Nach Chaos bei TV-Debatte Veranstalter wollen Änderungen am Format — Biden: Trumps Verhalten war peinlich

dpa/sda/toko

30.9.2020

Trump fiel Biden immer wieder ins Wort und liess ihn nicht ausreden.
Trump fiel Biden immer wieder ins Wort und liess ihn nicht ausreden.
Julio Cortez/AP/dpa

Die Veranstalter planen nach dem chaotischen TV-Duell Änderungen am Konzept. Unterdessen hat US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden den Auftritt von Amtsinhaber Donald Trump als «Peinlichkeit für das Land» bezeichnet.

Nach der chaotischen TV-Debatte zwischen US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe Biden planen die Veranstalter Änderungen am Konzept. Der Ablauf des Duells habe deutlich gemacht, «dass das Format der verbliebenen Debatten zusätzliche Struktur braucht, um eine geregeltere Diskussion über die Themen sicherzustellen», teilte die Kommission für Präsidentschaftsdebatten am Mittwoch mit.

Das erste Streitgespräch von Trump und Biden in der Nacht zum Mittwoch war über weite Abschnitte im Chaos versunken. Trump fiel Biden immer wieder ins Wort und liess ihn seine Sätze nicht abschliessen. Biden redete auch dazwischen, aber etwas seltener. Der erfahrene TV-Journalist Chris Wallace als Moderator verlor immer wieder die Kontrolle über die Situation — und konnte die Kandidaten nur ermahnen, einander zu Wort kommen zu lassen.



Nach dem Konzept der Debatte hätten eigentlich sechs Themen in 15-minütigen Blöcken erörtert werden sollen. Zunächst sollten Trump und Biden jeweils zwei Minuten ungestört ihre Position darlegen, danach war eine freie Diskussion vorgesehen. Doch schon bei den Eröffnungsstatements gab es Unterbrechungen und die Kandidaten redeten gelegentlich gleichzeitig. Ausserdem wichen sie oft vom gerade vorgegebenen Thema wie Coronakrise oder Wirtschaftslage ab.

Die zweite der drei Debatten zwischen Trump und Biden ist für den 15. Oktober Ortszeit (3.00 Uhr am Mittwoch MESZ) angesetzt. Sie ist ohnehin in einem anderen Format als die erste vorgesehen — als Fragestunde für Wähler. Die dritte Debatte ist nach jetzigem Stand wieder als 90-minütiges Rededuell mit einem Moderator geplant. Am 7. Oktober treffen zudem Vizepräsident Mike Pence und Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris aufeinander.



US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat den Auftritt von Amtsinhaber Donald Trump beim TV-Duell der beiden Kontrahenten als «Peinlichkeit für das Land» bezeichnet. Trump habe 90 Minuten lang alles versucht um abzulenken, sagte Biden am Mittwoch in Alliance im US-Bundesstaat Ohio vor Journalisten. Der Republikaner war Biden bei der Debatte am Dienstagabend (Ortszeit) ständig ins Wort gefallen und hatte ihn auch persönlich angegriffen. «Trump hat keinen Plan, keine Ideen», sagte Biden. Auf die Frage, was er unentschiedenen Wählern sage, die die Debatte gesehen hätten und genug von der Politik hätten, sagte der Demokrat: «Ich kann es verstehen.»

Bei den Wählern kam das Spektakel schlecht an: 69 Prozent sagten in einer Blitzumfrage des Senders CBS, das Streitgespräch habe sie vor allem verärgert.

Biden warf dem Republikaner Trump vor, Zweifel an der Legitimität der Wahl zu säen, und verurteilte, dass er ein schlimmes Signal an eine rechte Gruppe namens Proud Boys gesendet habe. Trump hatte sich bei der Debatte geweigert, rechtsradikale Gruppen zu verurteilen, und gesagt: «Proud Boys — haltet euch zurück und haltet euch bereit.» In Hinblick auf die Gruppierung sagte Biden am Mittwoch: «Das ist nicht das, was wir als Amerikaner sind.»

Fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl kam es in den USA zur mit Spannung erwarteten ersten TV-Debatte zwischen Amtsinhaber Trump und seinem Herausforderer Biden.
Fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl kam es in den USA zur mit Spannung erwarteten ersten TV-Debatte zwischen Amtsinhaber Trump und seinem Herausforderer Biden.
Julio Cortez/AP/dpa

Der Name der Proud Boys war bei der Debatte zunächst von Biden eingeworfen worden, Trump griff ihn auf. In der Frage des Moderators war es allgemein darum gegangen, ob Trump bereit wäre, explizit Gruppen und Milizen aus dem «White Supremacy»-Spektrum zu verurteilen, zu deren Ansichten die Überlegenheit der Weissen gehört.

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