Afghanistan Taliban vor Machtübernahme +++ Präsident Ghani geflohen

afp/AP/dpa/toko

15.8.2021 - 17:41

Nach ihrem blitzartigen Vormarsch wollen die Taliban innerhalb der «nächsten Tage» die Kontrolle über Kabul übernehmen. Die Regierung hat einen friedlichen Machtwechsel in Aussicht gestellt, Präsident Ghani ist aus dem Land geflohen. Die Geschwindigkeit der Taliban-Offensive löste weltweit Fassungslosigkeit aus.  Die Ereignisse des Tages im Überblick.

15.8.2021 - 17:41

Zwei Jahrzehnte nach der US-geführten Militärinvasion in Afghanistan stehen die Taliban kurz davor, die Macht am Hindukusch wieder an sich zu reissen. Nach dem blitzartigen Vormarsch der Islamisten, die bis auf Kabul inzwischen das gesamte Land erobert haben, spitzte sich die Lage am Sonntag dramatisch zu: Die afghanische Regierung erklärte sich zur «friedlichen Machtübergabe» bereit, Präsident Aschraf Ghani setzte sich nach Angaben seines früheren Stellvertreters ins Ausland ab. Westliche Staaten räumten ihre Botschaften in Kabul und brachten ihre Mitarbeiter an den Flughafen, um sie auszufliegen. Auch die Schweiz hat ihr Kooperationsbüro in Kabul vorübergehend geschlossen.

Nach einem zehntägigen Eroberungsfeldzug durch Afghanistan waren die Taliban am Sonntag bis an den Stadtrand der Hauptstadt Kabul herangerückt. Nach Angaben eines Taliban-Sprechers hatten die Kämpfer der Miliz Anweisung, an den Stadttoren von Kabul Halt zu machen und nicht in die Stadt vorzudringen.

Innerhalb der «kommenden Tage» wolle die Miliz einen «friedlichen Machttransfer», sagte ein Taliban-Sprecher der BBC. Kurz zuvor hatte Afghanistans Innenminister Abdul Sattar Mirsakwal eine «friedliche Machtübergabe» an eine «Übergangsregierung» zugesagt. Aus seinem Ministerium verlautete, es seien Verhandlungen mit den Taliban im Gange. «Die Afghanen müssen sich keine Sorgen machen», sagte Mirsakwal. «Es wird keinen Angriff auf die Stadt geben.»

Präsident Aschraf Ghani geflohen

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani floh nach Angaben seines früheren Stellvertreters ins Ausland. «Der frühere afghanische Präsident hat die Nation verlassen», sagte der Vorsitzende des afghanischen Friedensrats, Abdullah Abdullah, in einem im Internet veröffentlichten Video.

Zuvor hatte Ghani in einer Videobotschaft die Sicherheitskräfte in Kabul aufgefordert, für Recht und Ordnung in der Hauptstadt zu sorgen. Plünderungen würden nicht geduldet. Es wurde jedoch befürchtet, dass die Hauptstadt, die letzte noch verbliebene Bastion der Regierungstruppen, in Chaos versinken könnte. Tausende Polizisten und andere Sicherheitskräfte hatten zuletzt ihre Posten verlassen, viele liessen ihre Uniformen und Dienstwaffen zurück.

Unter den Bewohnern von Kabul breitete sich angesichts der bevorstehenden Machtübernahme der Taliban Panik aus. Vor den Banken bildeten sich lange Schlangen. Andere Bewohner waren resigniert: «Ich hoffe einfach nur, dass die Rückkehr der Taliban Frieden bringt. Das ist alles, was wir wollen», sagte der Ladenbesitzer Tarik Nesami.

Die Islamisten hatten in den vergangenen Tagen eine afghanische Stadt nach der anderen eingenommen, zuletzt auch das strategisch wichtige Dschalalabad im Osten und den früheren Bundeswehr-Standort Masar-i-Scharif im Norden.

