Nach acht Jahren Bauzeit Die Nato zieht um: Aus der Baracke in den Palast

afp

27.4.2018

Seit Jahren baut die Nato an einem neuen Hauptquartier in Brüssel. Nun zieht auch Generalsekretär Jens Stoltenberg in den neuen Palast.

Die Nato-Aussenminister müssen am Freitag in Brüssel ein letztes Mal in der Kalten-Kriegs-Atmosphäre des alten Hauptquartiers der Militärallianz tagen. Doch der Umzug in den neuen Nato-Sitz aus Stahl und Glas ist nach jahrelangen Verzögerungen nun in vollem Gange.

Am Montag wird voraussichtlich Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sein Büro beziehen. Bis Mitte Juni soll der Umzug abgeschlossen sein und damit rechtzeitig zum Nato-Gipfel im darauffolgenden Monat.

Der neue Sitz der Militärallianz im Nordosten Brüssels ist ein imposanter Bau. Er soll auf sieben Etagen mit 254'000 Quadratmetern Bürofläche 4000 Mitarbeitern und Diplomaten Platz bieten. Entlang einer zentralen Achse sind auf jeder Seite vier nach aussen abfallende Gebäudeflügel angeordnet.

Sie stellen laut dem Architekten ineinandergreifende Finger dar und symbolisieren damit die transatlantische Einheit und Zusammenarbeit - in Zeiten von US-Präsident Donald Trump keine Selbstverständlichkeit.
Der Kontrast des fast durchgehend mit Glasfronten versehenen Gebäudes am Boulevard Léopold III zum bisherigen Hauptquartier ist frappierend.

Baracken aus dem Kalten Krieg

Bisher hauste die Nato auf der gegenüberliegenden Strassenseite in Gebäuden, die sie 1967 übernommen hatte. Der alte Sitz mit vielen barackenartigen Plattenbauten platzt seit der Nato-Osterweiterng aus allen Nähten, weshalb um ihn herum auf Parkplätzen und Freiflächen provisorisch Bürocontainer aufgestellt wurden.

«Manchmal hat man den Eindruck, in Kabul zu sein», sagte eine Nato-Diplomatin im vergangenen Jahr. Die stellvertretende Nato-Generalsekretärin Rose Gottemoeller erlebte nach einem Sturm im Winter, wie dringend der Umzug ist.

«Als ich an meinem Schreibtisch sass, hörte ich es plötzlich hinter mir tropfen», sagte sie vergangene Woche. Ein «grosses Leck» habe es in ihrem Büro gegeben. In aller Eile habe sie Drucker und andere Elektronik entfernt, «um an meinem Schreibtisch keinen Stromschlag zu bekommen».

Die Fertigstellung des futuristisch wirkenden Neubaus kostet die Mitgliedstaaten letztlich 1,4 Milliarden Franken - gut 359 Millionen Franken mehr als geplant. Denn wie bei vielen solchen Projekten hat sie sich verzögert. Ein Teil der Mehrkosten ist auf verstärkte Sicherheitsmassnahmen wie gegen Explosionen geschützte Fenster zurückzuführen.

Probleme mit Cyber-Sicherheit

Die Bauarbeiten hatten im Oktober 2010 begonnen. Zwar war das Gebäude schon im vergangenen Jahr weitgehend fertig und beherbergte als leere Kulisse auch den Nato-Gipfel im Mai; doch Probleme mit dem hochgesicherten Informations- und Kommunikationssystem schoben den Umzugstermin um weitere Monate nach hinten. Ein Zulieferer hatte Diplomaten zufolge nicht rechtzeitig geliefert. Angesichts zunehmender Cyber-Attacken, wollte die Nato den Umzug nicht riskieren, bevor alles im grünen Bereich ist.

Gebaut wurde auf Belgiens erstem Flugfeld, das im Jahr 1908 entstanden war. Die deutschen Besatzer stellten dort im Ersten Weltkrieg einen Zeppelin-Hangar auf. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Terrain immer wieder bombardiert. Bei den Bauarbeiten wurden 2010 und 2011 vier nicht explodierte Sprengkörper entdeckt. «Einst ein Ort des Kampfes, wird es ein Treffpunkt für Dialog und Zusammenarbeit für Alliierte werden», hofft nun Generalsekretär Stoltenberg.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite