In chinesischen Umerziehungslagern sollen Angehörige muslimischer Minderheiten angeblich wie Sklaven arbeiten.
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Hunderttausende Angehörige von Minderheiten werden in der chinesischen Region Xinjiang ihrer Freiheit beraubt. Viele von ihnen müssen laut Zeugen Zwangsarbeit leisten. Die dabei hergestellten Produkte werden offenbar auch in den USA verkauft.
Das Umerziehungslager in der Stadt Hotan ist nur eines von vielen. Die Gesamtzahl der inhaftierten Uiguren liegt Schätzungen zufolge bei bis zu einer Million. Die Regierung in Peking will die Betroffenen dazu bringen, ihre Sprache und ihren Glauben aufzugeben, sich einer politischen Indoktrinierung zu unterwerfen. Doch damit nicht genug: Recherchen haben gezeigt, dass die Insassen auch arbeiten müssen – zum Teil ohne Bezahlung.
Die Nachrichtenagentur AP hat in einem Fall die von einer lagerinternen Fabrik ausgehenden Lieferwege verfolgt. Ergebnis: Die Textilprodukte der Hetian Taida Apparel landeten auch beim US-Unternehmen Badger Sportswear. Die Kleidungsstücke der in Statesville in North Carolina ansässigen Firma werden im ganzen Land verkauft, unter anderem an Sportmannschaften und an Hochschulen.
«Beitrag zur Bekämpfung der Armut»
Ob ein konkretes T-Shirt tatsächlich aus Xinjiang stammt oder nicht, lässt sich in der Regel kaum ermitteln. Die Recherchen verdeutlichen vielmehr, wie schwer es heute angesichts von global ausgerichteten Lieferketten ist, Einfluss auf Produktionsbedingungen zu nehmen. Badger-Chef John Anton liess am Sonntag mitteilen, sein Unternehmen werde der Sache nachgehen und die entsprechenden Bezüge bis auf Weiteres stoppen.
Das chinesische Unternehmen Hetian Taida bestätigte auf Anfrage, dass es eine Fabrik innerhalb eines «Umerziehungslagers» betreibe. Auf diese Art werde den Menschen, die von der Regierung als «unproblematisch» eingestuft würden, dort eine Arbeitsmöglichkeit gegeben, sagte Firmen-Leiter Wu Hongbo der AP per Telefon. «Wir leisten einen Beitrag zur Bekämpfung der Armut.»
Aus der Luft gegriffen?
Ist diese Textilfabrik ein Arbeitslager? Die Regierung widerspricht.
Ng Han Guan/AP/dpa
Nach offizieller Darstellung der chinesischen Behörden erhalten Uiguren, Kasachen und andere überwiegend muslimische Minderheiten in den Lagern Möglichkeiten zur beruflichen Ausbildung. Dies wird als Teil des Plans beschrieben, die betroffenen Menschen in die «moderne, zivilisierte» Welt zu integrieren. Die Insassen hätten dafür eine Einverständniserklärung abgegeben, heisst es.
Die Regionalverwaltung in Xinjiang liess eine Bitte um Stellungnahme unbeantwortet. Das Aussenministerium in Peking erklärte am Montag, es gebe in den internationalen Medien «viele unwahre Berichte» über die Ausbildungszentren. «Diese Berichte beruhen komplett auf Gerüchten oder sind aus der Luft gegriffen», sagte Ministeriumssprecherin Hua Chunying in einem täglichen Pressebriefing, ohne direkt auf die Recherchen der AP einzugehen.
Zeugen widersprechen der Regierung
Adilgazy Yergazy hat seine jüngeren Brüder seit einem Jahr nicht gesehen. Sie wurden in eines der Lager gebracht.
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Rund ein Dutzend Menschen bestätigten der AP allerdings, dass Zwangsarbeit in den Lagern in Xinjiang an der Tagesordnung sei. Einige waren selbst inhaftiert, andere haben Angehörige oder Freunde, die betroffen sind. Die inzwischen im Exil lebenden Uiguren und Kasachen berichten, dass es bei der Bezahlung je nach Fabrik Unterschiede gebe – in einigen werde zumindest der ortsüblich Mindestlohn gezahlt, in anderen dagegen gar nichts.
Einer der Zeugen erklärten gegen Zusicherung von Anonymität, dass allein in seinem Bezirk mehr als 10'000 Menschen – und damit etwa zehn bis zwanzig Prozent der Inhaftierten – in Fabriken arbeiten würden. Einige bekämen dafür nur ein Zehntel von dem, was sie vor ihrer Festnahme verdient hätten. Anderen Zeugen zufolge werden mitunter hochqualifizierte Akademiker in der Ausübung einfachster Tätigkeiten «geschult».
Wie Sklaven behandelt
Rushan Abbas' Schwester Glushan ist Ärztin – und muss nun wohl in einem der «Ausbildungszentren» schufften.
