzer. 
Bild: Keystone/AP/Kamran Jebreili

Die Blockade Katars hatte die Golfnachbarn gespalten und ein kleines Emirat isoliert, das 2022 zur Fussball-WM laden will. Jetzt scheint der Konflikt mit Doha beigelegt. Aber alte Streitpunkte dürften bleiben.

Durchbruch in der schweren diplomatischen Krise am Golf: Die Grenzen zwischen Katar und Saudi-Arabien werden nach einer jahrelangen Blockade, die das Emirat isolierte und zu einem Engpass bei Importwaren führte, wieder geöffnet.

Beide Staaten einigten sich laut Kuwaits Aussenminister Ahmed al-Sabah auf den Schritt, der das Ende des Konflikts zwischen Katar und seinen regionalen Nachbarn einläuten dürfte. Am Dienstag soll die Einigung mit einem Abkommen besiegelt werden.

Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten am 5. Juni 2017 die Grenzen zu dem auf einer Halbinsel liegenden Land geschlossen und eine vollständige Blockade verhängt. Diplomatische Beziehungen, Handelskontakte und Transportwege wurden gekappt, Landsleute und Investitionen abgezogen. Ägypten schloss sich der Blockade an. Kenner der Region sahen in dem Vorgehen auch einen Versuch Saudi-Arabiens, seine Dominanz dort auszubauen.

Die Ankündigung kam am Vorabend des Gipfeltreffen des Golf-Kooperationsrats (GCC) am Dienstag. Dessen Generalsekretär hatte dazu auf Bitten von Saudi-Arabiens König Salman geladen, was als Zeichen einer möglichen Annäherung gewertet wurde. Zunächst war das Treffen in Riad geplant gewesen, nun findet es in der Wüstenstadt Al-Ula im Westen des Landes statt. Der katarische Emir Tamim bin Hamad al-Thani, der GCC-Gipfeln in vergangenen Jahren ferngeblieben war, wird am Dienstag ebenfalls erwartet.

USA setzte sich für Ende des Konflikts ein

Der grenzüberschreitende Verkehr zu Luft, Land und Wasser sollte schon ab Montagabend wieder freigegeben werden. Katar ist Gastgeber der Fussball-WM 2022 und hat auch deshalb Interesse an einer Öffnung der Grenzen. Finanzielle Ausfälle hatte das Emirat – gemessen am Pro-Kopf-Einkommen eines der reichsten Länder der Welt – aus seinem milliardenschweren Staatsfonds ausgleichen können. Auch sonst hielt Doha dem Druck dank seiner grossen wirtschaftlichen Ressourcen und politischer Allianzen jenseits der Golfregion stand.

Die USA, die auch bei Annäherungen mehrerer arabischer Staaten mit Israel vermittelten, hatten sich für ein Ende des Konflikts eingesetzt. Jared Kushner, Berater und Schwiegersohn des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump, flog am Montag nach Saudi-Arabien. Kushner sollte dort am GCC-Treffen teilnehmen, wie ein US-Regierungsvertreter der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Kushner habe die Einigung «gefördert und möglich gemacht». Eine «neue Ära der Zusammenarbeit» breche an, hiess es.

Die Türkei, der wichtigste Verbündete Katars, begrüsste die Einigung und sprach von einem wichtigen Schritt zur Lösung des Konflikts am Golf. Man hoffe, dass dieser dauerhaft gelöst werde, teilte das Aussenministerium in Ankara mit. Der emiratische Staatsminister für Auswärtiges, Anwar Gargasch, sagte auf Twitter ein historisches Treffen am Dienstag voraus. Aus katarischen Quellen hiess es, Scheich Mohammed bin Said al-Nahjan, faktischer Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate, sei gegen die Aussöhnung.

Einige alte Streitpunkte dürften mit der Einigung nicht aus der Welt geschafft sein. Vor allem Riad und Abu Dhabi war und ist ein Dorn im Auge, dass Katar islamistische Organisationen wie die Muslimbrüder fördert. Die Staaten hatten dem Emirat unter anderem Terrorunterstützung und zu enge Beziehungen zum schiitischen Iran vorgeworfen. Sie hatten gefordert, dass Doha seine Beziehungen zu Teheran beendet und auch den populären Nachrichtensender Al-Dschasira schliesst, der Muslimbrüdern und anderen Islamisten nach Ansicht von Kritikern zu viel Raum bietet. Katar hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

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