Afghanischer Widerstand Die Gebirgsluft wird dünner

Von Philipp Dahm

5.9.2021

Ein Taliban-Kämpfer bewacht am 4. September eine Wechselstube auf einem Markt in Kabul.
Ein Taliban-Kämpfer bewacht am 4. September eine Wechselstube auf einem Markt in Kabul.
Bild: Keystone

Während die Kämpfe im Pandschir-Tal anhalten, eröffnet in Kabul der Flughafen wieder, um Hilfsflüge zu ermöglichen. Die Taliban feilen derzeit am neuen Kabinett.

Von Philipp Dahm

Das Pandschir-Tal ist die letzte Provinz Afghanistans, die noch nicht von den Taliban kontrolliert wird: Wie schon gestern gibt es auch heute diametral widersprüchliche Berichte aus der zerklüfteten Provinz, in der rund 200'000 Menschen leben.

Die Widerstandskämpfer wollen den Taliban schwere Verluste zugefügt haben: Etwa 1000 Islamisten seien nach der Blockade einer Fluchtroute eingeschlossen worden, vermeldete der Sprecher der Nationalen Widerstandsfront, um Taliban-Kräfte einzuschliessen und von Anhöhen zu bekämpfen.

Alle Angreifer hätten sich ergeben, seien gefangen oder getötet worden, schreibt Fahim Dashti weiter. Die Widerstandskämpfer wollen mit einer Sprengung die Hauptroute durch das Tal blockiert haben. So seien alle Taliban aus dem Bezirk Parjan vertrieben worden.

Munition womöglich zuneige

Der bisherige Parlamentarier Sal Mohammed Salmai Noori aus der Provinz Pandschir sagte, dass es Gefechte im Bezirk Schutul und Parjan gebe. Andere Gebiete im Tal seien unter vollständiger Kontrolle des Widerstands. Das deckt sich mit heutigen Aussagen von Taliban-Sprecher Bilal Karimi, der auf Twitter verkündete, auf Twitter, die Islamisten kontrollierten nun fünf der sieben Bezirke der Provinz.

Tatsächlich dürfte die Situation des Widerstandes alles andere als rosig sein: Laut «Al Jazeera» sei es möglich, dass den Kämpfern die Munition ausgeht und bereits Verhandlungen mit Kabuls neuen Machthabern laufen. Gut möglich, dass sich der Widerstand doch nun in die Regierung einbinden lässt, die eigentlich bereits vorgestellt werden sollte.



Und bei der Bildung einer Regierung will Pakistan gern behilflich sein, wie gestern ein hoher paskistanischer Militär dem britischen Aussenminister Dominic Raab versichert haben soll. Das berichtet die indische «Tribune» nicht ohne Sorge.

Kabul als Marionette Pakistans

Gerade hat sich der Chef des pakistanischen Geheimdienstes in Kabul mit den neuen Machthabern getroffen – und die Taliban wiederum haben bereits angekündigt, in den Kaschmir-Konflikt mit Indien eingreifen zu wollen. Die «Times of India» nennt die neue Regierung in Kabul dann auch schon eine «Marionette» des mächtige ISI-Geheimdienstes im verfeindeten Pakistan.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber auch: Der Flughafen Kabul hat fürs Erste seine Landebahnen wieder geöffnet. Die nationale Ariana Afghan Airlines habe den inner-afghanischen Flugbetrieb wieder aufgenommen, und auch internationale Flüge sind wieder möglich, nachdem Ingenieure technische Probleme beseitigt haben.

Mit Material von dpa.