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Ein ins Ausland geflüchteter ehemaliger Reporter des Senders Xinjiang TV sagt der AP, dass während seiner einmonatigen Haft im vergangenen Jahr jüngere Insassen jeden Morgen in eine Zementfabrik sowie in Schreinerbetriebe in der Umgebung gebracht worden seien. «Das Lager hat ihnen überhaupt kein Geld gegeben, nicht einen einzigen Cent», sagt er. Selbst für Kleinigkeiten wie Seife oder Bettzeug hätten sie ihre Familien anrufen und um Unterstützung bitten müssen.
Die in Washington lebende Uigurin Rushan Abbas sagt, ihre Schwester, die Ärztin Dr. Gulshan Abbas, sei in Xinjiang festgenommen und in eines der sogenannten Ausbildungszentren gebracht worden. «Amerikanische Unternehmen, die aus solchen Regionen importieren, sollten sich darüber im Klaren sein, dass diese Produkte von Menschen stammen, die wie Sklaven behandelt werden.»
Der Ehemann der Kasachin Mainur Medetbek wurde im Februar während eines Besuchs in China festgenommen und in ein Lager gesteckt. Dort arbeitet er nach Angaben der Frau nun in einer Textil-Fabrik. Nur selten und nur unter Aufsicht dürfe sie ihn sehen, beklagt sie. «Sie behaupten, sie hätten einen Job für ihn gefunden. Aber aus meiner Sicht ist das ein Konzentrationslager.»
Die Inhaftieren sollen in den Fabriken nur ein Zehntel von dem erhalten, was sie vor ihrer Verhaftung an Lohn bekamen.
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Reaktionen aus den USA
In den USA regt sich derweil auch auf politischer Ebene Kritik an den Zuständen in Xinjiang. Der republikanische Abgeordnete Chris Smith, Mitglied des Ausschusses für internationale Beziehungen im Repräsentantenhaus, forderte das Weisse Haus am Montag auf, alle Importe von chinesischen Unternehmen mit Verbindungen zu Internierungslagern zu verbieten.
«Es ist nicht nur so, dass die chinesische Regierung mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime einsperrt und sie zwingt, sich von ihrer Religion loszusagen und der Kommunistischen Partei Treue zu schwören», sagte Smith. «Jetzt beutet sie auch noch ihre Arbeitskraft aus.»
Vielleicht gehen die Proteste gegen die Inhaftierung des russischen Kremlkritikers Alexej Nawalny als «Klobürsten-Revolution» in die Geschichte ein. Das Accessoire gehörte für viele Menschen zur Demo-Ausstattung. Der Grund: Wladimir Putins Luxuspalast am Schwarzen Meer soll mit italienischen Exemplaren im Wert von 750 Franken ausgestattet sein. (24. Januar 2021)
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Auch ohne Zuschauer findet derzeit die Fashion Week in Berlin statt: Dieses Model präsentiert die Kollektion eines Sportartikelherstellers mit gebotener Gelenkigkeit. (24. Januar 2021)
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Sieht man ganz selten: Ein Albino-Eichhörnchen entdeckt im britischen Sussex. (24. Januar 2021)
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Steinböcke unterwegs in Mitzpe Ramon im Süden Israels. Obwohl das Land mit dem Impfen sehr schnell vorankommt, befindet sich Israel wegen hoher Infektionszahlen im Lockdown — was diese beiden Steinböcke zu Abenteuern ermuntert. (22.01.2021)
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Ein Sturm mit Windböen von bis zu 130 km/h hat den Sturz von Bäumen, Ästen und Stromleitungen auf der Insel Mallorca verursacht (22.01.2021)
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Die Besatzung eines Fischerboots im Hafen von Tromso in Norwegen entfernt eine dicke Eisschicht. (23.01.2021)
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Nichts für schwache Nerven ist der Aufstieg auf den höchsten Schornstein Europas im slowenischen Trbovlje. Jan Žnidaršic und Matevž Pogaca, die zusammen das artistische Abenteurerteam «Dunking Devils Squad» bilden, kletterten die Leitern bis auf 360 Meter Höhe trotzdem hoch. Nach getaner Arbeit mussten sie zugeben dass es dort oben «beängstigend hoch» war. Glaubt man sofort. (21.1.2021)
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Tierisch treu: Erst eilte die Hundedame Boncuk dem Krankenwagen nach, der ihr Herrchen Cemal Sentürk vergangene Woche in eine Klinik in der türkischen Stadt Trabzon brachte. Danach kam sie fünf Tage lang pünktlich zwischen neun Uhr und Anbruch der Dunkelheit zum Spital und wartete dort vor dem Eingang Tür. Am Mittwoch konnte Boncuk endlich wieder mit ihrem entlassenen Herrchen nach Hause. (21.1.2021)
