Wie reagiert China? Militär: USA und Südkorea verstärken Abschreckung gegen Nordkorea

dpa / tchs

26.4.2023

US-Präsident Joe Biden (rechts) und Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol demonstrieren vor dem Weissen Haus ihre Einheit.
US-Präsident Joe Biden (rechts) und Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol demonstrieren vor dem Weissen Haus ihre Einheit.
Bild: KEYSTONE

Die Welt schaut mit Sorge auf Nordkoreas Raketentests. Die USA und Südkorea wollen gegenüber Pjöngjang Stärke zeigen. In China wird man die Stärkung der militärischen Zusammenarbeit argwöhnisch verfolgen.

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  • Als Reaktion auf die nuklearen Drohgebärden Nordkoreas verstärken die USA und Südkorea ihre militärische Zusammenarbeit.
  • Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol ist zu Gast in Washington.
  • Wie China reagiert, ist noch offen - Peking hat grossen Einfluss auf Pjöngjang.

Die USA und Südkorea wollen ihre Abschreckung gegen eine nukleare Bedrohung aus Nordkorea verstärken. US-Präsident Joe Biden empfing am Mittwoch seinen südkoreanischen Amtskollege Yoon Suk Yeol im Weissen Haus in Washington. Bei Yoons Staatsbesuch wollten die beiden eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen, die unter anderem eine Verstärkung der militärischen Zusammenarbeit beider Länder vorsieht, wie hochrangige US-Regierungsbeamte vorab ankündigten.

Dazu gehört demnach die sichtbarere Stationierung strategischer US-Ausrüstung. Unter anderem solle erstmals seit den 80er Jahren wieder ein amerikanisches Atom-U-Boot in Südkorea andocken. Auch militärische Trainings und Simulationen sollten verstärkt werden.

Nordkoreas Raketentests sorgen für neue Brisanz

Wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms ist Nordkorea harten internationalen Sanktionen unterworfen. Der Konflikt mit Pjöngjang gewann zuletzt wieder deutlich an Brisanz. Nach einer bisher beispiellosen Serie von Raketenstarts im vergangenen Jahr testete Nordkorea auch in diesem Jahr wieder mehrfach atomwaffenfähige Raketen. Die USA und Südkorea nahmen ihre gemeinsamen Militärübungen wieder in vollem Umfang auf - und wollen nun noch mehr tun.

Es gehe um «gelegentliche, sehr deutliche Demonstrationen von Stärke» gegenüber Pjöngjang, nicht aber um eine dauerhafte Stationierung neuer Mittel, sagte eine ranghohe Vertreterin der US-Regierung. Auch sei nicht geplant, wieder Nuklearwaffen in Südkorea zu stationieren.

Die Bedrohung aus dem Norden: Ein Fernsehbildschirm im Bahnhof von Seoul zeigt den nordkoreanischen Führers Kim Jong Un während einer Nachrichtensendung.
Die Bedrohung aus dem Norden: Ein Fernsehbildschirm im Bahnhof von Seoul zeigt den nordkoreanischen Führers Kim Jong Un während einer Nachrichtensendung.
Bild: Lee Jin-man/AP

Südkorea soll allerdings mehr Einblick bekommen in die strategische Planung der US-Regierung mit Blick auf Bedrohungen, auch nuklearer Art, sagten die ranghohen Beamten weiter. Dies sei dem nachempfunden, was die USA auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges mit engen europäischen Partnern gemacht hätten, in ähnlichen Zeiten externer Bedrohungen. Südkorea bekenne sich in der gemeinsamen Erklärung zugleich zu seinem Status als Nicht-Atom-Macht. Beide Seiten hätten die Erklärung über Monate diskutiert und vorbereitet.

Peking hat grossen Einfluss

Auf die Frage nach einer möglichen Verärgerung Chinas durch das kraftvollere Auftreten der Amerikaner in der Region sagte einer der US-Regierungsvertreter, man lege die Gründe für die Schritte sehr deutlich dar. Eine Verhinderung weiterer destabilisierender Aktionen Nordkoreas in der Region sei auch im Interesse Chinas.

«Es handelt sich um eine umsichtige, vorsichtige strategische Antwort auf anhaltende Provokationen, die, offen gesagt, von China entschuldigt oder sicherlich nicht eingedämmt wurden.» Die US-Regierung sei enttäuscht darüber, dass Peking bislang nicht bereit gewesen sei, seinen Einfluss zu nutzen, um auf Nordkorea einzuwirken.

Gegengewicht zum Machtstreben Chinas

Südkorea gehört neben Japan zu den wichtigsten US-Verbündeten in Asien. Der südkoreanische Präsident Yoon reiste zu einem Staatsbesuch in die USA. Geplant waren neben einem bilateralen Gespräch und einer gemeinsamen Pressekonferenz auch ein Staatsbankett zu Ehren von Yoon und seiner Frau Kim Keon Hee am Mittwochabend.

Förmlicher Staatsbesuch: Yoon Suk Yeol (rechts) ist nach Emmanuel Macron erst der zweite ausländische Gast in Bidens Amtszeit.
Förmlicher Staatsbesuch: Yoon Suk Yeol (rechts) ist nach Emmanuel Macron erst der zweite ausländische Gast in Bidens Amtszeit.
Bild: KEYSTONE

Yoon ist - nach Frankreichs Präsident Emmanuel Macron - erst der zweite ausländische Gast in Bidens Amtszeit, der zu einem förmlichen Staatsbesuch eingeladen wurde. Solche Trips werden anders als reguläre Arbeitsbesuche von besonderem protokollarischen Pomp begleitet, wie etwa dem Staatsbankett.

Bidens Regierung ist in ihrer Aussenpolitik besonders auf den indopazifischen Raum konzentriert, nicht zuletzt um dem Machtstreben Chinas in der Region etwas entgegenzusetzen. In der kommenden Woche werde sich Biden in Washington auch mit dem philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. treffen. Mit Yoon kam Biden in Washington nun bereits zum fünften Mal zusammen in nur einem Jahr seit dessen Amtsantritt im vergangenen Mai. Biden war im vergangenen Jahr nach Südkorea gereist, danach folgten mehrere Treffen der beiden Präsidenten am Rande internationaler Gipfel und Konferenzen.