Nach Massaker in US-Supermarkt Ermittler verdächtigen 21-Jährigen als Todesschützen

dpa

24.3.2021 - 00:00

Polizisten stehen vor einem Supermarkt im US-Bundesstaat Colorado, in dem zehn Menschen getötet wurden.
Polizisten stehen vor einem Supermarkt im US-Bundesstaat Colorado, in dem zehn Menschen getötet wurden.
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Im US-Bundesstaat Colorado sterben zehn Menschen bei einer Attacke im Supermarkt. Die Rufe nach schärferen Waffengesetzen werden lauter – wieder einmal.

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Zehn Menschen wurden in Boulder von Kugeln getötet, die mit einem halbautomatischen Sturmgewehr abgefeuert wurden. Der 21-jährige Verdächtige kaufte die Waffe sechs Tage vor der Tat. Seine Familie sagt, er habe psychische Probleme gehabt.

Einen Tag nach dem Angriff auf einen Supermarkt in der US-Stadt Boulder mit zehn Toten haben Ermittler am Dienstag einen 21-jährigen Mann als mutmasslichen Täter identifiziert. Über das Motiv wurde noch nichts bekannt; die Polizei ging zunächst von einem Einzeltäter aus. Der Verdächtige Ahmad A. habe die Tatwaffe, ein halbautomatisches Sturmgewehr mit der Typbezeichnung AR-15, sechs Tage vor dem Angriff gekauft.

Unter den Todesopfern war ein Polizist, der als erster Beamter am Tatort eintraf. US-Präsident Joe Biden würdigte den 51-jährigen Polizisten als «Definition eines amerikanischen Helden». Die neun anderen Opfer waren laut Polizei zwischen 20 und 65 Jahren alt. Ein Opfer wurde erschossen in einem Auto gefunden, neben dem der Tatverdächtige seinen Wagen, der seinem Bruder gehört, parkte. Ein älterer Mann wurde auf dem Weg von da in den Supermarkt von mehreren Kugeln tödlich getroffen. In dem Markt kam es am Montagnachmittag zu einem Feuergefecht mit der Polizei, bei dem der Tatverdächtige angeschossen wurde. Staatsanwalt Michael Dougherty sagte, Ahmad A. werde in einem Krankenhaus behandelt und voraussichtlich noch im Lauf des Dienstags des Mordes beschuldigt und ins Gefängnis gebracht.

«Das ist eine Tragödie»

Hunderte Polizisten aus dem Grossraum Denver wurden zum Tatort beordert. Unter dem Schutz kugelsicherer Schilde wurden verängstigte Kunden aus dem Supermarkt gebracht. «Das ist eine Tragödie und ein Alptraum für Boulder County», sagte Dougherty. «Das waren Leute, die ihrem Tagesablauf nachgingen, einkauften.» Der Angriff weckte böse Erinnerungen an das Massaker in einem Supermarkt im texanischen El Paso 2019, bei dem ein Angreifer 22 Menschen erschoss – nach Angaben der Polizei gezielt Mexikaner.



Familienangehörige des Verdächtigen von Boulder sagten nach Angaben der Polizei, der 21-Jährige habe psychische Probleme. Er habe manchmal gesagt, dass er verfolgt oder gejagt werde.

Das Ermittlungsdetail, dass wieder ein quasi militärisches Sturmgewehr benutzt wurde, liess die Diskussion über strengere Schusswaffengesetze wieder aufflammen. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte, die Zeit des Nichtstuns sei vorüber, «genug ist genug». Bidens Vorgänger Donald Trump hatte vehement Vorstösse für restriktivere Waffengesetze blockiert. «Die Waffenlobby und so viele andere haben in der Vergangenheit die Fähigkeit gestoppt, bedeutungsvolle Reformen zu machen, aber das ist keine Ausrede. Ich denke, das amerikanische Volk ist der Ausreden müde.»

Erinnerung an das Massaker an der Columbine High School

Der getötete 51-jährige Polizist war seit 2010 bei der Polizei. Er traf laut Polizeichefin Maris Herold nach einem Notruf als erster am Tatort ein. «Er war nach allem, was berichtet wird, einer der herausragenden Beamten der Polizeibehörde von Boulder», sagte Staatsanwalt Dougherty.

Boulder liegt etwa 40 Kilometer nordwestlich von Denver und ist Sitz der University of Colorado. In dem US-Staat kam es bereits in der Vergangenheit zu Überfällen mit Schusswaffen und zahlreichen Toten, darunter das Massaker an der Columbine High School 1999 und ein Überfall auf ein Kino in Aurora 2012.

Landesweit war es in diesem Jahr in den USA die siebte Tat, bei der ein Schütze zahlreiche Menschen tötete, wie aus einer Zusammenstellung der Nachrichtenagentur AP, der Zeitung «USA Today» und der Northeastern University hervorgeht. Zuletzt erschoss ein Mann am 16. März in drei Massagestudios im Grossraum Atlanta acht Menschen.