Deutschland Deutsche Linkspartei-Chefin Hennig-Wellsow tritt zurück

SDA

20.4.2022 - 14:27

ARCHIV - Susanne Hennig-Wellsow während einer Pressekonferenz. Foto: Fabian Sommer/dpa
ARCHIV - Susanne Hennig-Wellsow während einer Pressekonferenz. Foto: Fabian Sommer/dpa
Keystone

Die Co-Chefin der deutschen Linkspartei, Susanne Hennig-Wellsow, tritt zurück. «Ich stelle heute mein Amt als Parteivorsitzende der Linken mit sofortiger Wirkung zur Verfügung», schrieb die 44-Jährige am Mittwoch auf ihrer Webseite.

Sie begründete das unter anderem mit ihrer privaten Situation. Diese erlaube es nicht, «mit der Kraft und der Zeit für meine Partei da zu sein, wie es in der gegenwärtigen Lage nötig ist». Sie habe einen achtjährigen Sohn, der sie brauche. «Aber auch die Linke braucht in dieser Situation eine Vorsitzende, die mit allem, was sie hat, für die Partei da ist.»

Als weitere Gründe für den Rücktritt nannte Hennig-Wellsow eine nötige Erneuerung der Partei, «und diese Erneuerung braucht neue Gesichter, um glaubwürdig zu sein».

Sie erwähnt zudem den Umgang mit Sexismus in den eigenen Reihen. Dieser habe eklatante Defizite der Partei offen gelegt. Am vergangenen Freitag waren über einen Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» mutmassliche Fälle sexualisierter Gewalt in der Linkspartei im Bundesland Hessen öffentlich geworden.

In ihrer Erklärung führte Hennig-Wellsow auch das enttäuschende Ergebnis bei der Bundestagswahl im September an. Damals war die Linke gerade so wieder in den Bundestag eingezogen und hat sich seitdem nicht wieder erholt. «Wir haben zu wenig von dem geliefert, was wir versprochen haben. Ein wirklicher Neuanfang ist ausgeblieben. Eine Entschuldigung ist fällig, eine Entschuldigung bei unseren Wählerinnen und Wählern, deren Hoffnungen und Erwartungen wir enttäuscht haben.»

Hennig-Wellsow führte die Linke gemeinsam mit Janine Wissler seit dem 27. Februar 2021. Das Duo folgte damals auf Katja Kipping und Bernd Riexinger, die nach neun Jahren auf eine weitere Amtszeit als Parteivorsitzende verzichtet hatten. Bevor sie im vergangenen Jahr in den Bundestag gewählt wurde, war sie 17 Jahre lang Abgeordnete im Thüringer Landtag, seit 2014 auch als Fraktionsvorsitzende.

Die Linke ist aus der früheren DDR-Staatspartei SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) hervorgegangen, die sich im Wendewinter 1989/90 in PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) umbenannte. Aus der PDS wurde die Linkspartei, die sich mit der kleinen westdeutschen Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) 2007 zur Partei Die Linke zusammenschloss.