Politik Deutschland und Spanien wollen Pipeline über die Pyrenäen

SDA

5.10.2022 - 19:55

Pedro Sánchez (l), Ministerpräsident von Spanien, empfängt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu den deutsch-spanischen Regierungskonsultationen. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Pedro Sánchez (l), Ministerpräsident von Spanien, empfängt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu den deutsch-spanischen Regierungskonsultationen. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Keystone

Zur Eindämmung der Energiekrise dringen Deutschland und Spanien gemeinsam auf den Bau einer Gas-Pipeline über die Pyrenäen. Im Entwurf für einen gemeinsamen Aktionsplan, der am Mittwoch bei den deutsch-spanischen Regierungskonsultationen in La Coruña beschlossen werden sollte, setzen sich die beiden Länder für die Realisierung der Leitung namens Midcat zwischen Spanien und Frankreich bis 2025 ein. Später soll dadurch auch mit erneuerbaren Energien produzierter Wasserstoff transportiert werden. Frankreich stemmt sich bisher allerdings gegen den Bau.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez warben schon vor den Konsultationen noch einmal eindringlich für die Realisierung der Pyrenäen-Pipeline. «Die Europäische Union muss sich in puncto Energieversorgung noch stärker miteinander vernetzen», sagte Scholz in einem Interview der spanischen Zeitung «El País». «Insbesondere der Anschluss der Iberischen Halbinsel an das europäische Pipeline-Netz wäre ein ganz wichtiger Schritt für uns alle, deshalb werbe ich für den Bau von Midcat.»

Sanchez betonte in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», dass es bei der Leitung um die europäische Versorgungssicherheit gehe. «Das ist keine bilaterale Frage, sondern sie betrifft die gesamte EU. Angesichts des Krieges in der Ukraine sollten nicht die Interessen Einzelner, sondern das europäische Interesse Vorrang haben.»

Scholz reiste mit seinem halben Kabinett zu den Regierungskonsultationen. In einem neuen Truppentransporter der Bundeswehr begleiteten ihn acht seiner 16 Minister, darunter Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Zum Auftakt des Treffens wurde Scholz vom spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez am Hafen von La Coruña mit militärischen Ehren empfangen.

Der Aktionsplan, der noch am Abend beschlossen werden sollte, umfasst fast alle Politikbereiche von Bildung und Forschung über Wirtschaft bis zu Verteidigung und Sicherheit. Besonders grosse aktuelle Bedeutung kommt der Passage zur Energiekooperation zu.

Die von Scholz und Sanchez befürwortete Midcat-Pipeline soll von Barcelona über die Pyrenäen bis zur Anbindung an das französische Netz im südfranzösischen Barbaira führen. In Spanien ist die Röhre bis Hostalric 106 Kilometer südlich der Grenze fertig, in Frankreich fehlen etwa 120 Kilometer. Das Projekt war 2017 wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit abgebrochen worden.

Das Erdgas, das durch die Röhre Richtung Norden fliessen soll, könnten Spanien und Portugal aus verschiedenen Quellen beziehen, da beide Länder zusammen über insgesamt sieben Flüssiggasterminals verfügen. Zudem gibt es zwei Pipelines zum Gaslieferanten Algerien in Nordafrika.

Es sind die ersten deutsch-spanischen Regierungskonsultationen seit neun Jahren. An solchen Treffen nehmen auf beiden Seiten neben den Regierungschefs immer mehrere Minister teil. Die Bundesregierung führt solche Konsultationen regelmässig mit Partnerländern wie zum Beispiel Israel, Indien oder Italien durch. Früher – bis zur russischen Annexion der Krim 2014 – gab es sie auch mit der Regierung in Moskau.