Fassungslosigkeit weltweit

Die Geschwindigkeit des Taliban-Vormarsches seit dem Beginn des Abzugs der Nato-Truppen im Mai löste international Fassungslosigkeit aus. Unter Hochdruck arbeiteten westliche Staaten, darunter Deutschland und die USA, an der Rückführung von Botschaftspersonal sowie der Ausreise von afghanischen Ortskräften aus Kabul.

Trotz des Vorrückens der Taliban verteidigte Präsident Joe Biden die Entscheidung zum Abzug erneut: Er sei der vierte US-Präsident, der die 20-jährige US-Truppenpräsenz in Afghanistan verantworte, sagte er am Samstag. «Ich werde diesen Krieg nicht einem fünften Präsidenten übergeben.»

Die USA waren nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Washington und New York an der Spitze einer internationalen Militärkoalition in Afghanistan einmarschiert und hatten die dort herrschenden Taliban von der Macht vertrieben. Begründet wurde der Einsatz damit, dass Afghanistan ein Rückzugsort für Extremisten des Terrornetzwerks Al-Kaida war, das die Anschläge verübt hatte.


Die Ereignisse des Tages im Überblick:

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der afghanische Präsident Aschraf Ghani ist nach Angaben seines früheren Stellvertreters ins Ausland geflohen.
  • Angesichts der Situation in Afghanistan will der britische Premierminister Boris Johnson das Parlament in London  vorzeitig aus der Sommerpause zurückholen.
  • Mehrere Länder evakuieren derzeit ihre Botschaftsmitarbeiter Russland verzichtet vorerst auf diesen Schritt. 
  • Die Taliban stehen vor Kabul und verhandeln mit der Regierung über eine friedliche Machtübergabe. Laut dem Innenminister sei die Sicherheit der Stadt garantiert.
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    Wir beenden den Live-Ticker am Sonntag

  • 17.16 Uhr

    Türkei will wegen drohender Fluchtbewegung aus Afghanistan Kooperation mit Pakistan stärken

    Angesichts einer drohenden Fluchtbewegung aus Afghanistan hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine verstärkte Zusammenarbeit mit Pakistan angekündigt. «Der Türkei droht eine wachsende Migrantenwelle von Afghanen, die über den Iran einwandern», sagte Erdogan bei einem Treffen mit Pakistans Staatschef Arif Alvi in Istanbul. Ankara wolle sich für «Stabilität in der Region» einsetzen und zu diesem Zweck die «Kooperation mit Pakistan stärken».

    «Wir sind entschlossen, alle zur Verfügung stehenden Mittel zu mobilisieren, um erfolgreich zu sein», sagte Erdogan weiter. Wegen der erwarteten massiven Zunahme von Flüchtlingen aus Afghanistan hatte die türkische Regierung in den vergangenen Tagen bereits den Bau einer Grenzmauer zum Iran vorangetrieben. «Mit dieser Mauer werden wir die Ankunft von Migranten komplett stoppen», betonte Erdogan am Sonntag.

    Pakistans Staatschef hielt sich anlässlich des Auslaufens eines Kriegsschiffs in Istanbul auf, das sein Land von der Türkei gekauft hatte. Die Atommacht Pakistan grenzt an Afghanistan und ist einer der zentralen politischen Akteure in der Region.

    In Afghanistan sind noch mehrere hundert türkische Soldaten stationiert. Erdogan hatte angeboten, nach dem vollständigen Abzug der Nato-Truppen aus dem Land die Sicherung des internationalen Flughafens von Kabul zu gewährleisten, sollten die USA dies finanziell und logistisch unterstützen. Auch ein Treffen mit der Taliban-Führung hatte Erdogan vorgeschlagen.

  • 16.25 Uhr

    Präsident Ghani hat Afghanistan verlassen

    Der afghanische Präsident Aschraf Ghani ist nach Angaben seines früheren Stellvertreters angesichts des weiteren Vormarschs der Taliban ins Ausland geflohen. «Der frühere afghanische Präsident hat die Nation verlassen», sagte der Vorsitzende des afghanischen Friedensrats, Abdullah Abdullah, in einem auf seiner Seite im Onlinenetzwerk Facebook veröffentlichten Video.

