Coronavirus – Schweiz BAG-Direktorin überrascht wegen starken Anstiegs der Corona-Fälle

sda

18.7.2021 - 01:48

Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), an einer Pressekonferenz im März in Bern. (Archivbild)
Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), an einer Pressekonferenz im März in Bern. (Archivbild)
Keystone

Die Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), Anne Lévy, hat sich in einem Interview besorgt geäussert über den Wiederanstieg der Corona-Zahlen. «Wir wussten, dass sie steigen, wenn wir öffnen. Aber wir haben nicht erwartet, dass sie so früh so stark steigen.»

Keystone-SDA, sda

Die Pandemie sei noch nicht vorbei, die Situation sei schwierig einzuschätzen, sagte Lévy der «NZZ am Sonntag». Zum Grund für den relativ starken Wiederanstieg meinte die 50-jährige Berner Chefbeamtin, die Leute seien generell weniger vorsichtig, seit geimpft werde und es kaum mehr Massnahmen gebe.

Am Freitag meldete das BAG für die Schweiz und Liechtenstein innerhalb von 24 Stunden 619 neue Coronavirus-Ansteckungen. Eine Woche davor waren es noch 323 Fälle gewesen.

Derzeit würden sich vor allem jüngere Leute anstecken, erklärte Lévy. Bedrohlich werde es, wenn die Ansteckungen von den Jungen auf Ungeimpfte der älteren Generationen überspringen und somit die Hospitalisationen wieder stark steigen würden.

Covid-Zertifikat für Restaurant-Besuch?

Sollte sich die Lage zuspitzen, wäre laut Lévy eine Ausweitung des Einsatzes der Covid-Zertifikate möglich, etwa auf Besuche in Restaurants. «Das wäre auf jeden Fall besser als erneute Schliessungen», sagte sie.

Sorgen bereiten der BAG-Direktorin die vielen über 50-Jährigen ohne Impfung. «Für sie ist die Wahrscheinlichkeit einer schwereren Erkrankung grösser als bei den Jüngeren.»

Zwei Drittel derjenigen, die sich impfen können, sind Lévy zufolge geimpft. Bei den Risikopersonen sind 85 Prozent mindestens einmal geimpft. Für Lévy noch nicht genug: «Es muss uns gelingen, mehr Menschen zum Impfen zu motivieren.»

Schutzmassnahmen als Normalität

Die BAG-Direktorin warnte vor Leichtfertigkeit im Umgang mit der Pandemie. «Jetzt zu sagen, 'Anstecken ist o. k., dann ist es vorbei', wäre leichtsinnig.» Covid-19 könne eine schwere Krankheit sein. Es gebe schwere Verläufe, auch bei jüngeren Menschen. Es gebe die Langzeitfolgen.

Ganz wegbringen wird man das Virus nach Auffassung der BAG-Chefin nicht mehr: «Wir werden eines Tages mit Covid leben lernen.» Dann könnten Schutzmassnahmen zur Normalität werden: «So wie in asiatischen Ländern. Dort ist es selbstverständlich, eine Maske zu tragen, wenn man erkältet ist.»