Terrorverdächtiger auf der Flucht Ausgebrochener Häftling hält Grossbritannien in Atem

tjnj

8.9.2023

Das Gefängnis Wandsworth, aus dem Daniel Khalife am Mittwochmorgen ausgebrochen ist. Manche Gebäude des Gefängnisses stammen noch aus dem 19. Jahrhundert.
Das Gefängnis Wandsworth, aus dem Daniel Khalife am Mittwochmorgen ausgebrochen ist. Manche Gebäude des Gefängnisses stammen noch aus dem 19. Jahrhundert.
Bild: Yui Mok/PA via AP

Am vergangenen Mittwoch verschwand der Terrorverdächtige Daniel Khalife aus einem Londoner Gefängnis. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Die Polizei gerät in Erklärungsnot.

tjnj

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Terrorverdächtige Daniel Khalife ist am vergangenen Mittwoch aus einem Gefängnis in London ausgebrochen.
  • Seitdem fehlt von dem ehemaligen Soldaten jede Spur.
  • Khalife soll Bombenattrappen auf einer Militärbasis platziert haben. Ausserdem wird er verdächtig für eine andere Nation, vermutlich dem Iran, spioniert zu haben.

Daniel Khalife soll eine britische Militärbasis mit Bombenattrappen versehen und Staatsgeheimnisse im Auftrag einer anderen Nation gesammelt haben: Darum sass der ehemalige Soldat im Londoner Gefängnis Wandsworth ein.

Doch in den frühen Stunden des vergangenen Mittwochs konnte er fliehen, indem er sich an der Unterseite eines Lastwagens versteckt hielt, als dieser das Gefängnisgelände verliess.

Seitdem fehlt von dem 21-Jährigen jede Spur. Die Suche wurde inzwischen von London auf den Nordwesten Englands ausgeweitet – dort soll Khalife gut vernetzt sein.

Premierminister Sunak äussert sich zum Ausbruch

Auch Häfen und Flughäfen werden verstärkt kontrolliert, sollte der Flüchtige versuchen, das Land zu lassen – was durchaus bereits passiert sein könnte, wie die Polizei zugibt.

Der Fall beschäftigt das ganze Land: Selbst Premierminister Rishi Sunak hat sich zu dem spektakulären Ausbruch geäussert: Die Polizei «arbeite rund um die Uhr», versicherte er der Bevölkerung.

Schlagzeilen machte auch die irrtümliche Meldung eines dem Verdächtigen ähnlich sehenden jungen Mannes. Eine Frau hielt ihn für Khalife und rief die Polizei. Erst nachdem ein Scan seines Fingerabdrucks zweifelsfrei bewiesen hatte, dass es sich bei ihm nicht um Khalife handelte, durfte der Mann wieder gehen. Danach schilderte er sein Erlebnis auf X (vormals Twitter).

Britische Gefängnisse in der Kritik

Khalife war dem britischen Militär 2019 beigetreten. Neben der Platzierung der Bombenattrappen auf einer Militärbasis soll er für ein anderes Land spioniert haben – es wird vermutet, dass es sich dabei um den Iran handelt.

Daniel Khalife soll eine britische Militärbasis mit Bombenattrappen versehen und für den Iran spioniert haben.
Daniel Khalife soll eine britische Militärbasis mit Bombenattrappen versehen und für den Iran spioniert haben.
Bild: EPA/Metropolitan Police

Die Aufarbeitung des Ausbruchs konzentriert sich nun auch auf die Frage, ob der Terrorverdächtige Hilfe von anderen Insassen, Wachen oder anderen Gefängnismitarbeiter*innen bekommen haben könnte. Dass ein solcher Ausbruch spontan und allein gelinge, sei äusserst unwahrscheinlich, konstatierte die Polizei.

Der Ausbruch wirft ein schlechtes Licht auf den Zustand von Grossbritanniens Gefängnissen, die als überfüllt und aufgrund von Personalmangel schlecht bewacht gelten. Zu dem Gefängniskomplex, aus dem Khalife ausgebrochen ist, gehören teilweise Gebäude, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. In einem davon war einst der aufgrund seiner Homosexualität verurteilte Schriftsteller Oscar Wilde gesessen.

Auch Boris Becker verbüsste seine Haftstrafe in Wandsworth.