Politik Belarus: Tichanowskaja rechnet mit Widerstand gegen Ukraine-Krieg

SDA

8.8.2022 - 07:06

ARCHIV - Swetlana Tichanowskaja, Oppositionsführerin von Belarus, während eines Treffens mit der belarussischen Diaspora an der South Bank University. Tichanowskaja rechnet mit starkem Widerstand gegen eine mögliche volle Teilnahme ihres Landes an Russlands Krieg gegen die Ukraine. Foto: David Parry/PA Wire/dpa
ARCHIV - Swetlana Tichanowskaja, Oppositionsführerin von Belarus, während eines Treffens mit der belarussischen Diaspora an der South Bank University. Tichanowskaja rechnet mit starkem Widerstand gegen eine mögliche volle Teilnahme ihres Landes an Russlands Krieg gegen die Ukraine. Foto: David Parry/PA Wire/dpa
Keystone

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja rechnet mit starkem Widerstand gegen eine mögliche volle Teilnahme ihres Landes an Russlands Krieg gegen die Ukraine. «Unsere Partisanenbewegung wird das sabotieren. Es werden Befehle verweigert werden. Oder die belarussischen Soldaten ergeben sich dort gleich», sagte die Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Zwei Jahre nach der als gefälscht geltenden Präsidentschaftswahl in Belarus meinte sie, dass Russland mit der Unterstützung für Machthaber Alexander Lukaschenko die Ex-Sowjetrepublik wohl schon damals als «Brückenkopf» für einen Angriff im Blick hatte.

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Bei der Wahl am 9. August 2020 hatte sich der autoritäre Machthaber Lukaschenko erneut zum Sieger der Wahl ausrufen lassen und damit beispiellose Proteste in Belarus ausgelöst. Viele sehen Tichanowskaja als Siegerin des Urnengangs. Aufgrund massiver staatlicher Repressionen gibt es mittlerweile aber so gut wie keine grösseren Demonstrationen mehr in der Ex-Sowjetrepublik.

«Lukaschenko ist ein Kollaborateur. Er hat Belarus in diesen Krieg reingezogen und dafür, dass Russland ihn an der Macht hält, tut er nun alles, was von ihm verlangt wird», sagte Tichanowskaja vor dem zweiten Jahrestag der umstrittenen Präsidentenwahl. Heute sei klar, dass der Kreml wohl schon damals Kriegspläne gehabt und Lukaschenko deshalb an der Macht gelassen habe. Er überlasse belarussisches Gebiet, damit russische Streitkräfte von dort die Ukraine angreifen können, kritisierte die Politikerin in ihrem Exil in Vilnius.

«Aber es gab zu Kriegsbeginn auch Sabotageakte gegen die wichtigen Versorgungswege. Schienenpartisanen verlangsamten den Militärtransport; und es wurden Informationen an die ukrainischen Streitkräfte gegeben zu den Basen, von denen russische Raketen abgefeuert wurden.» Auch ein Bataillon belarussischer Kämpfer habe sich in der Ukraine gegen den russischen Einmarsch formiert.

Lukaschenko habe es trotz des hohen Erwartungsdrucks des Kremls bis heute nicht geschafft, das Land auf Kriegskurs zu bringen, sagte Tichanowskaja. «86 Prozent der Menschen in Belarus sind gegen den Krieg. Es gibt bei uns keine anti-ukrainische Stimmung.» Zugleich beklagte sie «massive Repressionen». «Wer sich offen gegen den Krieg ausspricht, wird wie ein Regimegegner behandelt.» Die Lage der politischen Gefangenen, darunter ihr Ehemann Sergej Tichanowski, im Land sei verheerend, sagte die Mutter zweier Kinder.