«Lebendes Todesurteil» Britische Long-Covid-Patientin will in die Schweiz zum Sterben

gbi

29.11.2023

Ein Foto, das Kelly Louise Smith-May vor ihrer schweren Erkrankung zeigt.
Ein Foto, das Kelly Louise Smith-May vor ihrer schweren Erkrankung zeigt.
GoFundMe

Ihr Leben empfindet Kelly Louise Smith-May als Hölle. Wegen einer Long-Covid-Erkrankung ist die 39-jährige Britin ans Bett gefesselt – jetzt sammelt sie Geld, um in der Schweiz zu sterben.

gbi

29.11.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine vierfache Mutter aus Grossbritannien leidet seit einer Covid-Infektion vor zwei Jahren an schwersten Langzeitfolgen. 
  • Die 39-jährige Kelly Louise Smith-May ist ans Bett gefesselt, kann weder sitzen, lesen, noch Gespräche führen oder schlafen.  
  • Im Internet sammelt ihr Umfeld nun Geld, um die Long-Covid-Patientin zu einer Sterbehilfeorganisation in der Schweiz zu bringen.

Kelly Louise Smith-May durchlebt seit zwei Jahren einen Alptraum. Die vierfache Mutter aus dem englischen Dorf Chipping Sodbury leidet an den schweren Folgen einer Covid-Infektion. Ihren Zustand beschreibt sie, «als würde ich jede Minute des Tages vergiftet» und als «lebendes Todesurteil».

Sie könne sich nicht mehr um die vier Kinder kümmern. Nicht mehr sitzen, fernsehen, lesen oder auch nur Gespräche führen, schreibt ein enger Freund auf einem Spendenaufruf im Internet, aus dem die «Daily Mail» zitiert. Nicht einmal Schlaf finde die 39-Jährige mehr und sei vollständig von ihrem Mann Stuart abhängig, der sie im Bett auch wenden müsse.

Spendenaufruf für Reise nach Basel

Die 39-Jährige will sterben – und zwar in der Schweiz. Im Internet sammelt ihr Umfeld daher 10'000 Pfund, um ihr eine Reise zur Sterbehilfeorganisation Pegasos in Basel zu finanzieren. Mit einem Camper soll die bettlägerige Long-Covid-Patientin durch den Eurotunnel nach Frankreich und dann über die Schweizer Grenze gebracht werden. In Grossbritannien ist Sterbehilfe nicht erlaubt.

Den Entscheid zu sterben habe Smith-May nicht leichtfertig gefällt, berichtet ihr Freund im Spendenaufruf. Aber sie habe keine Hoffnung auf Besserung mehr: «Es gibt keine Heilung und alle möglichen Behandlungen haben bei ihr versagt.»

Grosse Belastung für manche Betroffene

Long Covid ist eine wenig erforschte Krankheit und kann sich ganz unterschiedlich äussern. Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO ist von Long Covid oder Post Covid dann die Rede, wenn Symptome nach einer Covid-Infektion mehr als drei Monate andauern und nicht anderweitig erklärbar sind.

Die häufigsten Symptome sind gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) starke Müdigkeit, Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Atembeschwerden, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.

Für Betroffene kann Long Covid überaus belastend sein. In der Schweiz machte der Fall von Daniela Caviglia dieses Jahr Schlagzeilen: Die Kommunikationsexpertin und ehemalige Chefredaktorin zweier Magazine schied wegen einer Long-Covid-Erkrankung mit der Sterbehilfeorganisation Exit aus dem Leben. Dem «Blick» hatte sie ausführlich über ihr Leiden berichtet, das sie als «Krankheit der tausend Tode» bezeichnete.


Hilfe und Informationen für Long-Covid-Betroffene

Suizid-Gedanken? Hier findest du Hilfe:

  • Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da.
  • Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefonnummer 143 oder www.143.ch
  • Beratungstelefon Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefonnummer 147 oder www.147.ch
  • Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
  • Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben:

    Refugium: Verein für Hinterbliebene nach Suizid

    Nebelmeer: Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils
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