Stabschef John Kelly muss gehen Der Nächste bitte – Trump wechselt seinen wichtigsten Mann aus

DPA/tafi

9.12.2018

Nach nicht einmal zwei Jahren im Amt wechselt US-Präsident bereits zum zweiten Mal seinen Stabschef aus. General John Kelly verlässt das Weisse Haus. Von seinem potentiellen Nachfolger Nick Ayers (36) sind nicht alle begeistert.

US-Präsident Donald Trump wechselt zum zweiten Mal seinen Stabschef im Weissen Haus aus. John Kelly werde zum Jahreswechsel hin gehen, sagte Trump am Samstag in Washington. Ein Nachfolger soll spätestens am Montag bekannt gegeben werden.

Kelly ist in der weniger als zwei Jahre dauernden Amtszeit von Donald Trump bereits der zweite Stabschef, der seinen Hut nehmen muss. «Ich weiss nicht, ob ich es Rücktritt nennen kann», sagte Trump. «Aber er ist ein grossartiger Kerl.»



Der General und kurzzeitige Heimatschutzminister war auf den glücklosen Reince Priebus mit dem Ziel gefolgt, Ordnung in die Abläufe des Weissen Hauses zu bringen. Die Funktion des Stabschefs besetzen Präsidenten normalerweise mit engen Vertrauten, sozusagen als ihre rechte Hand.

John Kelly (rechts) ist bereits der zweite Stabschef, den US-Präsident aus dem Weissen Haus komplimentiert. Sein potentieller Nachfolger wird wahrscheinlich keinen Beliebtheitspreis gewinnen.
John Kelly (rechts) ist bereits der zweite Stabschef, den US-Präsident aus dem Weissen Haus komplimentiert. Sein potentieller Nachfolger wird wahrscheinlich keinen Beliebtheitspreis gewinnen.
Keystone / Archivbild

Personalwechsel mit Ansage

Zuletzt hatte sich der 68-Jährige jedoch mehr und mehr mit Trump überworfen. Auch mit dessen Tochter Ivanka und deren Ehemann Jared Kushner – beide in mächtigen Beraterfunktionen im Weissen Haus – soll es zu Differenzen gekommen sein.

Ferner haben sich die Vorzeichen geändert: Trump sucht sein Personal mehr und mehr mit Blick auf die Wahlkampftauglichkeit 2020 aus. Ausserdem geht es um das politische Jonglieren in der Russland-Affäre in neuer Konstellation: Das Repräsentantenhaus ist inzwischen von den Demokraten, Trumps politischem Gegner dominiert.

Nick Ayers könnte mit gerade einmal 36 Jahren einer der jüngsten Stabschefs aller Zeiten im Weissen Haus werden. 
Nick Ayers könnte mit gerade einmal 36 Jahren einer der jüngsten Stabschefs aller Zeiten im Weissen Haus werden. 
Getty

Über Kellys bevorstehenden Abgang war in Washington seit Monaten spekuliert worden. Als Nachfolger ist Nick Ayers im Gespräch, der bisherige Stabschef von Vizepräsident Mike Pence. Ayers stammt aus Georgia, sein näselnder Südstaaten-Tonfall ist unverkennbar. Der Vater von Drillingen hat neben Pence auch schon für zahlreiche andere hohe Republikaner im ganzen Land gearbeitet. Von Trump heisst es, er habe an Ayers Gefallen gefunden, weil dieser die weitgehend unabhängigen politischen Aktionen von Pence effektiv organisiert habe.

Welches Spiel spielt «Tricky Nicky»?

In den vergangenen 18 Monaten war er Stabschef des Vizepräsidenten, erwarb sich der 36-Jährige in dieser Zeit auch die Unterstützung von Ivanka Trump und Jared Kushner, der Tochter und des Schwiegersohns und Beraters des Präsidenten. Doch es gibt auch Bedenken gegen Ayers - vor allem in Kreisen, die ihm künftig unterstellt sein könnten.

Einige Vertraute hätten dem Präsidenten erklärt, dass Ayers die falsche Person für den Posten sei, hiess es aus Regierungskreisen. Die Art, wie Ayers die Geschäfte von Pence führt, stösst nicht überall im Weissen Haus auf Zustimmung. Einige machen ihn dafür verantwortlich, über die Medien Kritik an der Regierung und ihren Strategien gestreut zu haben. Andere werfen ihm vor, politische Vorstösse des Präsidenten zu unterlaufen. Als Spitzname für Ayers kursiert deswegen «Tricky Nicky».



Die Demission Kellys nach knapp eineinhalb Jahren ist die zweite grosse Personalie im Umfeld Trumps seit den Kongresswahlen am 6. November. Zuvor hatte er sich bereits von seinem Justizminister Jeff Sessions getrennt. Davor hatte es Dutzende Personalwechsel gegeben – zu den aufsehenerregendsten hatte die angeblich per Twitter erfolgte Entlassung von Aussenminister Rex Tillerson gehört.

Trumps Personalkarussell
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