Mit einer feierlichen Senatssitzung hat Polens Staatsspitze an den 30. Jahrestag der ersten teilweise freien Wahlen nach Kriegsende erinnert. Die Parlamentswahl am 4. Juni 1989 sei ein ausserordentlich wichtiger Schritt in Richtung Freiheit gewesen.
Das sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Dienstag in Warschau. Präsident Andrzej Duda bezeichnete die Wahl als einen Sieg der Polen. Obwohl die Abstimmung nicht gänzlich frei gewesen sei, hätten die Menschen damals gezeigt, dass sie den Kommunismus ablehnten.
Bei der Wahl im Jahr 1989 konnten die Polen über 35 Prozent der Mandate frei entscheiden, die übrigen waren für die kommunistische Partei reserviert. Das Votum wurde zu einem Triumph für die polnische Bürgerrechtsbewegung und die Gewerkschaft Solidarnosc. Die Wahlen in Polen leiteten zugleich den Beginn des politischen Wandels in Europa bis zum Fall der Mauer ein.
Der Jahrestag wurde auch in der nordpolnischen Stadt Danzig gefeiert, wo die Solidarnosc-Bewegung ihren Ursprung hat. «Ohne einen Atomkrieg haben wir der Welt eine Chance eröffnet», sagte der ehemalige Solidarnosc-Anführer und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa. Heute würden Demokratie und Gesellschaft die Entscheidungen treffen.
Anlässlich des Jubiläums unterzeichneten unter anderem Walesa sowie EU-Ratspräsident und Ex-Regierungschef Donald Tusk eine Danziger Erklärung von Freiheit und Solidarität, in der die Ereignisse von 1989 gewürdigt wurden.
Die Schrift war auch ein Aufruf an die Polen zu mehr Einigkeit. «Wir wollen Demokratie ohne Streit voller Hass», hiess es darin. Die zerstrittenen politischen Lager in Polen, die das Jubiläum getrennt feierten, gelten wie die Gesellschaft als gespalten.
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