Schwimmende Stadt So wappnen sich die Malediven gegen den Klimawandel

mmi

25.2.2023

Anstatt auf Sandbänken, sollen die Malediven in Zukunft auf Styropor schwimmenden Betonklötzen im Indischen Ozean treiben.
Anstatt auf Sandbänken, sollen die Malediven in Zukunft auf Styropor schwimmenden Betonklötzen im Indischen Ozean treiben.
Imago

Im Inselstaat Malediven entsteht die erste schwimmende Stadt, als Antwort auf den steigenden Meeresspiegel. Ein Konzept, das bald Schule machen könnte?

mmi

25.2.2023

Wohnungen, Restaurants, Hotels – alles schwimmt. Zwischen den Gebäude hüpfen Kinder von der Haustür in den Ozean. Zwar existiert die Bilderbuchidylle erst als Computeranimation, soll aber bald die Zukunft der Malediven sein, wie die «Sonntagszeitung» berichtet.

Und das ist dringend nötig. Denn aufgrund des steigenden Meeresspiegels, ausgelöst durch den Klimawandel, droht der Instelstaat im Indischen Ozean zu versinken.

Neuer Stadtteil bis 2027

Nun hat die maldedivische Regierung grünes Licht für ein Projekt des niederländischen Architekturbüros Waterstudio in Zusammenarbeit mit Maledives Floating City gegeben. In den kommenden vier Jahren soll in der Hauptstadt Malé ein neuer Stadtteil entstehen, mit Häusern für 13'000 Einheimische sowie Freizeitanlagen, Restaurants, Hotels und Ferienwohnungen. 

Noch als Computeranimation: So könnte die erste schwimmende Stadt aussehen.
Noch als Computeranimation: So könnte die erste schwimmende Stadt aussehen.
PD

Laut Waterstudio-Gründer Koen Olthuis habe das Architekturbüro bereits vor einem halben Jahr mit der Konstruktion begonnen. Man könne bereits jetzt das erste fertige Haus anschauen, sagt der 51-Jährige zur «Sonntagszeitung». Das Besondere an dem neuen Stadtteil ist, dass alles auf dem Wasser schwimmt. Geht alles wie geplant über die Bühne, könnte die erste schwimmende Stadt die Spielregeln für sämtliche Orte die nahe am Wasser gebaut sind, verändern.

Palmen anstatt Autos

Und das ganze funktioniert so: Tausende von kleinen Waterfront-Residenzen treiben auf einer Art flexiblem Raster in einer 200 Hektar grossen Lagune.  Die Häuschen schwimmen auf Prontons, die zirka 1,20 Meter tief ins Wasser gelangen. Betonkästen, gefüllt mit Styropor, bilden den Untergrund.

Sandbelegte Strassen und Plätze verbinden die Bauten, an denen wie bisher Palmen wachsen sollen. Anstelle von Autos soll man sich mit Velos oder elektrischen Buggys fortbegwegen. Die Versorgung wird durch ein vernetztes System unterhalb der Häuser und Brücken gewährleistet.

Von oben betrachtet soll die Floating City wie eine riesige Koralle aussehen. Die im Indischen Ozean lebenden Hirnkorallen (die Form erinnert an ein Gehirn) haben den Architekten die Idee für die Form der schwimmenden Stadt gegeben.

Die im Indischen Ozean häufig vorkommende Hinrkoralle hat den Architekten die Idee für die Form der Flating City gegeben.
Die im Indischen Ozean häufig vorkommende Hinrkoralle hat den Architekten die Idee für die Form der Flating City gegeben.
PD

Nebst der Form sollen die Korallen eine weitere Funktion einnehmen. Laut dem Waterstutio-Gründer Olthuis lieben Korallen Beton. Deshalb soll die Unterseite von Floating City als künstliche Korallenbank fungieren  – mit dem Ziel, dass Korallen sich dort ansiedeln und so wie ein natürlicher Wellenbrecher funktionieren.

Klimaschonend und nachhaltig?

Die schwimmende Stadt will nicht nur dem steigenden Meeresspiegel von der Klippe springen, sondern auch umweltschonend, klimaneutral und nachhaltig in die Zukunft gehen. Etwa will die Stadt die benötigte Energie mit schwimmenden Solaranlagen und Strömungszurbinen sicherstellen. Zudem soll modernste Technik unter den Häusern das Abwasser so aufbereiten, dass damit später die Bäume bewässert werden können.

Zudem hoffen die Projektinitianten, dass die Floating City ein neues Kapitel im Tourismus schreiben wird. Einheimische sollen sich erstmals im grösseren Stil mit Touristen mischen, welche Häuser kaufen oder mieten könnten.

Modell der Zukunft?

Wenig überraschend ist für die niederländischen Architekten das Modell der schwimmenden Stadt zukunftsträchtig: «Wasser ist der perfekte Ort, an dem Städte wachsen und zugleich sicherer und günstiger werden können», sagt Koen Olthuis. Zudem seien zehn bis 15 Meter hohe Dammbauten für küstennahe Orte viel zu teuer, so Olthius. 

Ob das Modell für andere Orte passend ist, ist offen. Hingegen Fakt ist, dass die Malediven unter Zugzwang sind. Auch wenn der Weltklimarat IPCC bis zum Ende des Jahrhunderts mit «nur» einem Meter Anstieg des Meeresspiegels rechnet, dürfte dies für die Malediven den Untergang bedeuten. Denn an den höchsten Stellen ragen die Inseln gerade mal einen Meter aus dem Wasser.