Die Atomgespräche zwischen Nordkorea und den USA vom Samstag in Stockholm sind aus nordkoreanischer Sicht schon am ersten Verhandlungstag gescheitert. US-Aussenminister Mike Pompeo wiederum versprühte demonstrativ Optimismus.
«Wir sind enttäuscht von den USA», erklärte der nordkoreanische Unterhändler Kim Myong Gil laut der schwedischen Zeitung «Dagens Nyheter» am Samstagabend im Anschluss an die Zusammenkunft in der schwedischen Hauptstadt vor Reportern.
Es waren die ersten Verhandlungen seit einem Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber King Jong Un im Februar in Vietnam, das an der Frage der atomaren Abrüstung gescheitert war. Trump und Kim hatten die neuen Verhandlungen auf Arbeitsebene Ende Juni bei einem Treffen an der innerkoreanischen Grenze vereinbart.
«Die Verhandlungen haben unsere Erwartungen nicht erfüllt und wurden deshalb abgebrochen», sagte der Nordkoreaner dem Bericht zufolge. Die USA hätten nichts mit an den Verhandlungstisch gebracht. Nun liege es an Washington, den Dialog wieder aufzunehmen, forderte er. Eine Anfrage ans US-Aussenministerium blieb zunächst unbeantwortet.
Pompeo macht auf Optimismus
Nur wenige Stunden zuvor hatte sich US-Aussenminister Mike Pompeo zuversichtlich gezeigt, dass bei den Atomgesprächen erste Fortschritte erzielt werden könnten.
Dieser erste Austausch solle nach langer Pause die Grundlage für Verhandlungen «in den kommenden Wochen und Monaten» bilden, um nachhaltige Fortschritte zu erreichen, sagte Pompeo während eines Besuches in Griechenland. Die USA hätten zu den Gesprächen in Stockholm eine Reihe von Ideen mitgebracht. Es sei daher zu hoffen, dass die Nordkoreaner mit gutem Willen und «dem Willen, Fortschritte zu machen» angereist seien, sagte Pompeo.
Und auch nach dem Gesprächsabbruch vom Samstagabend in der schwedischen Hauptstadt betonte die US-amerikanische Seite, die Atomgespräche mit Pjöngjang seien nicht gescheitert. Die mehr als acht Stunden langen Gespräche in Stockholm seien «gut» gewesen, erklärte das US-Aussenministerium am Samstag.
Die amerikanische Seite habe die schwedische Einladung angenommen, in zwei Wochen zu einer weiteren Gesprächsrunde zusammenzukommen. Die USA und Nordkorea könnten nicht in einem Tag «70 Jahre Krieg und Feindseligkeit auf der koreanischen Halbinsel» beseitigen, hiess es.
Pjöngjang will Sanktionen loswerden
Die USA und westliche Verbündete fordern eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel und eine Einschränkung der Raketen- und Waffenprogramme des ostasiatischen Landes. Nordkorea hat grundsätzlich den Willen zur Abrüstung bekundet, besteht aber vor weiteren Zugeständnissen auf einer schrittweisen Aufhebung der Sanktionen.
Nordkorea verfügt Experten zufolge über erste Atomwaffen und treibt die Entwicklung ballistischer Raketen weiter voran. Solche Raketen können mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden.
Trumps Verhandlungsstrategie hat auch viele Kritiker, die argumentieren, Kim spiele nur auf Zeit, um sein Atomwaffenarsenal zu verbessern.
Bolton hatte vor Illusionen gewarnt
Der kürzlich von Trump entlassene nationale Sicherheitsberater John Bolton etwa hatte am Montag erklärt, Nordkorea werde trotz Gipfeltreffen und Verhandlungen sein Atomwaffenprogramm «nie freiwillig aufgeben». Nordkorea sei eine «gravierende und wachsende Bedrohung», sagte der für seine aussenpolitisch harten Haltungen bekannte Bolton.
Nordkorea hatte zuletzt mehrere Kurz- und Mittelstreckenraketen getestet. Erst am Mittwoch testete das Land nach eigenen Angaben eine neuartige ballistische Rakete vom Typ Pukguksong-3, die von einem U-Boot abgefeuert worden sein soll. Das wäre ein bedeutender Fortschritt für Nordkoreas Waffenprogramm. Das US-Militär bestritt indes, dass die Rakete von einem U-Boot abgefeuert wurde.
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