Die USA und die Taliban in Afghanistan haben eigentlich gerade erst einen Friedensvertrag unterschrieben. Trotzdem flog die Air Force nun Luftangriffe gegen die selbsternannten Gotteskrieger.
Die US-Luftwaffe in Afghanistan ist kurz nach Unterzeichnung eines Abkommens mit den militant-islamistischen Taliban einen Luftangriff gegen Kämpfer der Bewegung geflogen.
Ein Sprecher der amerikanischen Streitkräfte, Sonny Leggett, twitterte am Dienstag, dass der Angriff sich gegen Taliban gerichtet habe, die im Bezirk Nahr-e Saradsch in der südafghanischen Provinz Helmand einen afghanischen Militärposten angegriffen hatten. Es sei eine defensive Massnahme gewesen, um den Angriff zu beenden. «Dies war unser erster Schlag gegen die Taliban in elf Tagen», schrieb er.
Am vergangenen Samstag hatten die USA nach langen Verhandlungen mit den Taliban ein Abkommen über Wege zum Frieden in Afghanistan geschlossen. Es soll einen stufenweisen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan einleiten und zu innerafghanischen Friedensgesprächen führen. Vorangegangen war eine einwöchige Phase verringerter Gewalt.
Mindestens 20 tote Sicherheitsleute
Die USA hatten nach Unterzeichnung des Deals betont, dass sie erwarteten, dass das Gewaltniveau weiter niedrig bleibe. Hochrangige Taliban hatten gesagt, die Anschläge gegen US-Kräfte würden eingestellt, die Angriffe gegen afghanische Ziele würden bis zu einer innerafghanischen Einigung jedoch fortgeführt.
Am Mittwoch waren allein bei zwei Anschlägen in Nordafghanistan lokalen Politikern zufolge mindestens 20 Sicherheitskräfte getötet worden. Ein Talibansprecher, Kari Jusuf Ahmadi, meldete Angriffe in Helmand, Urusgan und Kandahar.
«Um es klar zu machen - wir fühlen uns dem Frieden verpflichtet, aber wir haben die Verantwortung, unsere #ANDSF-Partner zu verteidigen», twitterte US-Militärsprecher Leggett. Die Taliban seien offenbar entschlossen, die Gelegenheit (zum Frieden) zu verschwenden.
Verpflichtungen einhalten
Die Führungsebene der Taliban habe versprochen, dass sie die Gewalt reduzieren werde. «Wir rufen die Taliban dazu auf, überflüssige Angriffe zu stoppen und ihre Verpflichtungen einzuhalten.»
Der Sprecher des politischen Büros der Taliban in Doha, Suhail Schahin, twitterte später, dass die Taliban nach und nach alle Teile des Abkommens umsetzten, um die Intensität des Krieges zu reduzieren. «Die andere Seite» solle aber ebenfalls Hürden aus dem Weg räumen.
Das könnte sich auf einen umstrittenen Teil des Abkommens beziehen, der die Entlassung von 5'000 Taliban-Häftlingen der afghanischen Regierung als Vorbedingung für innerafghanische Friedensgespräche betrifft. Präsident Aschraf Ghani hatte das abgelehnt.
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