    Der afghanische Präsident Ashraf Ghani ist aus dem Land geflohen.
    Der afghanische Präsident Ashraf Ghani ist aus dem Land geflohen.
    Alex Brandon/AP/dpa
  • 16.22 Uhr

    Taliban-Unterhändler: Werden keine Rache an irgendjemandem nehmen

    Ein an Gesprächen mit der afghanischen Regierung in Katar beteiligter Taliban-Unterhändler hat Befürchtungen vor Gewalttaten bei einer Übernahme der Macht in Kabul zurückgewiesen. «Wir versichern den Menschen (...) in der Stadt Kabul, dass ihr Hab und Gut und ihre Leben sicher sind», sagte Suhail Schahin der BBC in einem Telefonat aus Doha.

    Es werde «keine Rache an irgendjemandem» geben. Die Taliban-Kämpfer seien vor den Toren der afghanischen Hauptstadt und hätten den Befehl erhalten, die Stadt nicht zu betreten. «Wir warten auf eine friedliche Übergabe der Macht», so Schahin weiter. Das bedeute, dass die Stadt dem «Islamischen Emirat von Afghanistan» übergeben werden solle.

  • 16.07 Uhr

    Putin telefoniert mit usbekischem Präsidenten zur Lage in Afghanistan

    Wegen des Vorrückens der Taliban in Afghanistan hat Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinem Kollegen in Usbekistan telefoniert. Putin habe mit Präsident Schawkat Mirsijojew ausführlich die Lage in Afghanistan erörtert, teilte der Kreml in Moskau mit. Es sei vereinbart worden, dass sich die zuständigen Ministerien beider Länder noch enger austauschten. Details wurden nicht genannt.

    Usbekistan in Zentralasien, das an Afghanistan grenzt, hatte zuvor mitgeteilt, dass 84 afghanische Soldaten am Samstag in die Ex-Sowjetrepublik geflohen seien und dort um Hilfe gebeten hätten. Die Grenze zu Afghanistan sei daraufhin verstärkt worden.

    Russland hatte angesichts der Lage in Afghanistan zuletzt mit Tadschikistan und Usbekistan gemeinsam eine Militärübung abgehalten. Medienberichten zufolge blieb die Lage in Tadschikistan an der afghaninschen Grenze zunächst ruhig.

  • 15.52 Uhr 

    Blinken zur Lage in Afghanistan: «Das ist nicht Saigon»

    Für US-Aussenminister Antony Blinken ist die Evakuierung des Botschaftspersonals aus Afghanistans Hauptstadt Kabul die «Aufgabe Nummer eins». «Daran arbeiten wir gerade», sagte Blinken im US-Fernsehen. Das gelte auch für afghanische Helfer, die US-Truppen während des Einsatzes unterstützt haben.

    Blinken betonte: «Das ist nicht Saigon.» Damit spielte auf die Niederlage der USA im Vietnamkrieg 1975 an. Damals gingen Bilder einer chaotischen Rettung des Botschaftspersonals aus Hanoi um die Welt. Blinken äusserte sich nicht zum Stand der Evakuierung in Kabul.

    Blinken verteidigte den Truppenabzug. «Wir sind vor 20 Jahren nach Afghanistan gegangen, mit einer Mission», sagte er. Es sei darum gegangen, sich mit den Leuten zu befassen, welche die USA am 11. September 2001 angegriffen hätten. «Und wir haben diese Mission erfolgreich erfüllt», sagte Blinken. Er räumte allerdings ein, dass auch die USA von den Ereignissen in Afghanistan überrascht worden seien. «Wir sehen, das die Streitkräfte nicht in der Lage waren, das Land zu verteidigen — und zwar schneller, als wir es erwartet hatten», so der Minister.

