Deutschland Ende nach mehr als 40 Jahren: Akw Fessenheim im Elsass geht vom Netz

SDA

30.6.2020 - 14:00

ARCHIV – Das Kernkraftwerk steht am Ufer vom Rhein. Das betriebsälteste Atomkraftwerk Frankreichs wird endgültig abgeschaltet. Foto: Jean-François Badias/AP/dpa
ARCHIV – Das Kernkraftwerk steht am Ufer vom Rhein. Das betriebsälteste Atomkraftwerk Frankreichs wird endgültig abgeschaltet. Foto: Jean-François Badias/AP/dpa
Source: Keystone/AP/Jean-François Badias

Das umstrittene elsässische Atomkraftwerk Fessenheim an der Grenze zu Deutschland ist endgültig abgeschaltet worden. Der zweite Druckwasserreaktor des betriebsältesten Atomkraftwerks in Frankreich sei am späten Montagabend vom Stromnetz getrennt worden, teilte der französische Energiekonzern EDF mit.

Fessenheim gilt Kritikern seit Jahren als Sicherheitsrisiko – Atomkraftgegner vor allem in Deutschland und der Schweiz hatten jahrelang die Abschaltung des Meilers gefordert. Doch das Ende von Fessenheim wird nicht das Ende der Kernenergie in Frankreich bedeuten.

Der erste Reaktorblock des seit Ende 1977 Strom produzierenden Kraftwerks am Rhein war bereits Ende Februar vom Netz genommen worden. Die Abschaltung des zweiten Blocks hatte am Montagnachmittag einige Stunden eher als geplant begonnen. Deutsche Politiker und Umweltaktivisten hatten die Stilllegung begrüsst.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte Ende 2018 versprochen, Fessenheim bis 2020 stillzulegen. Beschäftigte und Anwohner hatten die Abschaltung hingegen immer wieder scharf kritisiert.

Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire betonte unterdessen, dass Frankreich auch künftig auf Atomkraft setzen werde. «Ich bin ein Verfechter der Kernenergie», sagte Le Maire am Dienstagmorgen dem Sender BFMTV. Sie ermögliche niedrige CO2-Emissionen und Unabhängigkeit, so Le Maire. Allerdings wäre es unvernünftig, bei der Stromerzeugung weiterhin zu 75 Prozent auf Kernenergie zu setzen. Also wolle man bis 2035 von 75 Prozent auf 50 Prozent gehen, kündigte Le Maire an.

Frankreich gilt immer noch als das «Atomland» Europas. Nach der Stilllegung Fessenheims betreibt EDF nach eigenen Angaben landesweit 56 Reaktoren. Frankreich liegt hinter den USA immer noch auf Platz zwei der grössten Produzenten von Atomstrom weltweit.

Minister Le Maire betonte erneut, dass Frankreich mit der Entscheidung für den Bau neuer Atomkraftwerke abwarten wolle – zumindest bis zur Inbetriebnahme des neuen Druckwasserreaktors in Flamanville am Ärmelkanal. «Wenn wir langfristig denken, ist die Kernenergie immer noch relevant», betonte Le Maire aber.

Für Rechtspopulistin Marine Le Pen ist die Abschaltung von Fessenheim eine «Katastrophe». Es handle sich um ein «billiges politisches Manöver» und eine Verletzung der französischen Souveränität.

In Deutschland hingegen wurde die Abschaltung weitgehend begrüsst. «Wir sind erleichtert, dass die Abschaltung des zweiten Reaktors in Fessenheim planmässig erfolgt ist», erklärte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Das Ende von Fessenheim bedeute mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität für die Menschen in der Region. Fessenheim liegt nur wenige Kilometer von Freiburg im Breisgau sowie der Schweizer Stadt Basel entfernt.

Die internationale Ärzteorganisation zur Verhütung des Atomkriegs IPPNW gab sich ebenfalls erfreut über das Ende des Atomkraftwerks. «Die Abschaltung des AKW Fessenheim war längst überfällig. Trotz erheblicher Sicherheitsmängel und der mehr als 200 Störfälle überwogen bei den Betreibern offenbar immer wieder kurzfristige wirtschaftliche Interessen gegenüber dem Wohl, der Gesundheit und der Sicherheit der Bevölkerung», erklärte der Co-Vorsitzende Alex Rosen.

Die Region um die Gemeinde Fessenheim im südelsässischen Département Haut-Rhin soll nun zu einem grünen und grenzübergreifenden Vorzeigeprojekt werden. In einem deutsch-französischen Innovationspark sollen Projekte zu nachhaltiger Energiegewinnung umgesetzt werden. Bis das Gelände des Kernkraftwerks selbst genutzt werden kann, werden jedoch noch Jahrzehnte vergehen. Nach Betreiberangaben sind für die Vorbereitungen der Demontage fünf Jahre veranschlagt, der Abbau selbst dauert dann nochmals 15 Jahre.

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