Grossbritannien Britische Brexit Party lehnt Wahlpakt mit Konservativen ab

AP

14.11.2019

Brexit Party-Vorsitzender Nigel Farage will 300 Kandidaten aufstellen, um Premierminister Boris Johnson dazu zu bringen, sein Versprechen umzusetzen, die EU zu verlassen.
Brexit Party-Vorsitzender Nigel Farage will 300 Kandidaten aufstellen, um Premierminister Boris Johnson dazu zu bringen, sein Versprechen umzusetzen, die EU zu verlassen.
Bild: Danny Lawson/PA/dpa

Vier Wochen sind es noch bis zur Wahl in Grossbritannien. Die regierenden Tories sorgen sich, dass die Brexit Party ihnen Stimmen wegnehmen könnte. Die zeigt sich selbstbewusst und will mit 300 eigenen Kandidaten ins Rennen gehen.

Die britische Brexit Party will bei der Parlamentswahl am 12. Dezember keine weiteren Wahlkreise kampflos den regierenden Konservativen überlassen. Der Parteivorsitzende Nigel Farage teilte am Donnerstag mit, dass die Partei 300 Kandidaten aufstellen werde, um Premierminister Boris Johnson dazu zu bringen, sein Versprechen umzusetzen, die EU zu verlassen.

Die Brexit Party hatte diese Woche bereits eingewilligt, in 317 Wahlkreisen nicht anzutreten, die bisher in konservativer Hand sind. Johnsons Partei wollte aber nach einem Bericht der Zeitung «The Daily Telegraph», dass sich Farages Partei auch in Labour-Wahlkreisen zurückhält, wo die Tories auf einen Sieg hoffen. De facto wäre die Brexit Party dann nur im Rennen um 40 von Labour gehaltene Sitze angetreten. Im Gegenzug hätten die Tories dort nur nominell eigene Kandidaten aufgestellt. Farage lehnte das aber ab, kurz bevor am Donnerstag die Frist für die Registrierung der Kandidaten für die Wahl endete.

Sowohl Johnsons Konservative als auch die Brexit Party wollen den Austritt aus der Europäischen Union schnellstmöglich über die Bühne bringen, Farages Partei am liebsten ohne Abkommen mit der EU. Die Konservativen fürchten, dass ein gleichzeitiges Antreten der Brexit Party in umkämpften Wahlkreisen dazu führt, dass die Stimmen der Brexit-Befürworter sich auf beide verteilen. Davon könnten dann Labour oder andere Parteien wie die Liberaldemokraten profitieren. Nach Ansicht von Experten müssen Johnsons Tories Labour-Sitze im Norden und Osten Englands erobern, um eine Mehrheit im Unterhaus erreichen zu können. Zur Wahl stehen alle 650 Sitze. 298 halten aktuell die Tories, 243 Labour.

Farage sagte der BBC, seine Partei habe Johnson dazu bewogen, zu versprechen, «die Richtung zu wechseln. Was wir jetzt tun müssen, ist, ihn zur Verantwortung zu ziehen, um dafür zu sorgen, dass wir einen anständigen Brexit bekommen und das ist mein Job.» Seiner Ansicht nach sei seine Partei in einigen Labour-Wahlkreisen klar erster Herausforderer. Dort wolle man auch antreten. Er warf den Tories vor, verhindern zu wollen, dass die Brexit Party Sitze im Parlament erobert.

Die Liberaldemokraten, die Grünen und die walisische Partei Plaid Cymru haben bereits einen eigenen Wahlpakt geschlossen, um ihre Chancen bei der Wahl zu erhöhen. Sie stellen sich hinter jene Anti-Brexit-Kandidaten aus ihren Reihen, die im jeweiligen Wahlkreis die grössten Chancen haben. Die Labour-Partei hat sich dieser sogenannten «Remain»-Koalition für einen Verbleib bei der EU nicht angeschlossen. Sie will bei einem Wahlsieg ein neues Brexit-Abkommen mit der EU aushandeln und dann in einem weiteren Referendum darüber abstimmen lassen.


Bilder des Tages

Zurück zur Startseite