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Sportler unerwünscht: Hier sind Sportler derzeit nicht erwünscht: Die Fitnessgeräte in diesem Park in Südkorea sind im Zuge von Corona-Maßnahmen mit Absperrband umwickelt (22.1.2021)
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Zeichen der Zeit: Ein Mann geht im britischen Kingston Upon Thames an einer Skulptur roter Telefonzellen mit der Aufschrift «Out of Order» (funktioniert nicht) vorüber. (22.1.2021)
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Frisch: In der US-Stadt Walla Walla sitzt eine kleine Schwanenfamilie auf einer verschneiten Wiese und geniesst einen knackigen Salat. (22.1.2021)
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Antike Fundgrube: Bei einem Tauchgang bringen griechische Archäologen vor der kleinen Insel Kasos Amphoren und andere Keramik-Gegenstände aus dem Wrack eines untergegangenen Frachters aus der römischen Zeit an Land. Rund um die griechische Insel Kasos befinden sich weitere Wracks, die in den nächsten Jahren untersucht werden sollen. (20.1.2021)
Widerstandsfähig: Bereits die Grippepandemie von 1918 hat die 106-jährige Zelia de Carvalho Morley überlebt. Nun ist sie im Altersheim im brasilianischen Rio de Janeiro auch gegen das Coronavirus geimpft worden. (20.1.2021)
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Ausgebremste Polizei: Im deutschen Werne haben Einbrecher in einem Juweliergeschäft zuvor die Reifen an den Polizeifahrzeugen zerstochen und die Beamten so ausgebremst. Erst auf der Fahrt zum Tatort bemerkten die Polzisten ihre zerstörten Reifen. Die Täter flüchteten auf einem Roller, hinterliessen jedoch aufgrund einer Verletzung eine Blutspur an der eingeschlagenen Scheibe. (21.1.2021)
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Allein auf weiter Flur: Eine Frau mit Mund-Nasen-Bedeckung steht allein auf einer Rolltreppe im südkoreanischen Seoul. (21.1.2021)
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Kindheit im Müll: Umgerechnet rund 1,80 Franken verdient der zehnjährige Shekh Zahid am Tag, indem er Wiederverwertbares auf einer Mülldeponie in Delhi sammelt und verkauft. Kinderarbeit hat jahrelang abgenommen. Nun befürchten die Vereinten Nationen allerdings, dass sich dies wegen Corona ändern könnte. (21.1.2021)
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«Monsterwelle»: Am Jinfoshan-Bergmassiv nahe der chinesichen Stadt Chongqing bestaunen Menschen ein beeindruckendes Naturphänomen. Nur bei sehr stabilen Luftbedingungen und Niederschlägen in einem Berggebiet, sinken Wolken die Hänge hinab und erwecken den Eindruck einer gigantischen Welle oder eines Wasserfalls. (18.1.2021)
Bild: Dukas
Letzte Geste: Noch einmal die Faust gereckt - dann hat Donald Trump ein letztes Mal als US-Präsident das Gelände des Weissen Hauses verlassen. (20.1.2021)
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Langes Elend: In Thayngen SH ist ein mit rund 23 Tonnen Hühnerfutter beladener Lkw von der Fahrbahn abgekommen und einen kleinen Abhang hinuntergerutscht. Verletzt wurde dabei niemand, die aufwändigen Bergungsarbeiten dauerten aber zwei Stunden. Weil etwa 200 Liter Diesel austraten, musste zudem eine Menge Erdreich abgetragen werden. (19.1.2021)
Bild: Kapo SH
In schwindelerregender Höhe: Wartungsarbeiter auf einer rund 250 Meter hohen Brücke über einem Fluss im Südwesten Chinas. (20.1.2021)
Bild: Liu Xu/XinHua/dpa
Vorbereitet: Zur Amtseinführung von Joe Biden als US-Präsident wurden die Sicherheitsvorkehrungen erheblich verschärft. 25‘000 Soldaten der Nationalgarde unterstützen die Polizei in Washington. (20.1.2021)
Bild: Matt Slocum/AP/dpa
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Bild: dpa
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Rettung in höchster Not. Nach rund zwei Wochen wurden die ersten Bergarbeiter geborgen, die nach einem Grubenunglück im Osten Chinas verschüttet worden waren. Sie wurden in einem separaten Abschnitt der Mine entdeckt.
24.01.2021
Nawalnys Frau bei Protesten in Moskau festgenommen
Die Ehefrau von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist bei Protesten für die Freilassung ihres Mannes in Moskau selbst festgenommen worden. Polizisten führten sie während der verbotenen Massenproteste in Moskau ab.
23.01.2021
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Bereits im Vorfeld war es im Zentrum der russischen Hauptstadt zu zahlreichen Festnahmen gekommen.
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