Wissen über ImpfstoffAktivisten fordern «Biontech-Leaks»
twei
18.2.2021
Während in Europa fleissig gegen das Coronavirus geimpft wird, warten viele Länder der dritten Welt noch auf Impfdosen. Eine deutsche Aktivistengruppe will das nun ändern.
Als Ende Dezember der erste Impfstoff in der EU zugelassen wurde, war es der langersehnte Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Seither wurde das Vakzin der Firmen Biontech und Pfizer millionenfach verabreicht, und auch Impfstoffe anderer Hersteller schafften es zur Marktreife.
Während in vielen europäischen Ländern die Impfkampagnen auf Hochtouren laufen, sind anderswo noch kaum Impfdosen angekommen. Besonders Afrika scheint wie schon bei dem Zugang zu medizinischem Material während der ersten Corona-Welle am Ende der Lieferkette zu stehen. Um diesem globalen Ungleichgewicht bei den verabreichten Impfungen entgegenzuwirken, hat sich das deutsche Aktivistenkollektiv «Peng!» nun eine besondere Aktion überlegt.
Wie «20min» berichtet, starteten Anhänger der Initiative in Marburg und Mainz – den Produktionsstandorten von Biontech – eine Plakataktion. Neben einer Forscherin, die mit verschränkten Armen und einem weissen Kittel abgebildet ist, prangt auf einem der Plakate in auffälligen pinken Lettern die Forderung «Deine Arbeit kann Leben retten – oder Profite maximieren». Ausserdem ist die Intention des Kollektivs klar formuliert: «Leake den Biontech-Impfstoff».
Biontech soll Wissen über Impfstoff preisgeben
«Peng!» erhofft sich nichts Geringeres, als dass Mitarbeiter des Impfstoffherstellers ihr Wissen über die Entwicklung und Herstellung des Impfstoffes preisgeben. Im Idealfall solle die Firma sogar den Patentschutz dafür aussetzen, so die Vorstellung der Politaktivisten. «Wir wollen damit eine Debatte anstossen», erklärte der Projektsprecher von «Peng!», Robin Barnabas «20min», und warf die Frage auf: «Was wiegt schwerer: Der Verrat von Firmengeheimnissen oder willentlich das Leben von tausenden Menschen aufs Spiel zu setzen?»
In Europa flächendeckend zu impfen, während anderswo Länder bei der Geschwindigkeit der Impfungen enorm hinterherhinken, könnte einen gefährlichen Teufelskreis bewirken. Sollten sich etwa auf dem afrikanischen Kontinent wegen fehlender Vakzine weitere gefährliche Mutationen bilden, könnte dies auch für die Bekämpfung der Pandemie in Europa empfindliche Rückschritte bedeuten.
Unternehmen liege «nur Profitmaximierung» am Herzen
«Während die Bevölkerung der reicheren Länder bereits Ende 2021 vollständig geimpft ist, müssen die Bewohner afrikanischer, asiatischer und südamerikanischer Länder bis 2023 auf die Impfung warten», befürchtete Barnabas. Trotz Subventionen der deutschen Bundesregierung im dreistelligen Millionenbereich stehe für das Unternehmen «nur Profitmaximierung» im Mittelpunkt, so der harte Vorwurf des Projektsprechers an Biontech.
Mit der Kritik steht «Peng!» nicht alleine da. Auch WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte bereits mehrfach vor «Impf-Nationalismus» gewarnt. Hilfsorganisationen wie Amnesty Interational Schweiz oder Public Eye hatten in eine ähnliche Kerbe geschlagen.