Iran Brennstoff: Iranische Firma näht US-Flaggen

AP

10.2.2020

Nahe der Geburtsstadt von Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini färben und nähen die Angestellten einer kleinen Firma US-Flaggen.
Nahe der Geburtsstadt von Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini färben und nähen die Angestellten einer kleinen Firma US-Flaggen.
Ebrahim Noroozi/AP/dpa

Brennende US-Flaggen sind bei den Revolutionsfeiern im Iran ein alljährliches Ritual. Den Stoff dafür liefert ein Unternehmen, das auch noch andere Hassobjekte für Regierungsanhänger im Angebot hat.

Die Vorbereitungen auf den 41. Jahrestag der iranischen Revolution laufen auf Hochtouren. Nahe der Geburtsstadt von Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini färben und nähen die Angestellten einer kleinen Firma US-Flaggen. Auf den weissen Stoff kommt erst einmal das Blau, aus dem sorgfältig 50 Sterne ausgespart werden. Dann folgen sieben rote Streifen. Anschliessend werden die Fahnen zum Trocknen aufgehängt. Chomeini-Nachfolger Ali Chamenei schaut lächelnd von einem Foto an der Wand zu.

Am Dienstag wird die Arbeit der 40 Angestellten ein Raub der Flammen. Das Unternehmen Diba Parcham Chomein ist einer der Hauptlieferanten von US-Flaggen für Kundgebungen der iranischen Regierung zum Jahrestag der Revolution am 11. Februar. Dort werden Anhänger des klerikalen Regierungssystems auf den Fahnen herumtrampeln, sie zerreissen und schliesslich anzünden - eine Erinnerung an die Revolution von 1979, in der Chomeini die USA als «grossen Satan» verfluchte.

In diesem Jahr könnten es noch ein paar Fahnen mehr sein, weil sich die Spannungen zwischen beiden Staaten noch verschärft haben, seit die USA den iranischen General Kassem Soleimani Anfang Januar mit einem Drohnenangriff getötet haben. Diba Parchem Chomein hat auch Flaggen mit Davidstern im Angebot. Weil der Iran Israel aber nicht als Staat anerkennt, schreibt das Unternehmen auf Farsi noch «Tod Israel» daneben.

Fabrikbesitzer Abolfasl Chandschani versichert trotz des guten Absatzes indessen, er hoffe auf andere Zeiten. «Ich hoffe, der Tag kommt, an dem die Flaggen, die wir produzieren, als Geschenke überreicht werden», sagt er der Nachrichtenagentur AP. Sein Unternehmen stellt pro Jahr rund 1,5 Millionen Flaggen her, die meisten mit islamischen Parolen für religiöse und staatliche Feiern im ganzen Land. Diba Parchem Chomein hat aber auch die iranische Nationalflagge und Fahnen des Nachbarlandes Irak im Angebot.

Produziert, um zerstört zu werden

Ausserdem stelle er pro Jahr 6000 amerikanische, britische und israelische Flaggen her, sagt Chandschani. «In den vergangen Jahren hat sich die Produktion von US-Flaggen verdreifacht.» Sie gingen an den Einzelhandel. Hardliner kaufen sie für gut 1,80 Euro das Stück und verteilen sie an Anhänger, die sie dann zerstören. «Was mit meinen Produkten passiert, ist Sache der Endverbraucher», sagt Chandschani.

Der 36-jährige Mittelständler hat 40 Angestellte, darunter 25 Frauen, die bis zu 365 Euro pro Monat verdienen. Sich selbst bezeichnet Chandschani als Anhänger von Reformgruppen, die den Iran vorsichtig verändern und öffnen wollen. Allerdings müsse er den Zorn der Hardliner eingestehen, besonders seit US-Präsident Donald Trump vor knapp zwei Jahren das Atomabkommen der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands mit dem Iran einseitig aufgekündigt hat.

Vebrennen von US-Flaggen als Überdruckventil

Das Verbrennen von US-Flaggen sei für seine Landsleute eine Art Überdruckventil, mit dem sie ihrer Wut über die US-Politik und deren Sanktionen freien Lauf lassen könnten. Das Material dafür herzustellen sei dagegen für niemanden gefährlich. «Schadet es irgendwem?», fragt Chandschani. «Meine Antwort ist Nein. Schlimmstenfalls ist es eine Beleidigung.» Andere bauten dagegen Waffen, Bomben und Drohnen, die gegen Iraner und ihren Soleimani eingesetzt worden seien. «Hat das unserem Land nicht geschadet?»

An der Wand in Chandschanis Fabrik hängt auch Soleimanis Bild. Der Gedanke an den Kommandeur der einflussreichen Al-Kuds-Brigaden sei für sie eine besondere Motivation gewesen, sagte Chandschanis Schwester Asam, die auch in der Fabrik arbeitet. «Bei jeder Flagge, die ich in diesem Jahr genäht habe, war ich begeistert davon, dass sie verbrannt werden wird», sagt sie. «Ich empfinde nur Hass, wenn ich sie nähe. Das gibt mir kein gutes Gefühl.»

Ihre Kollegin Parisa Mahmudi sagt, sie habe sich beim Arbeiten vor allem über Trump geärgert. «Ich habe kein Problem mit dem amerikanischen Volk, aber ich kann ihren Präsidenten nicht leiden», sagt sie.

Für Chandschani ist die Herstellung von Flaggen zum Verbrennen eine Frage des Geschäfts. Es gebe eine Nachfrage, sagt er und zeigt den AP-Journalisten eine Zeichnung seines achtjährigen Sohnes Aria. Sie zeigt die Flaggen des Irans und der USA neben die Präsidenten beider Länder. Daneben steht: «Der Präsident der Vereinigten Staaten hat die Hand des iranischen Präsidenten geschüttelt und sie sind Freunde geworden.»


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