  • 15.12 Uhr

    Taliban wollen Kontrolle über Kabul in «nächsten Tagen» übernehmen

    Die radikalislamischen Taliban wollen nach eigenen Angaben innerhalb der «nächsten Tage» die Kontrolle über Kabul übernehmen. Die Miliz strebe eine «friedliche Übergabe» der Macht in der afghanischen Hauptstadt an, sagte der in Katar ansässige Taliban-Vertreter Suhail Schahin dem britischen Sender BBC. Die Taliban wollten eine «inklusive islamische Regierung» bilden, in der «alle Afghanen» vertreten seien.

    Schahin versicherte, dass die Kämpfer der Taliban keine ausländischen Botschafter oder Staatsbürger angreifen würden: «Es wird kein Risiko für Diplomaten, Nichtregierungsorganisationen, für irgendjemanden geben.» Die Ausländer könnten ihre Arbeit in Afghanistan fortsetzen. Der Taliban-Sprecher appellierte an die Ausländer, das Land nicht zu verlassen.

    Neben der US-Botschaft in Kabul steigt Rauch auf.
    Neben der US-Botschaft in Kabul steigt Rauch auf.
    Rahmat Gul/AP/dpa
  • 14.57 Uhr

    Schweiz schliesst Kooperationsbüro vorübergehend

    Die Schweiz hat aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage in Kabul ihr Kooperationsbüro vorübergehend geschlossen. Für die Sicherheit des dortigen Schweizer Bundespersonals sind Massnahmen zur Evakuierung ergriffen worden, wie das Aussendepartement (EDA)  auf Anfrage mitteilte.

    Weitere Informationen könnten derzeit aus Sicherheitsgründen nicht gegeben werden, hiess es.

    Am Freitag hatte Livia Leu, Staatssekretärin beim Aussendepartement EDA, vor den Medien in Bern erklärt, die Schweiz hole aus Sicherheitsgründen die sechs Schweizer Mitarbeitenden des EDA aus Afghanistan zurück in die Schweiz. Rund 40 langjährige lokale Mitarbeitende der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und ihre Familien erhielten zudem ein humanitäres Visum.

    Seit 2002 ist die Schweiz mit einem Kooperationsbüro vor Ort, das die Programme der Deza umsetzt. Die politischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Afghanistan werden hingegen durch die Schweizerische Botschaft in Islamabad in Pakistan gepflegt.

  • 14.46 Uhr

    Deutsche Botschaft in Kabul ist geschlossen

    Deutschland hat wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul seine Botschaft in der afghanischen Hauptstadt geschlossen. Das teilte das Auswärtige Amt mit. Die Sicherheitslage habe sich drastisch verschlechtert, hiess es in einer Reisewarnung. Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Afghanistan zu verlassen.

    Nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» wurde die Botschaft bereits evakuiert. Nach ersten Meldungen über das Eindringen von Taliban-Einheiten in die Stadt seien die etwa 20 Botschaftsangehörigen und die Bundespolizisten, die zum Schutz der diplomatischen Vertretung abgestellt sind, aus Sicherheitsgründen zum militärisch gesicherten Flughafen gebracht worden.

    Transportflugzeuge vom Typ Airbus A400M der deutschen Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover. Angesichts des rasanten Vormarschs der Taliban in Afghanistan will die Bundeswehr mit der Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul beginnen.
    Transportflugzeuge vom Typ Airbus A400M der deutschen Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover. Angesichts des rasanten Vormarschs der Taliban in Afghanistan will die Bundeswehr mit der Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul beginnen.
    Julian Stratenschulte/dpa/KEYSTONE
  • 14.19 Uhr

    Deutsche Bundeswehr beginnt am Montag mit Evakuierung aus Kabul

    Die die deutsche Bundeswehr wird morgen Montag mit der Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul beginnen. Mehrere Transportmaschinen vom Typ A400M sollen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in die afghanische Hauptstadt fliegen und die Menschen in Sicherheit bringen. Fallschirmjäger sollen den Einsatz absichern. Auch die «Bild»-Zeitung und der «Spiegel» hatten vom unmittelbar bevorstehenden Beginn der Evakuierungsaktion berichtet.

