Ukraine Die Schweiz gedenkt der ukrainischen Opfer des russischen Krieges

fach, sda

25.2.2023 - 00:00

Zum ersten Jahrestag nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben am Freitag in der ganzen Schweiz Gedenkveranstaltungen stattgefunden. Bundesrat Ignazio Cassis erläuterte derweil im Uno-Sicherheitsrat die neutralitätspolitische Haltung der Schweiz.

Keystone-SDA, fach, sda

Besonders engagiert zeigten sich die die drei Schweizer Landeskirchen. Sie folgten etwa dem Aufruf der ukrainischen Botschaften, um 09.00 eine Schweigeminute für die Opfer abzuhalten. Von vielen Kirchtürmen ertönte bereits ab 08.55 Uhr fünf Minuten das Trauergeläut.

Im Berner Münster, der St. Galler Stadtkirche St. Laurenzen und im Zürcher Grossmünster fanden am Nachmittag Gedenkgottesdienste statt. 200 Personen besuchten etwa die mehrsprachige ökumenischen Feier in St. Gallen – und zündeten 365 Kerzen an. Auch im Zürcher Grossmünster fanden sich mehrere Hundert Personen ein. Sie zeigten sich hilflos, wütend und entsetzt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete.

Doch auch aus der Politik kam es zu zahlreichen Solidaritätsbekundungen. Bundespräsident Alain Berset und die Bundesräte Ignazio Cassis und Viola Amherd drückten etwa auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ihr Mitgefühl mit den Betroffenen aus. Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider besuchte die Flüchtlingsunterkunft auf dem Viererfeld in der Stadt Bern. Sie habe den ukrainischen Flüchtlingen gedankt für das Vertrauen, das sie in die Schweiz hätten, schrieb die Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements auf Twitter.

Mehrere Kundgebungen

Zudem kam es in mehreren Städten zu Anti-Kriegs-Kundgebungen. Unweit der russischen Botschaft in Bern demonstrierten etwa 200 bis 300 Personen friedlich gegen den Aggressor. Unter den Anwesenden waren zahlreiche ukrainische Flüchtlinge. «Warum werden ukrainische Kinder getötet?», war auf einem grossen Transparent zu lesen. Viele Teilnehmer der Kundgebung schwenkten ukrainische Flaggen oder brachten auf andere Art ihre Solidarität zum Ausdruck.

In Basel kam es zu einer Mahnwache auf dem Marktplatz. Daran beteiligen sich etwa 200 Personen, mehrere hatten ukrainische Flaggen dabei.

Cassis will Treffen «im Geiste der Genfer Konvention»

Doch nicht nur auf der Strasse, auch im Uno-Sicherheitsrat war der Ukraine-Krieg das dominierende Thema. Bundesrat Cassis erläuterte im Gremium die Haltung der Schweiz. Die Schweiz bevorzuge in militärischer Hinsicht keine der Kriegsparteien, doch Neutralität bedeute nicht Gleichgültigkeit, sagte Cassis.

Der Vorsteher des Eidg. Departements des Äussern (EDA) bekräftigte die Aufforderung an Russland, alle Truppen «unverzüglich aus dem ukrainischen Hoheitsgebiet abzuziehen». Seit zwölf Monaten würden die Charta der Vereinten Nationen und die Genfer Konvention mit Füssen getreten. «Wir müssen alles tun, um ihre Einhaltung auf dem in Feuer und Blut liegenden ukrainischen Territorium zu gewährleisten.»

Cassis schlug ein Treffen «im Geiste der Genfer Konvention» vor. Die Schweiz sei jederzeit bereit, «alle an einen Tisch zu bringen, um für eine bessere Einhaltung des Völkerrechts und schliesslich für den Frieden zu arbeiten».

Schweizer spendabel wie nie

Wie verschiedene Stellen betonten, zeigte sich die Schweiz aber nicht nur mit Worten und Gesten solidarisch. Bei Schweizer Hilfswerken gingen seit Kriegsausbruch über 380 Millionen Franken an Spenden für die Ukraine ein – das ist neuer Rekord. Die Glückskette sammelte mit 130 Millionen Franken rund einen Drittel der Ukraine-Spenden. Die übrigen Spenden haben Hilfsorganisationen mit und ohne Zewo-Gütesiegel direkt erhalten.

Auch die Hilfe der Eidgenossenschaft zugunsten der Ukraine ist eines der grössten bisherigen humanitären Engagements der Schweiz. Insgesamt hilft die Schweiz der Ukraine mit Direkthilfe und Beiträgen an internationale Organisationen für über 270 Millionen Franken.

Ausserdem nahm die Schweiz zahlreiche Ukraine-Flüchtlinge auf unbürokratische Weise auf. Vom dafür aktivierten Schutzstatus S profitierten bisher über 75'000 Personen. Zahlreiche Ukraine-Flüchtlinge fanden bei Privaten Unterschlupf.