Nobelpreiswürdig? Friedensstifter Trump: Emirate und Bahrain schliessen Pakt mit Israel

dpa/gbi

15.9.2020 - 10:00

Lässt sich für einen bemerkenswerten Schritt in der Nahost-Politik feiern: US-Präsident Donald Trump.
Lässt sich für einen bemerkenswerten Schritt in der Nahost-Politik feiern: US-Präsident Donald Trump.
Bild Keystone

US-Präsident Trump spricht von einem «historischen Durchbruch»: Zwei arabische Staaten wollen heute unter seiner Vermittlung ihre Beziehungen zu Israel normalisieren. Ein wichtiger Erfolg für Trump im Wahlkampf.

Dass US-Präsident Donald Trump gerne einen Friedensnobelpreis hätte, ist kein Geheimnis: Als Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed im letzten Jahr die prestigeträchtige Auszeichnung zugesprochen erhielt, reklamierte Trump einen Anteil an der Ehre für sich. Und dass er nun selbst von einem norwegischen Parlamentarier offiziell nominiert wurde, schmeichelt dem Mann im Weissen Haus natürlich besonders.

Wobei die Leistung, für die Trump nun nominiert wurde, tatsächlich bemerkenswert ist. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrain wollen ihre Beziehungen zu Israel normalisieren. Bei einer feierlichen Zeremonie im Weissen Haus sollen heute Dienstag Vereinbarungen zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen unterzeichnet werden.

US-Präsident Donald Trump empfängt dafür Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sowie die Aussenminister der VAE und Bahrains, Abdullah bin Sajid und Abdullatif al-Sajani, in seinen Amtssitz in Washington.

Palästinenser sind erzürnt

Die VAE und Israel hatten die Normalisierung ihrer Beziehungen bereits Mitte August beschlossen. Am Freitag verkündete Trump dann, dass auch das Königreich Bahrain dem Vorbild der VAE folgen werde. Trump sprach von einem «historischen Durchbruch» – die Palästinenserführung dagegen spricht von «Verrat an Jerusalem, der Al-Aksa-Moschee und der palästinensischen Sache». Auch die Türkei und – wenig überraschend – der politische Erzfeind Iran äusserten scharfe Kritik. So baut Trump mit seinem Abkommen, wie der «Spiegel» festhält, primär die «Anti-Iran-Front» aus.

Durch die Abkommen wird es mit Ägypten und Jordanien sowie nun den VAE und Bahrain vier arabische Länder geben, die diplomatische Beziehungen zu Israel unterhalten. Im Gegenzug für die Einigung will Israel die geplante Annektierung von Gebieten im besetzten Westjordanland aussetzen, das die Palästinenser für einen eigenen Staat beanspruchen.

Dass die Palästinenser mit Trumps Coup wenig anfangen können, überrascht nicht: Sie werfen der US-Regierung eine einseitig pro-israelische Politik im Nahost-Konflikt vor. Trump hatte Jerusalem Ende 2017 einseitig als Hauptstadt Israels anerkannt und im Mai 2018 die US-Botschaft von Tel Aviv dorthin verlegt. 



Trump hatte sich für die Annäherung zwischen Israel und den VAE sowie Bahrain eingesetzt. Am Freitag sagte er im Weissen Haus, er sei «sehr hoffnungsvoll», dass weitere Länder dem Beispiel der VAE und Bahrains folgen würden. Er gehe auch davon aus, dass die Palästinenser dann wieder Gesprächsbereitschaft zeigen würden.

Erfolg im Wahlkampf

Trump wirbt im US-Wahlkampf mit seiner israelfreundlichen Nahost-Politik, womit er besonders bei der für ihn wichtigen evangelikalen Wählerschaft punkten will. Sie ist Israel gegenüber traditionell positiv eingestellt. Zugleich wirbt der Republikaner mit seinem harten Kurs gegen Israels Erzfeind Iran. Trump tritt bei der Wahl am 3. November gegen den Präsidentschaftsbewerber der Demokraten, Ex-Vizepräsident Joe Biden, an.

Das Königreich Bahrain ist ein enger Verbündeter Saudi-Arabiens und der Emirate. Bahrain pflegt auch enge Beziehungen zu den USA. So ist dort etwa die 5. US-Flotte stationiert. Im vergangenen Jahr hatte der Golfstaat in seiner Hauptstadt Manama gemeinsam mit Washington eine umstrittene Wirtschaftskonferenz für die Palästinenser ausgerichtet.

Während Bahrain wie seine arabischen Golfnachbarn von einem sunnitischen Herrscherhaus regiert wird, sind die Einwohner mehrheitlich schiitisch. Traditionell hat das Land enge Beziehungen zum ebenfalls schiitischen Iran.

Die Emirate mahnten kurz vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel eine Beilegung des Nahost-Konflikts an. «Frieden zwischen unseren Ländern ist eine bedeutsame Möglichkeit, aber es ist kein Ersatz für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern», schrieb die Sprecherin des VAE-Aussenministeriums, Hend al-Otaiba, am Montag in einem Beitrag für die israelische Zeitung «Haaretz». Die Emirate hielten an ihrer tiefen und langjährigen Verpflichtung für die Palästinenser fest.

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