    Die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte am Samstag erklärt, sie könne zu operativen Details des Einsatzes keine Auskunft geben. Diese Linie wurde am Sonntag nochmals vom Ministerium bestätigt. Kramp-Karrenbauer hatte angesichts des raschen Vorrückens der Taliban mitgeteilt: «Es hat jetzt absolute Priorität, dass wir die zu Schützenden sicher nach Deutschland bringen.»

  • 13.56 Uhr

    Afghanistans Präsident mahnt Einhaltung von «Sicherheit» in Kabul an

    Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hat die Regierungstruppen aufgefordert, in der Hauptstadt weiterhin für «die Sicherheit aller Bürger» zu sorgen. Die Verbreitung von «Chaos» oder Plünderungen würden nicht geduldet, erklärte Ghani in einer Videobotschaft.

    Die Geschwindigkeit des Taliban-Vormarsches seit Beginn des Abzugs der Nato-Truppen im Mai sorgte international für Fassungslosigkeit. Unter Hochdruck arbeiten westliche Staaten, darunter die USA, Grossbritannien und Deutschland, an der Rückführung von Botschaftspersonal sowie der Ausreise von afghanischen Ortskräften aus Kabul.

  • 13.37 Uhr

    Tschechien bringt Botschaftsmitarbeiter aus Afghanistan in Sicherheit

    Wegen des Vormarschs der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan will Tschechien die Diplomaten und Ortskräfte seiner Botschaft in Kabul in Sicherheit bringen. Sie sollen in den kommenden Tagen von der Armee des Nato-Staats nach Europa ausgeflogen werden, wie das Verteidigungsministerium in Prag bekanntgab. Zwei tschechische Diplomaten harren derzeit noch am internationalen Flughafen in Kabul aus.

    Geholfen werden soll auch Dolmetschern, die für die tschechischen Nato-Kräfte in dem zentralasiatischen Land tätig gewesen waren. Man werde sich um sie und ihre Familien kümmern, betonte Verteidigungsminister Lubomir Metnar nach einer Krisensitzung des Kabinetts. Ihre Arbeit sei für die tschechische Armee wichtig und wertvoll gewesen.

    Die Opposition in Prag kritisierte, dass die Regierung viel zu spät auf die Gefahren für die Ortskräfte reagiert habe. «Es ist eine moralische Pflicht, denen zu helfen, die uns geholfen haben», forderte der Vorsitzende der liberalen Bürgerdemokraten (ODS), Petr Fiala. «Andernfalls droht ihnen der sichere Tod», warnte Ivan Bartos, der Chef der tschechischen Piratenpartei.

  • 13.16 Uhr

    Papst fordert friedliche Lösung in Afghanistan

    Papst Franziskus hat eine friedliche Lösung im Konflikt der afghanischen Regierung mit den militant-islamistischen Taliban gefordert. «Ich schliesse mich der allgemeinen Sorge um die Lage in Afghanistan an. Ich bitte euch, mit mir zum Gott des Friedens zu beten, damit das Getöse der Waffen endet und Lösungen am Verhandlungstisch gefunden werden können», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche nach dem traditionellen Angelusgebet in Rom.

    «Nur so wird die gemarterter Bevölkerung dieses Landes — Männer, Frauen, Alte und Kinder — nach Hause zurückkehren können, in Frieden und Sicherheit und im vollen gegenseitigen Respekt leben können», fügte Franziskus hinzu.

  • 13.01 Uhr

    Johnson will Parlament aus Sommerpause zurückholen

    Der britische Premierminister Boris Johnson will das Parlament in London angesichts des raschen Eroberungszugs islamistischer Talibankämpfer in Afghanistan vorzeitig aus Sommerpause zurückholen. Die Abgeordneten sollten bereits in der kommenden Woche zusammenkommen, um die Lage in dem asiatischen Land zu diskutieren, hiess es aus Regierungskreisen in London.

