Aufschwung trotz Corona China boomt sich aus der Krise

uri

20.10.2020

Mitten in der weltweiten Coronapandemie feiern Chinesen vor der Kulisse von Shanghai den 1. Mai. 
Mitten in der weltweiten Coronapandemie feiern Chinesen vor der Kulisse von Shanghai den 1. Mai. 
Bild: Getty Images

In China nimmt die Coronapandemie ihren Anfang – das lange Wachstum im Land bricht jäh ein. Während andere Länder jedoch noch mitten in der Krise stecken, zieht die Wirtschaft hier bereits wieder kräftig an. 

Das jahrzehntelange Wachstum der chinesischen Wirtschaft hatte durch die Coronakrise zunächst ein jähes Ende gefunden. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) brach im ersten Quartal des Jahres um 6,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum ein. Inzwischen legte die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt im Vorjahresvergleich aber bereits wieder um 4,9 Prozent zu, wie das Pekinger Statistikamt am Montag mitteilte.

China konnte seine Wirtschaftsleistung dabei offenbar nicht nur stark zum Vorquartal steigern, sondern – trotz Corona – sogar um 0,7 Prozent zum Vorjahr. Ökonomen gehen davon aus, dass das Land die einzige grosse Volkswirtschaft sein wird, die das Jahr mit einem positiven Wachstum abschliessen kann.

«Die Zahlen sehen solide aus»

Der Aufschwung in China zeigt auch bereits positive Folgen für die gebeutelte Schweizer Wirtschaft: So stiegen die Exporte im dritten Quartal nach Asien um 16,9 Prozent am stärksten, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtet. Und gerade bei den Ausfuhren nach China sei dabei sogar ein Rekordwert erreicht worden.

Allerdings sind stets Zweifel bei guten Zahlen aus China angebracht, wie der «Spiegel» meint, denn «für unglaubliche Wirtschaftsdaten war Chinas nationale Statistikbehörde immer gut». Dabei sei es egal gewesen, um welche Krise es sich auch gehandelt habe. Stets hätten die veröffentlichten Zahlen perfekt zu den Planvorgaben der KP-Führung gepasst.

Dennoch halten Experten die positiven Daten dieses Mal für echt. «Die Zahlen sehen solide aus», sagte Max J. Zenglein, Chefökonom des Mercator Institutes for China Studies (MERICS) in Berlin, dem «Spiegel». Er sei «ziemlich optimistisch, dass China herauskommt aus der Krise». Die Regierung habe «unter anderem mit Steuersenkungen, Notkrediten und Einkaufsgutscheinen versucht, mittelständische Unternehmen und Privathaushalte zu unterstützen». Und das habe offenbar funktioniert.

Staus in den Metropolen

Gemäss der offiziellen Statistik ist die chinesische Industrieproduktion nicht zuletzt dank der staatlichen Stützungsprogramme bereits seit Monaten wieder angestiegen und auch der private Konsum ist nun angekurbelt. Zum ersten Mal seit Beginn der Coronakrise im Land sind die Einzelhandelsumsätze gewachsen: Die Chinesen haben im September 3,3 Prozent mehr eingekauft als vor Jahresfrist.

Zu den offiziellen Zahlen passen laut «Spiegel» auch andere Daten, die nicht in den Communiqués der Statistikbehörde stehen würden. So steige auch «der nationale Stromverbrauch deutlich, ebenso die Zahl der verkauften Autos oder Inlandsflugtickets für die ‹Goldene Woche› Anfang Oktober, in der dieses Jahr mehr als 600 Millionen Chinesen durch ihr Land reisten». Zudem seien laut Beobachtern viele Shoppingmalls bereits wieder so gut besucht wie zu Zeiten vor der Pandemie und in den chinesischen Metropolen staue sich der Verkehr bereits wieder wie in alten Zeiten.

Dass China schon wieder so gut dasteht, dürfte indes nicht nur an gelungenen Unterstützungsmassnahmen liegen und der Tatsache, dass die Pandemie hier früher begann – und entsprechend auch früher abebbte. Die Kommunistische Partei dämmte die Pandemie frühzeitig mit strikten und autoritären Massnahmen ein. So wurden hier ganze Millionenregionen früh und lange in den Lockdown versetzt. Die Chinesen mussten ihren Gesundheitszustand durch sogenannte «Health Code Apps» dokumentieren und ausweisen. 

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