Klimakrise Superreiche verdrecken Welt mehr als ärmste 5 Milliarden

DPA, gbi

20.11.2023 - 11:17

Superreiche unter sich: Der mexikanische Unternehmer Carlos Slim (l.) trifft Microsoft-Mitbegründer Bill Gates bei einer Konferenz im Jahr 2013. 
Superreiche unter sich: Der mexikanische Unternehmer Carlos Slim (l.) trifft Microsoft-Mitbegründer Bill Gates bei einer Konferenz im Jahr 2013. 
Bild: Keystone

Die Kluft zwischen Arm und Reich zeigt sich auch in der Klimakrise: Das reichste Prozent der Bevölkerung stösst gleich viel Treibhausgase aus wie die ärmsten 66 Prozent. Das legt ein neuer Bericht offen.

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  • Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursachte 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die fünf Milliarden Menschen, die die ärmeren zwei Drittel ausmachen.
  • Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Datenanalyse der Entwicklungsorganisation Oxfam.
  • Eine Grunderkenntnis des Berichts: Mit dem Einkommen und Vermögen steigt auch der Ausstoss an klimaschädlichen Treibhausgasen. 

Yachten, Reisen im Privatjet, reihenweise Immobilien: Der extreme Konsum der Reichen und Superreichen beschleunigt die globale Erwärmung in eklatanter Weise. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursachte 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die ärmsten 66 Prozent der Bevölkerung.

Das bedeutet: 77 Millionen reiche Menschen pumpen gleich viel CO2 in die Atmosphäre wie fünf Milliarden ärmere Menschen. Das zeigt eine am Montag vorgestellte Datenanalysen der Entwicklungsorganisation Oxfam.

Der britische «Guardian» bricht die Verhältnisse noch weiter herunter: Zwölf der reichsten Männer der Welt verursachen mehr Emissionen als zwei Millionen Haushalte. Zu diesem Klub der Superreichen zählen Amazon-Chef Jeff Bezos, der Tesla- und X-Besitzer Elon Musk, der russische Oligarch Roman Abramovich und der mexikanische Unternehmer Carlos Slim. 

Wer mehr verdient, schadet auch der Umwelt mehr

Doch man braucht gar nicht allein auf diese Superreichen zu schauen. Der Bericht «Climate Equality: A Planet for the 99 Percent» präsentiert die wissenschaftliche Erkenntnis, dass mit dem Einkommen und Vermögen der Menschen auch der Treibhausgasausstoss steigt. Ursache dafür sind unter anderem häufigere Flugreisen, grössere Häuser sowie insgesamt mehr klimaschädlicher Konsum – im Extremfall in Form von Luxusvillen, Megajachten und Privatjets.

Oxfam-Referent Manuel Schmitt sagte zu den Ergebnissen: «Durch ihren extremen Konsum befeuern die Reichen und Superreichen die Klimakrise, die mit Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen bedroht, insbesondere in den einkommensschwachen Ländern des Globalen Südens.»

Als Basis des Berichts dienen Zahlen des Stockholm Environment Institute, das sich wiederum auf Daten des Global Carbon Atlas, der World Inequality Database, den Penn World Tables zum Einkommen (PWT) sowie Zahlen der Weltbank stützt. Im Folgenden einige zentrale Erkenntnisse daraus:

Zentrale Erkenntnisse des Berichts

• Das Konsumverhalten des reichsten Prozents (77 Millionen Menschen) verursachte im Jahr 2019 rund 16 Prozent der weltweiten Schadstoffemissionen – mehr als doppelt so viel wie das Konsumverhalten der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung, und mehr als die Emissionen des gesamten Strassenverkehrs in der Welt.

• Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung waren 2019 für rund die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. 

• Ohne rasche Reduktion stosse die Menschheit innert fünf Jahren so viel CO2 aus, dass gefährliche Kipppunkte für die Klimaerwärmung erreicht würden. 

Mehr 280’000 US-Dollar Einkommen pro Jahr

Zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung gehörten im Jahr 2019 Personen mit einem Jahreseinkommen von über 140’000 US-Dollar. Zum Vergleich: In der Schweiz lag der Medianlohn der Arbeitnehmenden 2019 bei 68’800 Franken. Das heisst: Die Hälfte verdiente mehr, die andere weniger als dieser Betrag.

Oxfam erklärte, nötig seien nun neue Steuern auf klimaschädliche Konzerne und die Vermögen und Einkommen der Superreichen. Dies würde den finanziellen Spielraum für den Übergang zu den erneuerbaren Energien erheblich vergrössern.

Letztlich brauche es aber auch «eine Überwindung des gegenwärtigen Wirtschaftssystems und der Fixierung auf Gewinnstreben, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und konsumorientierter Lifestyles».

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