  • 12.52 Uhr

    Russland will Botschaft in Afghanistan vorerst nicht evakuieren

    Trotz des Vormarschs der Taliban auf Kabul will Russland seine Botschaft in der afghanischen Hauptstadt vorerst nicht räumen. Eine Evakuierung sei nicht geplant, sagte der Afghanistan-Beauftragte des russischen Aussenministeriums, Samir Kabulow, am Sonntag der Agentur Interfax. «Der Botschafter und unsere Mitarbeiter nehmen ihre Aufgaben in aller Ruhe wahr.»

    Westliche Staaten beschleunigen dagegen ihre Bemühungen, eigenes Personal und afghanische Ortskräfte vor den militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen. Auch die zentralasiatische Republik Kasachstan wies an, den Schutz eigener Diplomaten zu verstärken.

    Nach Angaben des russischen Diplomaten hat es bis dahin keine Kämpfe um Kabul gegeben. «Nun, das ist das traurige Bild der Folgen der amerikanischen Präsenz», sagte Kabulow. Seit der Entscheidung über den Abzug der internationalen Truppen, darunter auch der Bundeswehr, haben die Taliban in Afghanistan grosse Teile des Landes erobert. Russland setzt sich für eine diplomatische Lösung des Konflikts ein.

    In Moskau forderte der prominente Aussenpolitiker Leonid Sluzki ein sofortiges Handeln des UN-Sicherheitsrates. «Es ist wichtig, eine neue humanitäre Katastrophe zu verhindern», sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma. Die Sicherheit und Stabilität in der Region dürften nicht noch weiter bedroht werden.

  • 12.49 Uhr

    US-Medien: Evakuierung der US-Botschaft in Kabul gestartet

    Die USA haben Medienberichten zufolge mit der Evakuierung der amerikanischen Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul begonnen. Der Prozess sei «in vollem Gange» und solle bis spätestens Dienstagmorgen abgeschlossen sein, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten US-Regierungsbeamten.

    Zuvor hatte CNN gemeldet, dass Helikopter Mitarbeiter von der Botschaft zum Flughafen brächten. Auch die «New York Times» berichtete, die USA habe damit begonnen, diplomatische und zivile Mitarbeiter aus Kabul rauszubringen.

    Der Plan sehe vor, zunächst das Botschaftspersonal in Sicherheit zu bringen, gefolgt von US-Bürgern und anschliessend Inhabern spezieller Einwanderungsvisa für die USA, schreibt CNN. Geprüft werde, ob auch Personen, die sich zur Zeit im Antragsprozess für ihr Visum befänden, auch ausser Landes gebracht werden könnten, ebenso wie afghanische Staatsangehörige, die in der US-Botschaft arbeiteten. Eine Handvoll Botschaftsmitarbeiter solle in Kabul bleiben. Die Bundeswehr will am Montag mit der Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul beginnen.

  • 12.16 Uhr

    Albanien will afghanische Flüchtlinge aufnehmen — auf US-Bitte

    Albanien will Afghanen vorübergehend aufnehmen, die vor den vorrückenden Taliban aus ihrem Land fliehen. Man komme damit einer Bitte der USA nach, erklärte Ministerpräsident Edi Rama bei Facebook. Auch sehe man sich als Nato-Mitglied dazu verpflichtet. Es gehe darum, Flüchtlinge aufzunehmen, die später in die USA gebracht werden sollen.

    Rama betonte, dass Hilfe für Schutzsuchende in seinem Land Tradition habe. Unter anderem habe man im 20. Jahrhundert von den Nazis verfolgte Juden aufgenommen. Albanien ist seit 2009 Mitglied der Nato.


Afghanistans Hauptstadt Kabul wird dem amtierenden Innenminister Abdul Sattar Mirsakwal zufolge nicht angegriffen werden. Die Sicherheit der Stadt sei garantiert, sagte er in einem am Sonntag veröffentlichten Video. Es sei die Vereinbarung getroffen worden, dass ein Machtwechsel friedlich erfolge.

Mirsakwal rief die Menschen dazu auf, keiner Propaganda anheim zu fallen. «Die Leute brauchen sich keine Sorgen zu machen, die Stadt ist sicher», erklärte er. Jeder, der Unordnung in der Stadt verursache, werde in Übereinstimmung mit dem Gesetz behandelt.

