«Sein Ego ist ihm wichtiger» Biden macht Trump für Angriff auf das Kapitol verantwortlich

dpa

6.1.2022 - 16:22

Biden: Trump wollte friedliche Machtübergabe verhindern

Biden: Trump wollte friedliche Machtübergabe verhindern

US-Präsident Joe Biden hat seinen Vorgänger Donald Trump anlässlich des ersten Jahrestags der Kapitol-Erstürmung scharf kritisiert. Nie zuvor in der Geschichte habe ein US-Präsident nach einer Wahlniederlage versucht, «eine friedliche Machtübergab

06.01.2022

Vor einem Jahr hat eine wütende Menge von Trump-Anhängern das  US-amerikanische Parlament gestürmt. Präsident Joe Biden gibt nun in deutlichen Worten seinem Vorgänger die Mitschuld für den Angriff.

Ein Jahr nach Erstürmung des Kapitols in Washington ist US-Präsident Joe Biden Donald Trump ungewöhnlich scharf angegangen. «Zum ersten Mal in unserer Geschichte hat ein Präsident nicht nur eine Wahl verloren, sondern versucht, die friedliche Machtübergabe zu verhindern», sagte Biden am Donnerstag in einer Ansprache zum Jahrestag im Kapitol. «An diesem Gedenktag müssen wir dafür sorgen, dass ein solcher Angriff nie wieder geschieht.»

Trumps Namen nannte Biden nicht. Normalerweise hält er sich – wie andere frühere Präsidenten – mit offener Kritik am Vorgänger zurück. Der US-Demokrat kritisierte, der damalige Amtsinhaber habe den Angriff im Weissen Haus im Fernsehen verfolgt «und nichts getan».

«Er kann sich nicht damit abfinden, dass er verloren hat»

Der Republikaner habe «ein Netz an Lügen über die Wahl 2020» gesponnen. Trump stelle seine eigenen Interessen über die der USA. «Sein angeschlagenes Ego ist ihm wichtiger als unsere Demokratie oder unsere Verfassung. Er kann sich nicht damit abfinden, dass er verloren hat.»



Anhänger Trumps hatten vor einem Jahr das Kapitol erstürmt, um zu verhindern, dass Bidens Wahlsieg vom November 2020 bestätigt wird. Bei dem Angriff kamen fünf Menschen ums Leben. Die Attacke auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land.

US-Präsident Joe Biden spricht in Washington zum Jahrestag der Erstürmung des Kapitols. 
US-Präsident Joe Biden spricht in Washington zum Jahrestag der Erstürmung des Kapitols. 
Bild: Keystone

Trump hatte seine Anhänger in einer Ansprache angestachelt. Er erkennt seine Niederlage auch fast ein Jahr nach dem Machtwechsel nicht an und behauptet weiterhin, durch Betrug um den Sieg gebracht worden zu sein. Beweise dafür hat er nicht. Dutzende Klagen scheiterten vor Gericht.

«Er ist ein besiegter früherer Präsident»

Biden nannte Trumps Betrugsbehauptungen am Donnerstag eine «Big Lie» – eine «grosse Lüge». Über seinen Vorgänger sagte er: «Er ist nicht nur ein früherer Präsident. Er ist ein besiegter früherer Präsident.» Trump sei in einer freien und fairen Wahl unterlegen.



An die Adresse von Wählern sagte Biden: «Der ehemalige Präsident und seine Unterstützer haben beschlossen, dass der einzige Weg, um zu gewinnen, darin besteht, Ihre Stimme zu unterdrücken und unsere Wahlen zu untergraben.» Das sei «unamerikanisch».