Kurz zuvor hatte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid der BBC gesagt, er könne bestätigen, dass es Gespräche mit dem Präsidentenpalast über eine friedliche Machtübernahme gebe. Der Leiter des Hohen Rates für Nationale Versöhnung, Abdullah Abdullah, organisiere diese.

Auch der Verteidigungsminister Bismillah Chan Mohammadi erklärte in einer auf Facebook veröffentlichten Videoansprache, er als Vertreter der Streitkräfte garantiere die Sicherheit Kabuls. Die Menschen sollten nicht in Panik verfallen. Es sei bekannt, dass sich der Präsident Aschraf Ghani mit heimischen Politikern getroffen habe und ihnen die Verantwortung übertragen habe, eine autoritative Delegation aufzustellen, die am Montag nach Doha reisen solle, um mit den Taliban eine Einigung über die Afghanistan-Frage zu erzielen. Die Sicherheit von Kabul werde aufrechterhalten, bis eine Einigung erzielt wird, sagte er.

Nach ihren Angaben sind Taliban-Kämpfer in den Bezirken Kalakan, Karabagh und Paghman. Es habe bislang keine Kämpfe gegeben.



«Bewaffnete Taliban-Kämpfer in unserer Nachbarschaft»

Die Aufständischen hatten ihre Präsenz in der Hauptstadt zunächst nicht bestätigt. Bewohner von Aussenbezirken Kabuls sagten der Nachrichtenagentur AFP jedoch, Taliban-Kämpfer seien bereits im Stadtgebiet.

«Es gibt bewaffnete Taliban-Kämpfer in unserer Nachbarschaft, aber es wird nicht gekämpft», sagte ein Bewohner eines östlichen Vororts der Hauptstadt.

Ein US-Helikopter fliegt über der Stadt. Die Taliban befinden sich bereits in den Randbezirken.
Ein US-Helikopter fliegt über der Stadt. Die Taliban befinden sich bereits in den Randbezirken.
AP Photo/Rahmat Gul/Keystone

In Kabul schlossen plötzlich Verwaltungs- und Regierungsbehörden; Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt, während über der Stadt und insbesondere dem US-Botschaftsgelände Militärhelikopter flogen.

Die militant-islamistischen Taliban haben ihre Kämpfer angewiesen, nicht in die Hauptstadt Kabul vorzudringen. Sie sollten vielmehr an den Toren der Stadt Stellung beziehen, hiess es in einer Erklärung der Islamisten.

Da die Hauptstadt Kabul eine grosse und dicht besiedelte Stadt sei, beabsichtigten die Taliban nicht, die Stadt mit Gewalt oder Krieg zu betreten. Man wolle vielmehr mit der anderen Seite über einen friedlichen Einmarsch in Kabul verhandeln.

Chaotische Szenen in Kabul

In Kabul spielten sich chaotische Szenen ab. Es kam zu einer Schiesserei vor einer Bank, wie ein Bewohner der Stadt sagte. Viele Menschen versuchten, ihr Erspartes abzuheben, Lebensmittel zu kaufen und zu ihren Familien heimzukehren. Ein Soldat aus Kabul sagte, seine gesamte Einheit habe die Uniformen abgelegt.

Am Sonntag verlor die Regierung drei weitere Provinzhauptstädte an die Taliban: Dschalalabad, Maidan Shahr und Chost. Bis auf fünf Provinzhauptstädte und Kabul ist Afghanistan damit weitgehend unter Kontrolle der Taliban.

Afghanische Sicherheitskräfte haben nach Angaben des örtlichen Bezirkschefs den Taliban den einstigen US- Luftwaffenstützpunkt Bagram übergeben. Zu dem Komplex gehört auch ein Gefängnis mit 5000 Häftlingen, darunter Taliban und Mitglieder der Terrorgruppe IS. Die Übergabe wurde am Sonntag vom Chef des Bezirks Bagram mitgeteilt.

afp/AP/dpa/toko